Gottes Souveränität und die menschliche Verantwortung

von Paul Schmidt
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Dieses Thema wurde unzählige Male diskutiert. In der Vergangenheit gab es oft Streit darum. Manche gingen diesem Thema aus dem Weg. Andere sind einem Extrem verfallen, indem sie nur eine Wahrheit betonten und die andere vernachlässigten. So ist es bis heute. In diesem kurzen Beitrag werde ich nicht auf diese Auseinandersetzung eingehen. Ich werde auch nicht die Souveränität Gottes und die menschliche Verantwortung zusammenbringen oder auflösen. Vielmehr will ich an einer wichtigen Bibelstelle und ihrem alttestamentlichen Hintergrund aufzeigen, dass die Schrift eindeutig beide Wahrheiten lehrt und nebeneinander stellt. Es geht um Römer 9,10-23 und die dazugehörigen Berichte aus dem ersten Buch Mose.

Bevor wir betrachten, was die Bibelstelle zu dem Thema sagt, will ich einmal auf unsere Probleme mit dem Thema eingehen. Drei Problemvarianten die unserem begrenzten Verstand begegnen:

  1. Wenn Gott souverän ist und der Mensch verantwortlich, dann ist Gott nicht gerecht.
  2. Wenn Gott gerecht ist und der Mensch verantwortlich, dann ist Gott nicht souverän.
  3. Wenn Gott gerecht und souverän ist, dann ist der Mensch nicht verantwortlich.

Unser Problem besteht darin, dass wir Gottes Souveränität, seine Gerechtigkeit und die menschliche Verantwortung nicht zusammenbringen können. Egal wie wir vorgehen, unser begrenzter Verstand kann diese drei Dinge nicht zusammenbringen. Aber was sagt unser Text?

10 Und nicht allein dies, sondern auch, als Rebekka von ein und demselben, von unserem Vater Isaak, schwanger war, 11 als [die Kinder] noch nicht geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten — damit der gemäß der Auserwählung gefasste Vorsatz Gottes bestehen bleibe, nicht aufgrund von Werken, sondern aufgrund des Berufenden —, 12 wurde zu ihr gesagt: »Der Ältere wird dem Jüngeren dienen«; 13 wie auch geschrieben steht: »Jakob habe ich geliebt, Esau aber habe ich gehasst«. 14 Was wollen wir nun sagen? Ist etwa Ungerechtigkeit bei Gott? Das sei ferne! 15 Denn zu Mose spricht er: »Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und über wen ich mich erbarme, über den erbarme ich mich«. 16 So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. 17 Denn die Schrift sagt zum Pharao: »Eben dazu habe ich dich aufstehen lassen, dass ich an dir meine Macht erweise, und dass mein Name verkündigt werde auf der ganzen Erde«. 18 So erbarmt er sich nun, über wen er will, und verstockt, wen er will. 19 Nun wirst du mich fragen: Warum tadelt er dann noch? Denn wer kann seinem Willen widerstehen? 20 Ja, o Mensch, wer bist denn du, dass du mit Gott rechten willst? Spricht auch das Gebilde zu dem, der es geformt hat: Warum hast du mich so gemacht? 21 Oder hat nicht der Töpfer Macht über den Ton, aus derselben Masse das eine Gefäß zur Ehre, das andere zur Unehre zu machen? 22 Wenn nun aber Gott, da er seinen Zorn erweisen und seine Macht offenbar machen wollte, mit großer Langmut die Gefäße des Zorns getragen hat, die zum Verderben zugerichtet sind, 23 damit er auch den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Barmherzigkeit erzeige, die er zuvor zur Herrlichkeit bereitet hat?

Römer 9, 10-23

Verse 10-13: Gott erwählt frei nach seinen Vorsätzen unabhängig vom Menschen. Gott offenbarte seinen Willen für Jakob und Esau, als die beiden noch im Mutterleib waren. Ihre Zukunft stand bei Gott schon fest, noch bevor sie sich für oder gegen Gott entscheiden konnten.

Verse 14-15: Esau und Jakob hatten beide keine Gnade und auch kein Erbarmen verdient. Da Gott völlig frei ist, begnadigte er Jakob und erbarmte sich über ihn, während er Esau überging. Es mag uns unfair erscheinen, aber gerade an der Verwerfung Esaus wird Gottes Gerechtigkeit deutlich, denn aus 1. Mose 25,34 erkennen wir Esaus sündiges Wesen. Auch Jakob war ein Sünder durch und durch. Er betrog seinen Bruder (1. Mose 25,31) und Vater (1. Mose 27,24). An seiner Erwählung jedoch erkennen wir Gottes bedingungslose Gnade.

