Kinder unserer Zeit

von Lukas Strauß
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Die Bedeutung des Ausdrucks

Wahrscheinlich kennst du den Ausdruck „Wir sind Kinder unserer Zeit“. Am häufigsten begegnet er uns in der Geschichte, wenn man über negative Seiten einer historisch bedeutenden Person spricht. Zum Beispiel wenn man im Geschichtsunterricht über die Gründungsväter der Vereinigten Staaten von Amerika und ihre Nähe zur Sklavenhaltung hört, oder wenn man über die späten Schriften von Martin Luther liest, die zum Teil sehr hart mit den Juden ins Gericht gehen. Oft wird dann der Halbsatz „er war halt ein Kind seiner Zeit“ angehängt.

Wir versuchen damit die Dinge zu rechtfertigen, die diese vorbildhaften Menschen getan haben, indem wir das Negative auf die Einflüsse der Zeit, Gesellschaft und Kultur zurückführen. Und mit Sicherheit hat jede Zeit und Gesellschaft ihre Einflüsse auf das Denken und Verhalten der Menschen, aber trotzdem dürfen wir das nicht als Ausrede dafür benutzen. Denn das ist es, was wir tun, wenn wir mit dem Nachsatz „er war halt ein Kind seiner Zeit“ die negativen Aspekte des Lebens einer bemerkenswerten Person rechtfertigen.

Das Problem des Einflusses der Welt

Dass die Welt Einfluss auf uns hat, ist ohne jeden Zweifel. Auch wenn wir als Christen nicht mehr von dieser Welt sind, leben wir dennoch in ihr. Ein großer Teil unseres Lebens findet in einem Umfeld statt, das von den Einflüssen der Welt geprägt ist. Ob in der Schule, der Uni oder auf der Arbeit, ob im Gespräch mit unseren nichtchristlichen Freunden oder Arbeitskollegen, ob im Sport- oder Musikverein. Wir werden den Einfluss der Welt nicht los und das ist für uns Christen oft problematischer als wir denken.

Eine wichtige Lehre der Bibel ist die der völligen Verderbtheit der Menschen. Wir vergessen das immer wieder, weil wir oft einen sehr großen Fokus auf die Gnade Gottes legen, und dieser Fokus ist auch richtig und gut. Aber es kann dazu führen, dass wir vergessen, wovon uns diese große Gnade Gottes rettet und in was für einer Welt wir leben.

Wenn wir auf das hören, was die Bibel zur gefallenen Welt sagt, dann zeigt sich schnell, warum der Einfluss der Welt so gefährlich ist.
In der Bibel lesen wir, dass jeder Mensch von Grund auf böse ist. „Es ist keiner gerecht, auch nicht einer; es ist keiner, der verständig ist, der nach Gott fragt“ (Römer 3,10f.). Dieses Urteil ist sehr hart und wir tendieren dazu diese Seite des Lebens einfach auszublenden.


Die Gefahr der Strömungen unserer Zeit

Wenn wir uns aber einmal vor Augen führen, wie sündig wir selbst sind, und dass wir auch nur begnadigte Sünder sind, dann verstehen wir wie sündig diese Welt ist, die Gott und seine Gebote nicht kennt und achtet. Wir leben in einer gefallenen Welt, voller Leute, die sich gegen Gott auflehnen und diese gefallenen Menschen haben Ideen und Philosophien entwickelt, die sich ebenfalls gegen Gott richten. Es sollte uns nicht überraschen, dass auch die Strömungen und Ideologien der Welt böse sind.

Viel zu oft sind wir Christen wie ein Eisberg im Wasser, der von der Strömung bewegt wird. Die Strömung ist dabei der Einfluss der Welt. Uns fehlt es an Halt und wir lassen uns von der Strömung mitreißen. Am Ende wundern wir uns dann, wie wir dahin kamen, wo wir sind: wie konnten wir nur xyz glauben/denken/ablehnen? Vielmehr sollten wir aber wie ein Fels in der Brandung sein, der durch das Wort Gottes gefestigt ist und Wind und Sturm widersteht. Die Stürme der Welt sind gefährlich. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir in diesen Stürmen feststehen.

Wir sind „Kinder unserer Zeit“

Wie wir gesehen haben, ist der Einfluss des Zeitgeistes groß. Auch zur Zeit Luthers oder zur Zeit der Gründungsväter der USA war das schon so. Wenn wir zurückblicken und sagen, dass diese „Helden“ Kinder ihrer Zeit waren, dann dürfen wir nicht vergessen, dass auch wir selbst Kinder unserer Zeit sind. Auch wir sind diesen Einflüssen ausgesetzt und auch wir können uns diesen Einflüssen nicht komplett entziehen.

