Hast du mal als Kind versucht, in einem reißenden Fluss einen Damm zu bauen, um ihn zu stoppen und bist kläglich gescheitert? Eine sehr ähnliche Erfahrung macht jeder, der versucht, sein „busy life“ irgendwie unter Kontrolle zu kriegen. Es scheint einfach nicht zu klappen. Der Fluss der Zeit fließt unaufhaltsam weiter und sobald man einige ToDos erledigt hat, wird schon der nächste Aufgabenberg angeschwemmt, ohne Rücksicht auf unser Bedürfnis nach Ruhe und Erholung. Und weil nicht nur Firmenchefs oder vollbeschäftigte Pastoren ständig das Gefühl haben, viel zu viel zu tun zu haben, sondern oft auch schon Schüler und Studenten, wollen wir einmal die Bibel zu diesem Thema sprechen lassen.
Du wirst in diesem Artikel drei Gefahren kennenlernen, die ein Leben, das zu voll ist oder scheint, mit sich bringt. Dann werden drei Diagnosen an dein Herz gestellt, die dir helfen, Sünden oder falsche Haltungen aufzudecken, die sich oft dahinter verbergen. Und dann möchte ich dir einen zentralen Tipp und ein paar weniger wesentliche, aber dennoch hilfreiche Tipps mitgeben. Das zu lesen, bekommst du sicher hin, auch wenn du vielleicht gerade sehr busy bist 😉
3 Gefahren, die nicht zu unterschätzen sind
Eine erste Gefahr, die du bestimmt auch aus dem eigenen Leben kennst: Busyness kann deine Freude rauben, weil du die ganze Zeit nur mit dir und deinen Zukunftssorgen beschäftigt bist, statt Gott für das zu danken, was er dir schon alles geschenkt hat. Das ist wirklich nicht nur schade, sondern auch gefährlich, denn das Wesen eines von Christus veränderten Menschen soll von Freude geprägt sein (Gal 5,22; Phil 4,4; Joh 15,11).
Dazu kommt noch die Gefahr, dass die Busyness unsere Herzen berauben kann. Jesus spricht in seinem bekannten Gleichnis vom Sämann darüber, dass die Saat, die unter die Dornen gerät, eigentlich kurz vor dem Frucht bringen ist. Sie geht auf, alles sieht gut aus, doch dann – kommen die Sorgen des Lebens und ersticken sie. Hätte Jesus heute gelebt, hätte er womöglich gesagt: „und dann kommt die Busyness… und erstickt das Wort“ (Mk 4,19). Es leuchtet ein, dass sie unsere Herzen beraubt, wenn man nur mal bedenkt, wie viele Morgenandachten dadurch zu kurz kommen und kaum oder keinerlei Auswirkungen zeigen, weil man einfach direkt gestresst zum Zug rennen muss.
Wenn der Stress die Sünde unsichtbar macht.
Eine dritte Gefahr davon, dass man ständig viel zu tun hat, ist, dass Reflektion über die eigene Sünde im Leben nicht mehr stattfinden kann – wo soll man auch die Zeit dafür hernehmen? Weil du vielleicht ständig die nächste Deadline einhalten musst, fällt dir beispielsweise gar nicht mehr auf, dass du zu deiner Familie sehr unfreundlich bist oder sie vernachlässigst. Auch Schlimmeres kann in deinem Leben „gedeihen“, was dir aber nicht auffällt, weil du zu beschäftigt bist.
Unterschätze nicht, was dieser gestresste Lebensstil mit dir machen kann! Was können wir aber jetzt dagegen tun? Wir können natürlich einfach effektive Zeitmanagement-Tipps rigoros umsetzen. Oft steckt aber mehr dahinter als nur die fehlende Einhaltung deines sinnvollen Stundenplans. Dein Herz ist voll von Sünde und diese zu diagnostizieren, ist sehr wichtig, wenn wir wirkliche Veränderung erleben möchten.
3 Diagnosen für unser Herz
Hinter vielen anderen Sünden in deinem Leben steckt eine bestimmte Sünde, die tausend Gesichter hat: der Stolz. Oft erkennen wir nur schwer, dass sich hinter einer Haltung oder Handlung von uns eigentlich Stolz verbirgt. Und vielleicht wären wir nicht darauf gekommen, dass das auch bei unserer Busyness der Fall sein kann. Aber überlege dir mal: Gibt es Termine in deinem Leben, die du nur deswegen einhältst, weil du Menschen nicht enttäuschen möchtest? Das ist Menschengefälligkeit und eine Form von Stolz. Ist dein Leben so vollgepackt, weil du viel arbeitest, um dir viele Dinge leisten zu können? Dann steckt dahinter vielleicht der Wunsch nach Besitz, wobei es streng genommen um dich geht und somit Stolz ist. Hast du ständig keine Zeit, weil du Dinge immer perfekt machen möchtest und das nun mal sehr viel Zeit kostet? Es ist nur eine Überlegung, aber vielleicht steckt dahinter ein übertriebenes Bedürfnis nach Perfektionismus, der deinem Stolz entspringt und nicht zwangsläufig dem Wunsch, Gott dadurch zu ehren, dass du dein Bestes für ihn gibst. Das wäre eine erste Diagnose, die du deinem Herzen stellen kannst: Tue ich in der Tat Gutes oder versuche ich nur gut dazustehen?
