Das Babylon-Gefühl der digitalen Nomaden

von Lars Reeh
3 Kommentare

Das Babylon-Gefühl

Orientierungslosigkeit hat nichts mit dem Orient zu tun. Viel mehr mit Babylon. Die Stadt ist seit jeher der Ort gequälter Seelen – Zuflucht und Gefängnis zu gleich. Das ist auch in Deutschland so. Kleine Städte für die Kleinen und die großen Städte für die Großen. Wie New York für Adrian Brody in dem High School Drama Detachment: Die Flucht vor der Vergangenheit und der Blick auf das hoffnungslose Morgen führen zur Zerstreuung im Jetzt. Unser Babylon (oder unser Ur) muss jedoch keine echte Stadt sein. Wir bevorzugen den rastlosen Zwischenplatz. Einen Seelen-Flughafen: ein Zwischenort, an dem man nicht wirklich verweilt, sondern immer nur kommt oder wieder geht. Ein Hotel ist auch irgendwie derart. Das Internet noch viel mehr.

Digitale Nomaden

Das hastige Herumklicken macht uns zu digitalen Nomaden, die ihre virtuellen Zelte schnell aufrichten und wieder abreißen. Sehr schnell. Immer auf der Suche nach der nächsten (Unterhaltungs-) Quelle. Das ist der Siegeszug der Performativität über die Semantik (J. Jessen). Der Flow ist wichtiger als der Inhalt. Der Charakter dieser Performanz ist konstruktivistisch, eskapistisch und gottlos. Meint:

  • Die Bedeutung dessen, was vor mir ist, entsteht durch meine Reaktion auf die Sache (auch im Kopf). konstruktivistisch
  • Meine Motivation ist Angst. Ich fliehe vor Gott, der Vergangenheit, der Zukunft und dem Jetzt in die digitale Unterhaltung/Zerstreuung/Lust. Weil ich die große, echte Bedeutung (Gottes Wahrheit) nicht kenne, fliehe ich in kleine Pseudo-Bedeutungen und kognitive Feuchtgebiete. eskapistisch
  • In dieser Scheinwelt aus Flucht und Sünde blende ich die Existenz Gottes aus und unterdrücke mein Gewissen. gottlos

Diese säkulare Selbstaktualisierung des postmodernen Subjekts geschieht stark über den Computer. Ich klicke, also bin ich. Das Internet wird somit zum nihilistischen Handlanger verdammter ICH-Götzendiener. Diese Dynamik steckt hinter dem weitverbreiteten Cybersex, welcher eine virtuelle Form der Gnosis ist. Gnosis meint hier, die unbiblische Trennung von Körper und Geist, wodurch Cyber-Sünden als weniger real erscheinen, da sie „nicht in echt“, sondern „nur digital stattfinden“ (obwohl die Sünde natürlich echt ist).

Das alles macht das Babylon-Gefühl aus. An dieser Stelle sollte jeder seinen Computer ausschalten und den 1. Johannesbrief lesen. Amen.

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3 Kommentare

Eremita 16. August 2014 - 21:30

Was ist die große echte Bedeutung, die wir nicht kennen?

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Lars 17. August 2014 - 15:07

Alles was Gott in Seinem Wort offenbart hat. Besonders Seinen Heilsplan und das Evangelium:

„Denn ich habe euch in erster Linie das überliefert, was ich auch empfangen habe, nämlich daß Christus für unsre Sünden gestorben ist, nach der Schrift,und daß er begraben worden und daß er auferstanden ist am dritten Tage, nach der Schrift“

aus 1. Korinther Kapitel 15, Verse 3 und 4.

Im Epheserbrief Kapitel 1, Verse 1 bis 14 findest du auch eine Antwort auf deine Frage.

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Gastbeitrag: Anschwellender Bullshit – Hanniel bloggt. 21. Februar 2021 - 15:32

[…] [16] vgl. Das Babylon Gefühl der digitalen Nomaden (2014). Lars Reeh. https://www.josia.org/2014/08/das-babylon-gefuehl-der-digitalen-nomaden/ (28.01.2021). […]

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