Ps 119,9: Der junge Mann braucht Gottes Wort – Teil 1

von Alexander Hiller
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Diese Predigt wurde von Alexander Hiller ursprünglich am 17.2.2013 in der ERB Wetzlar gehalten.

Wie finde ich den richten Lebensweg?

Wir befinden uns heute im Jahr 2013. Es stehen viele Ereignisse bevor. Vielleicht geht es nicht nur mir so, sondern auch anderen  von euch. Wir leben in einer Zeit des Wandels und der Veränderung. Schauen wir hinaus in die Welt, sehen wir Atomtests in Nordkorea, Kriegszustände in Syrien, Mali, Nigeria und Bundestagswahlen in Deutschland. Aber nicht nur die Dinge um uns herum ändern sich, sondern auch wir selbst. Was wir heute tun und wofür wir uns entscheiden, hat Auswirkungen auf unser zukünftiges Leben. Die jüngeren von uns werden vielleicht nur ins nächste Schuljahr versetzt, ein anderer beendet seine Schullaufbahn und fängt eine Berufsausbildung oder ein Studium an. Der nächste ist schon so weit, dass er ins Berufsleben einsteigt. Und wieder andere, die schon länger gearbeitet haben, wollen sich weiterbilden oder denken nochmal ganz neu über ihre Ausrichtung nach. Schließlich hängt dies alles auch eng mit unserem Privatleben zusammen. Aber ist es nicht so, dass unser Leben hier auf der Erde einer Straße gleicht, auf der wir unterwegs sind? Die Route, die wir nehmen, bestimmt das Ziel, wo wir ankommen. Die Gabelungen der Straße sind die Entscheidungen, vor die wir täglich gestellt werden. Viele Wege werden als richtig angepriesen, aber welcher führt schlussendlich wirklich zum Ziel? Welches ist der richtige Lebensweg, den ich gehen soll? Wie jemand, der eine lange Reise unternimmt, die viele Gefahren beinhaltet und wichtige Entscheidungen erfordert, immer wieder auf die Karte schauen muss, wenn er an eine neue Weggabelung kommt, so stellt auch der Psalmist eine solche Frage:

 „Wie wird ein junger Mann seinen Weg unsträflich gehen? Wenn er sich hält an deine Worte.“

Psalm 119,9

Dieser Vers gliedert sich in drei Teile: Der junge Mann, das unsträfliche Leben und das Wort Gottes. Wir werden alle drei nacheinander betrachten.

1. Der junge Mann

„Wie wird ein junger Mann seinen Weg unsträflich gehen? Wenn er sich hält an deine Worte.“

Warum redet der Psalmist eine Gruppe an? Gottes Wort ist doch für Jung und Alt?! Für Männer und Frauen?! Warum also junge Männer? Weil sie noch nicht alt sind! Ihre Jugendphase ist eine Phase der meisten Kraft, der stärksten Veränderungen, der größten Gefahren und vor allem der wichtigsten Weichenstellungen! Aber auch wenn im Folgenden hauptsächlich die jungen Männer angeredet werden, können doch alle etwas aus dieser ernsten Lektion für junge Männer lernen!

Wie soll ein junger Mann seinen Lebensweg richtig gehen? Wie soll er seine Entscheidungen richtig treffen? Es gibt doch so viele falsche Wege und so viele Gefahren auf dem richtigen Weg! Wie soll er zu einem heiligen Wandel gelangen  und wie dabei bleiben? Wie kann er auch mit einer sündigen Vorbelastung den rechten Weg finden und einhalten? Das ist doch von allen Fragen die wichtigste, und welcher Zeitpunkt wäre geeigneter, sich dieselbe zur Beantwortung vorzulegen, als gerade der Eintritt ins Leben?

Alle jungen Männer haben eine natürliche Veranlagung zum Schlechten, auch wenn sie dankbarerweise bei einigen unterdrückt ist. Wenn sie ihren Lebensweg auch anfangs unsträflich gehen, können sie trotzdem von diesem Weg abkommen! Viele sind heißblütig und unerfahren und voller glühender Leidenschaften. So beschreibt sie auch der Reformator Johannes Calvin in seiner Predigt über diesen Text: „Junge Männer können wie wilde Tiere sein, unmöglich zu zähmen“. Junge Männer neigen dazu, sich selbst immer weiter ins Verderben zu stürzen, denn ihre sündhafte Natur ist immer mehr geneigt zum Bösen als zum Guten. Sie haben von sich selbst aus keine Weisheit und keinen Rat, wie sie leben sollen. Junge Männer sind besonders den Versuchungen des Satans, der Welt und des Fleisches ausgesetzt! Die Verführung der Welt bietet sich jungen Männern als Freundschaft an, sodass sie die wirkliche Versuchung zuerst nicht erkennen!  „Wisst ihr nicht, dass Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein.“ (Jakobus 4,4) Voller Hitze und Begierden können sie leicht überkochen. Anstatt anständig, bescheiden und nüchtern zu sein, werden sie desto mehr leichtsinnig und starrköpfig. Je mehr man junge Männer zurechtweist, desto beleidigter werden sie. Viele junge Männer wissen nicht mehr, was Scham bedeutet. Ihr Gewissen ist durch die unaufhörliche sündige Berieselung völlig abgestumpft. Dazu beigetragen haben Internet, Fernsehen, Musik, Radio, Filme, Spiele, Bücher, schlechte Gesellschaft und vieles mehr.