Bist du wirklich beschäftigt – oder willst du nur beschäftigt wirken?
Nimm dir gerne auch die nächste Diagnose zu Herzen: Du kannst anderen nicht effektiv dienen, ohne Prioritäten zu setzen. Ich möchte dich hier nur darauf hinweisen, was Jesus getan hat, als direkt vor seiner Nase sehr viele dringende Aufgaben standen. In Markus 1 wird uns eine Situation geschildert, wo „jeder Jesus sucht“ (Mk 1,37). Jesu Reaktion spricht hier Bände: „Und er sprach zu ihnen: Lasst uns anderswohin gehen, in die nächsten Orte, dass ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen.“ (Mk 1,38). Jesus, der selbst sehr viel zu tun hatte, zeigt dir hier den Unterschied zwischen dringend und wichtig. Diesen in deinem Leben zu erkennen und ernst zu nehmen, wird dir sicherlich helfen, es besser in den Griff zu bekommen.
Hier kommt auch gleich die nächste (sehr relevante!) Diagnose: Unser Medienkonsum verstärkt unsere Busyness! Unser Gehirn wird mit Reels und Shorts und Clips gefüttert. Und der Hunger danach wächst. Wir brauchen immer mehr. Und das sorgt dafür, dass wir uns ständig so fühlen, als müssten wir etwas tun, selbst wenn das nur darin besteht, dass wir belangloses Zeug anschauen. Nimm dir bei diesem Thema gerne mehr Zeit, um es zu reflektieren. Die Essenz ist: Wir sind oft beschäftigt mit dem Beschäftigtsein. Das ist eine traurige Diagnose aber andererseits auch eine hilfreiche, die uns hilft, unseren Medienkonsum zu reflektieren.
Ein Tipp und mehrere Tipps
Der Abschnitt in der Bibel, der einer Predigt von Jesus über Busyness am nächsten kommt, ist wahrscheinlich Lukas 10,38-42. Marta, eine fleißige und hilfsbereite Frau, fühlt sich überfordert mit den Aufgaben, die sie erledigen muss. Und, Hand aufs Herz: Leute zu bedienen und Ordnung im Haus zu halten, ist ein guter Dienst! Ich sympathisiere sehr mit Marta. Was sagt aber Jesus zu ihr? „Marta, Marta! Du bist besorgt und beunruhigt um viele Dinge.“ Im Grunde sagt ihr Jesus hier: „Du bist busy!“ Dann fährt er fort: „Eins aber ist nötig. Maria aber hat das gute Teil erwählt, das nicht von ihr genommen werden wird.“ (Lk 10,41-42). Die Situation war die, dass der Sohn Gottes höchstpersönlich gesprochen und gelehrt hat. Das ist das Zentrale. Es gibt keine Beschäftigung, die noch höher eingeordnet werden kann. Ihm zuzuhören ist das, was wirklich notwendig ist. Das soll uns keine Beschäftigung je nehmen! Beherzigen wir das und ich bin überzeugt, dass viele unserer Zeitprobleme kleiner werden.
Zum Abschluss noch einige praktische Tipps, die ich hilfreich fand:
- Trainiere dir gute Gewohnheiten an. Ein gut strukturierter Tagesbeginn und ein routinierter Tagesabschluss sind Gold wert.
- Versuche kleine, machbare Änderungen durchzuführen. Nimm dir nicht vor, jetzt dein Leben völlig umzukrempeln. Zu 99 % wirst du daran scheitern, dass du dir einfach zu viel vorgenommen hast. Fange klein an, mache aber kontinuierlich weiter, dein Leben „zu verbessern“.
- Vermeide Aufschieberitis. Du wirst dir viel Zeit zurückholen, wenn du Dinge, die du eigentlich jetzt erledigen könntest, auch tatsächlich direkt machst.
- Mache dir einen Stundenplan. Ich persönlich fand das sehr hilfreich. Er wird nicht einengen, wie du vielleicht befürchtest, sondern er wird dir Freiheit verschaffen.
- Plane dir das Gebet ein. Es ist doch sehr entmutigend, jeden Tag zu denken: Ich würde gerne mehr beten, aber ich finde die Zeit nicht. Ich denke, wenn du es wie sonstige Meetings einplanst, wird es dir definitiv besser gelingen.
- Lebe gesund! Bewege dich und achte doch ein wenig mehr auf deine Ernährung. Du wirst mehr Energie haben, und deine Aufgaben effektiver erledigen.
- Ruhe dich aus! Du brauchst Ruhe. Manchmal ist das Beste, was du tun kannst, ein kleines Schläfchen zu halten, um dich zu erholen. Und achte darauf, einen Tag in der Woche freizuhalten, um ausgiebig auszuruhen. Traue Gott zu, dass er dafür sorgt, dass du dennoch alles hinbekommst, was ansteht.