Jesaja 9,1-6: Gottes Licht in der Finsternis II

von Cornelius Thies
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Wenn du es noch nicht getan hast, dann lies am besten vor der Lektüre dieses Artikels Teil I

Gottes Licht führt zu freudigem Jubel, indem Gott selbst als Kind kommt

An dieser Stelle haben Jesajas Zuhörer vielleicht gedacht: Das ist ja alles schön und gut und klingt sehr nett und vielversprechend, aber wie sollen Freiheit und Frieden kommen? Wie kann das konkret und Realität werden? Und vielleicht stellen sich diese Fragen auch uns… So ist es spannend auf den dritten Auslöser von Freude und Jubel zu hören. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben – „Na toll, Jesaja,“ mögen Jesajas Zeitgenossen gedacht haben, „wir fragen uns, wie die Dunkelheit besiegt werden kann, wie Gott Freiheit und Frieden schenkt und du kommst uns mit einem Kind daher. Kinder sind schwach und hilfsbedürftig, was soll ein Kind schon bewirken?“ Aber es geht ja weiter „und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter“ – „Ah, OK, das Kind scheint zumindest von königlicher Abstammung zu sein, da ihm die Herrschaft verheißen ist. Aber mal ehrlich, wir haben doch schon lange einen König, viele Könige hatten wir sogar schon. Auch jetzt herrscht einer, König Ahas. Haben die etwa Freiheit und Frieden gebracht? Nun, manchmal schon, insgesamt mal mehr, mal weniger.“

Jesaja aber noch immer nicht am Ende:

und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth.

Jes 9,5b-6

Wow, das klingt nun nicht mehr nach einem schwachen Kind, nicht einmal nach einem normalen König. Das klingt nach mehr… schon allein die Titel: Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst und dann die Verheißung einer Herrschaft von nun an bis in Ewigkeit… Spätestens hier wird es bei den Menschen in Juda „Klick“ gemacht haben und sie werden gemerkt haben, dass es wohl um den Messias gehen muss, den verheißenen Nachkommen Davids, der sein Volk retten und ein Friedensreich aufrichten würde. Für die Leute damals war das eine Verheißung für die Zukunft, auf die sie zulebten und hofften. Für uns heute hat sich diese Verheißung (zumindest teilweise) erfüllt und wir können darauf zurückblicken. Denn Jesus Christus ist der von Gott verheißene Messias und dieser Text aus dem Alten Testament sagt unglaublich viel über Jesus voraus. So lädt er uns dazu ein, neu über Jesus Christus zu staunen. Zum einen über Jesus, das Kind; zum anderen über Jesus, den König. Dass Jesus als Kind geboren wurde, ist für uns recht selbstverständlich. Wenn wir jedoch bedenken, dass er die Herrlichkeit bei Gott verlassen hat, um als Mensch auf diese Erde zu kommen, ist das etwas Wunderbares. Jesus hat sich klein gemacht und erniedrigt. Er kam in Armut zur Welt, war als Kind auf seine Eltern angewiesen. All das tat er aus Liebe zu uns, weil er nur als Mensch für Menschen sterben und ihre Schuld stellvertretend tragen konnte. Das ist eine Seite der Herrlichkeit Christi. Und so ist diese Adventszeit als Vorbereitung für Weihnachten eine gute Gelegenheit, darüber nachzudenken, was es wirklich bedeutet, dass Jesus Mensch wurde, und Jesus dafür zu preisen und anzubeten. Staunen können wir aber auch über Jesus als König, der mit vier Doppeltiteln näher beschrieben wird. Er ist der Wunder-Rat, vermutlich in dem Sinn, dass er ein wunderbarer Ratgeber ist. Er ist voller göttlicher Weisheit und kann daher sagen, was dran ist, was gut ist, was gilt. Er ist Gott-Held, andere übersetzen mit „starker Gott“. Jesus ist Gott! Er ist Mensch und Gott zugleich! Schwer zu fassen, aber genau das sagen Jesaja und die restliche Bibel. Jesus ist der Ewig-Vater, d.h. er existiert vor aller Zeit, vor aller Schöpfung und wird sein in alle Ewigkeit. Als Vater ist er für sein Volk da und kümmert sich liebevoll um sie. Und zuletzt ist Jesus auch der Friedefürst, also der, der Frieden bringt. Der letzte Punkt wird dann in Vers 6 auch nochmal aufgegriffen, wo es heißt, dass der Friede unter Jesu Herrschaft kein Ende haben soll.

Bei dieser Beschreibung von König Jesus und seiner ewigen Herrschaft könnte man fragen: „Und wo ist diese Herrschaft nun? Ich sehe weder Jesus noch sein Reich…“ Das liegt daran, dass Jesu Herrschaft zwar angebrochen, aber noch nicht vollendet ist. Er herrscht grundsätzlich über alles, schon allein, weil er alles geschaffen hat. Und als er nach seinem Tod und seiner Auferstehung in den Himmel aufgefahren ist, hat ihn Gott als Herrscher über alle Mächte und Gewalten eingesetzt, wie z.B. in Epheser 1 zu lesen ist. Die Vollendung von Jesu Herrschaft und die endgültige und sichtbare Errichtung seines Friedensreichs erwarten wir dann, wenn Jesus einmal wiederkommt. Das ist der Grund, warum ich vorhin gemeint habe, die Verheißung sei nur teilweise erfüllt. An dieser Stelle sei eine kleine Nebenbemerkung erlaubt: Wenn wir sagen, dass wir in der Adventszeit auf Jesu Kommen warten, so ist es an sich unlogisch, das als Warten auf Weihnachten zu verstehen. Denn an Weihnachten denken wir an etwas bereits Geschehens zurück, an Jesu erstes Kommen als Kind in der Krippe – und da es bereits geschehen ist, brauchen wir nicht mehr darauf zu warten. Darum ist die Adventszeit nicht nur eine Zeit des Zurückblickens, sondern auch eine Zeit des Wartens auf Jesu zweites Kommen als mächtiger König, als Herrscher und Richter der Welt.