Warum stellt der Psalmist die Frage so direkt? Man könnte sagen,  er ruft diese Frage aus! Wie nur, wie kann ein junger Mann den Weg unsträflich gehen?!

J.C. Ryle, der bekannte englische Pfarrer im 19. Jahrhundert, schrieb ein Buch, das wir auch auf Deutsch haben: „Gedanken für junge Männer“. Ich empfehle jedem dieses Buch zu lesen. Ryle beschreibt die Dringlichkeit, warum junge Männer Ermahnung brauchen. Er zeigt auf, dass das, was junge Männer einmal werden, davon abhängt, was sie jetzt sind! Das heißt die jetzigen Entscheidungen sind von höchster Bedeutung! Man kann einen jungen Mann vergleichen mit einem jungen Baum.  Eine junge zwei-Meter hohe Eiche kann von einem Kind verbogen werden, aber wenn die Eiche ausgewachsen und großer Baum geworden ist, können viele starke Männer sie nicht mehr verbiegen.

Um die Ernsthaftigkeit zu unterstreichen nimmt er keine Hand vor den Mund. Er sagt, dass Tod und Gericht genauso auf junge Männer warten wie auf alle anderen. „Eines Tages werdet ihr sterben, ihr jungen Männer; und der Tag eures Todes ist vielleicht schon nahe, ganz gleich wie stark und gesund ihr jetzt seid… Und dennoch lebt ihr heute so, als wäret ihr euch sicher, dass ihr überhaupt nicht sterben werdet.“ Obwohl J.C. Ryle dies vor über 100 Jahren geschrieben hat, sind seine Worte aktuell wie damals. Ich kannte auch einen Gleichaltrigen, der einen tödlichen Autounfall hatte – zu schnell gefahren. Nicht alle werden so alt wie Isaak und Jakob. „Es ist den Menschen einmal bestimmt zu sterben, danach aber das Gericht“ (Hebräer 9,27) – das gilt auch für junge Männer! Was werdet ihr tun, wenn ihr schuldig vor dem Thron des gerechten Richters erscheinen müsst und er Rechenschaft fordert, wie ihr euer Leben gelebt habt? Lasst uns nun kurz beobachten, welches warnende Beispiel von jungen Männern uns die Bibel gibt!

Junge Männer in der Bibel – ein warnendes Beispiel eines sündigen Lebens

Nadab & Abihu: Sie starben früh durch selbstverschuldetes Fehlverhalten. Beide  waren die Söhne von Aaron und die Neffen von Mose. Sie hatten noch zwei jüngere Brüder namens Eleasar und Itamar. Damit hatten sie eine  hohe und ehrenvolle Familienstellung innerhalb des Volkes Israel. Beim Bundesschluss am Sinai hatten sie durch Mose alle Worte Gottes zweimal gehört und zusammen mit dem ganzen Volk zweimal geantwortet: „Alle Worte, die der HERR gesagt hat, wollen wir tun.“ Daraufhin wurde Nadab und Abihu, den beiden älteren Söhne Aarons, eine besondere Ehre zuteil: sie durften Gott schauen. Die beiden waren mit Mose, Aaron und den 70 Ältesten auf dem Berg Sinai gestiegen und hatten Gott geschaut. Ihre beiden Brüder waren damals noch nicht dabei. Von diesen Ereignissen lesen wir in 2. Mose 24.

Kurz darauf wurden sie in den Priesterdienst eingesetzt. Gott hatte die Nachkommen Aarons als seine Priester auserwählt und eingesetzt, um Opfer darzubringen (2. Mose 28).

In 3. Mose 8 wird uns berichtet, wie sie feierlich zum Priesteramt geweiht werden. Wir lesen wie Mose beispielhaft die ganze Opferzeremonie selbst durchführt, genauso wie Gott sie geboten hat und wie Mose Aaron und seine Söhne warnt, dass sie genau nach dem Gebot des HERRN tun, um nicht zu sterben. Nun fangen Aaron und seine Söhne an, ihr erstes Opfer darzubringen (3. Mose 9). Doch dann handeln die beiden jungen Männer gegen Gottes Gebot! Das lesen wir in 3. Mose 10,1-2: Die beiden ältesten Söhne von Aaron achteten nicht auf Gottes Wort und erdachten sich ihre eigene Form von Gottesdienst. Sie kamen mit fremdem Räucherwerk vor den HERRN. Damit übertraten sie das Gebot was Gott gegeben hatte. Sie achteten die Heiligkeit Gottes nicht und das brachte ihnen das Verderben und den Tod ein. Feuer fuhr aus von dem HERRN und verzehrte sie. Sie waren jung, denn es wird in der Schrift zweimal erwähnt, dass sie ohne Kinder starben (4. Mose 3,4 und 1. Chr 24,2). Wie sollte uns das zur Warnung dienen! Wir alle, auch die jungen Männer, auch die Kinder, haben das Wort Gottes schon so oft gehört und gelesen – wie geht ihr damit um?

Ihr habt gesehen, warum der Psalmist ausgerechnet junge Männer anspricht, und dass sie aufmerken müssen – denn sie sind nicht unsterblich: „Junge Männer straucheln und fallen“ (Jes 40,30). Aber ich bin mir sicher, dass trotzdem alle, besonders junge Menschen, etwas davon lernen können, wenn auch junge Männer hier besonders angesprochen sind. Was Nadab und Abihu verachtet haben, sodass sie bestraft wurden, wollen wir im zweiten Teil genauer betrachten.

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