Verse 16-18: Es lag weder am Willen von Jakob, noch an seinen Taten, sondern an Gottes Erbarmen, dass er auserwählt wurde. Pharao diente mit seinen schlimmen Sünden am Volk Israel dazu, Gott zu verherrlichen. So konnte das Volk Israel Gott erkennen und lernen auf ihn zu vertrauen. Gott konnte sich über den Pharao erbarmen, aber er verstockte ihn gerechterweise. Denn die Verstockung durch Gott erfuhr er erst, nachdem er schon jahrelang das Volk Israel gepeinigt hatte und selbst sein Herz verstockte.

Vers 19: Wie kann Gott den Pharao verantwortlich machen, wenn er den Pharao benutzte, um seinen Plan auszuführen? Pharao missachtete Gottes Warnungen und lehnte sich gegen Gott auf. Er war verantwortlich für sein Tun und erfuhr deshalb Gottes gerechtes Gericht. Und doch musste er in allen seinen Taten Gottes souveränen Willen erfüllen.

Verse 20-23: Gott ist Herr über alle Menschen, führt seinen Willen aus und ist für sein Handeln niemandem Rechenschaft schuldig. Alle Menschen sind böse und haben das Gericht verdient. Nun offenbart Gott an den Einen seinen Zorn und an den Anderen seine Barmherzigkeit.

Das Ergebnis lautet:

Gott ist vollkommen souverän (er hat das Recht, zu tun, was er will und mit wem er will). Doch ist der Mensch zugleich voll verantwortlich für sein Tun. Und dennoch ist Gott vollkommen gerecht.

Gott hatte ihr Leben vorherbestimmt, aber ihre Entscheidungen nahm er dennoch ernst. Wir erkennen das im Leben der Kinder Isaaks. Esau verachtete das Erstgeburtsrecht und damit den Bund und die Verheißung Gottes. Gott nahm ihn ernst. Ihm wurde der Segen verwehrt. Jakob tat zwar alles, um den Segen und die Verheißung Gottes zu erlangen. Aber mit unlauteren, sündigen Mitteln. Auch diese zwiespältige Entscheidung und dieses hinterlistige Handeln nahm Gott ernst. Jakob bekam am Ende den Segen, aber durch seine Betrügereien musste er vorher viel leiden. Die Konsequenzen waren 20 Jahre harte Arbeit und die Tatsache, dass er selber oftmals betrogen wurde. Gott in seiner Gnade wiederum führte Jakob durch diese Jahre und veränderte ihn… von Jakob (Betrüger) zu Israel (Streiter Gottes). Gott hatte einen Plan mit dem Pharao und verwirklichte diesen. Dennoch nahm Gott die Entscheidungen und das Handeln des Pharao ernst. Deshalb richtete er ihn gerechterweise.

Die Souveränität Gottes ist oftmals ein Anstoß für uns. In Wirklichkeit ist sie unser großer Trost. Gott ist mächtig und Gott hat einen Plan. Dinge laufen nie aus dem Ruder. Alles muss zu unserem Besten dienen. Wenn Gott mich in seiner Gnade das Evangelium erkennen lässt, nimmt er mich umso mehr in die Verantwortung. Ich kann mich nicht zurücklehnen und sagen, Gott wird schon alles machen. Ich kann ihm vertrauen auch im Leid und in Not, aber ich soll ihm auch von ganzem Herzen und Verstand folgen und ihm dienen (vgl. Lk 12,47-48).

Die Bibel ist voll von dem was wir im Ergebnis gesehen haben. Glaube diese Dinge und ruhe. Versuchst du aber, sie aufzulösen oder gegeneinander auszuspielen, so kann es passieren, dass du dich, in große Nöte bringst und dir Schuld auflädst.

Empfehlungen zur Vertiefung:

  1. Das Bibelbuch Josua
  2. John MacArthur, Youtube-Video „Gottes Souveränität vs. menschliche Verantwortung“
  3. Arthur Pink, Die Souveränität Gottes

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1 Kommentar

Reformierter Spiegel #45 – Timotheus Magazin 5. September 2016 - 18:52

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