Jesus ist Gottes Licht in Person

Wir haben nun drei Auslöser für Jubel und Freude betrachtet: Freiheit, Frieden sowie Jesus Christus als Kind und König. Bevor ich zum Ende komme, möchte ich noch mit euch darüber nachdenken, wie diese drei Punkte zusammenhängen und zusammengehören. Sind es einfach nur drei Gründe für den Jubel, die voneinander unabhängig sind? Ich meine nein. Interessant ist zunächst einmal, dass der Abschnitt nach dem dritten Denn aus zwei Versen besteht und damit deutlich länger ist als die ersten beiden Denns in den Versen 3 und 4. Das Kind und seine Herrschaft haben eine herausragende Stellung und werden besonders betont. Aufschlussreich ist außerdem, wenn wir Joh 8,12 lesen: Was sagt Jesus dort von sich selbst?

„Ich bin… das Licht der Welt.“

War das nicht der Ausgangspunkt der ganzen Predigt, der Beginn in Vers 1? Dort ging es ja darum, dass das Volk, das im Finstern wandelt, ein großes Licht sieht. Und wenn Jesus das Licht der Welt ist, dann kommt er nicht erst am Ende dieses Abschnitts als Kind und König vor, sondern auch schon ganz am Anfang als das Licht in Person. So ist Jesus der Rahmen um diesen Abschnitt herum – und wir sollten uns die zuvor betrachteten Verse noch einmal unter diesem Gesichtspunkt ansehen: In Vers 3 ging es darum, dass Gott Freiheit schenkt. Das können wir nun noch genauer ausdrücken und festhalten, dass Gott uns durch Jesus frei macht. Wenn wir an ihn glauben und dadurch Gottes Kinder sind, sind wir grundsätzlich befreit von Schuld und Sünde und zugleich befreit zu einem Leben für Gott. Was meine ich damit? Ein Leben für Gott orientiert sich an dem, was Gott gefällt und führt zur Freiheit. Statt von Enttäuschungen und Ärger in zwischenmenschlichen Beziehungen gefangen zu sein, möchten wir unseren Nächsten lieben wie uns selbst. Statt vom Wohlstand gefangen zu sein, wünschen wir uns dann, himmlische Schätze zu sammeln, indem wir die frohe Botschaft von Jesus durch Wort und Tat weitertragen. Statt von Leistungsdruck gefangen zu sein, sind wir frei, weil Gott uns annimmt – ganz ohne unser Tun, allein aus Gnade durch Glauben. Diese Freiheit ist uns in Christus bereits geschenkt, aber weil wir hier als Menschen in einer von Gott abgefallenen Welt leben, erleben wir auch als Christen doch immer wieder Knechtschaft statt Freiheit. Vollkommen wird die Freiheit erst sein, wenn Jesus wiederkommt und wir die Ewigkeit bei ihm verbringen. Bis dahin gilt es immer wieder, um Freiheit zu ringen und zu beten und sie sich immer wieder neu von Jesus schenken zu lassen.

Auch für den Frieden aus Vers 4 gilt, dass uns dieser letztlich durch Jesus geschenkt wird. Sowohl Frieden mit Gott als auch Frieden mit unseren Mitmenschen. Dazu lesen wir z.B. in Römer 5,1: „Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus.“ Ohne Jesus gibt es keinen Frieden zwischen Gott und uns, weil alle Menschen aufgrund ihrer Schuld unter Gottes Zorn stehen und seinem gerechten Gericht entgegengehen. Aber Jesus hat die Strafe und Gottes Zorn an unserer Stelle getragen, als er am Kreuz von Golgatha gestorben ist. Anschließend ist er siegreich über Hölle, Tod und Teufel am dritten Tag wieder auferstanden. Nun können wir durch den Glauben an ihn wieder in eine Beziehung zu Gott treten, eine heilvolle Beziehung – im Frieden. Und im Zentrum steht Jesus, der allein diesen Frieden ermöglicht. Am Anfang waren wir von der Frage ausgegangen, ob das Licht der Kerzen am Adventskranz wohl nur eine besinnliche Stimmung bewirken soll oder ob es uns noch auf mehr hinweisen kann. Nachdem wir diesen Text aus Jesaja 9 betrachtet haben, wünsche ich dir, dass dir jede Kerze am Adventskranz (und genauso jede LED an den vielen Lichterketten) in Erinnerung ruft: Jesus ist das Licht der Welt! Er ist derjenige, der auch in Deine persönliche Finsternis Licht bringen kann und will. Darum: Bring ihm all Deine Sorgen und Nöte. Bring ihm all Deine Schuld und Last. Denn Christus schenkt wahre Freiheit und wahren Frieden. Das ist echter Grund zum Jubel und zur Freude. Möge unsere Adventszeit davon erfüllt sein. Amen!

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