Uns fällt das nicht so stark auf, weil wir selbst in dieser Zeit leben obwohl wir bei allem Einfluss doch sehr gegenkulturell sind. Das macht es aber nicht unbedingt besser, im Gegenteil eher schlimmer, denn wir erkennen unsere blinden Flecken nicht. Während wir die Fehler bei Menschen aus anderen Zeiten schnell erkennen, weil die Einflüsse damals andere waren, sehen wir die Einflüsse bei uns nur schwer. Wir werden blind für einen bestimmten Teil unserer Fehler und Sünden.

Der verborgene Einfluss der Ideologien

Mir selbst fällt das immer wieder auf, wenn ich entweder Gottes Wort lese und von Sünde überführt werde oder wenn ich mich mit gesellschaftlichen Strömungen und Einflüssen beschäftige, von denen ich nicht gedacht hätte, dass sie auch mich beeinflussen und betreffen. Oft bemerken wir den Einfluss dieser Strömungen und Gedanken erst, wenn wir uns tiefer mit ihnen beschäftigen.

Im Folgenden möchte ich darauf eingehen wie wichtig es ist, dass wir uns mit den Einflüssen unserer Zeit beschäftigen, weil ich glaube, dass wir als Christen lernen müssen nicht nur Kultur und Zeitgeist zu kritisieren, sondern auch unsere Augen für die Einflüsse der Kultur auf unser Leben zu öffnen. Viel zu oft höre ich wie Christen die Entwicklungen der LGBTQ+-Bewegung oder Ähnliches kritisieren, beobachte aber gleichzeitig, auch bei mir selbst, dass die Ideen und Ideologien, die dahinter stecken auch uns Christen geprägt haben. Besonders deutlich wird es, wenn es um Themen geht, die auf den ersten Blick sehr positiv wirken und erst auf den zweiten Blick ihre gefährlichen ideologischen Tendenzen durchblicken lassen. So war der Hype rund um „black lives matter“ (BLM) im Jahr 2020, als der Afroamerikaner George Floyd durch Polizeigewalt starb aus Sicht vieler Christen erstmal nichts Negatives.

Ein berechtigtes Anliegen mit problematischen Werten

Die Bibel lehrt doch, dass alle Menschen den gleichen Wert haben und das Dinge wie Rassismus oder ungleiche Behandlung aufgrund der Hautfarbe nicht in Ordnung sind. Den bloßen Satz „black lives matter“ wird jeder Christ mittragen, weil jedes Menschenleben wertvoll ist und zählt. Wenn wir aber genauer hinschauen, dann wird klar, wofür die Bewegung BLM steht und welche Werte sie vertritt. Leider vergessen wir oft genauer hinzusehen. Leider lassen wir uns von diesen Einflüssen prägen, ohne uns bewusst zu sein, wer und was uns hier prägt. Das führte dazu, dass nicht wenige Christen die Bewegung unterstützten. Etwas grundsätzlich Gutes (der Kampf gegen Rassismus) wurde verwendet, um Werte zu verkörpern, die sich gegen die Werte der Bibel stellen und einen Angriff auf das Christentum darstellen. Denn am Ende, so haben wir gesehen, sind alle Menschen sündig und vollkommen verdorben. Ihr primäres Ziel richtet sich immer gegen Gott und sein Wort.

Wachsam bleiben

Wir sehen also sehr deutlich, dass uns der Zeitgeist prägt. Wir merken, dass wir einigen Trends und Bewegungen folgen, ohne sie zu reflektieren. Und selbst wenn wir sie reflektieren, können wir uns nicht vollkommen vor den Einflüssen der Ideologie schützen.

Trotzdem ist es unsere Aufgabe als Christen die Strömungen unserer Zeit zu sehen und klar zu Gottes Wort zu stehen, weil sie versuchen uns von Gott wegzubringen. Deshalb wollen wir hier auf dem Josia-Blog immer wieder verschiedene Strömungen der Gesellschaft genauer unter die Lupe nehmen, damit wir sie im Licht der Bibel betrachten und uns vor ihnen schützen können.
Artikel wie diese sollen dir helfen, dich selbst zu prüfen und den Zeitgeist kritisch zu hinterfragen. Denn das ist es, was uns davor schützt, wie ein Eisberg auf dem Ozean der Welt hin und her getrieben zu werden: eine feste Verwurzelung im Wort Gottes, eine Kenntnis der gesellschaftlichen Strömungen und eine kritische Betrachtung des eigenen Denkens.
Es ist sehr schwer ganz unabhängig von dem Denken dieser Welt zu sein. Aber lasst uns Gott darum bitten, dass er uns mehr nach seinem Willen verändert und uns mehr Verständnis schenkt, was aus seiner Sicht richtig ist und ihm die Ehre zu geben.

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1 Kommentar

Florian 14. Februar 2025 - 23:47

Sehr guter Blog Beitrag und ganz genau das, was ich gerade brauchte!

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