Galater 5,1 (LÜ): Zur Freiheit hat uns Christus befreit!
Freiheit vs. Versuchung
Beginnen möchte ich den Artikel mit der Aufzählung einiger Dinge, die unsere Freiheit einschränken können. Was sind so typische Versuchungsbereiche in einem Menschenleben? Es kann das Thema Besitz sein. Dazu lesen wir in Psalm 62,11 (LÜ): „Fällt euch Reichtum zu, so hängt euer Herz nicht daran!“ Ein anderes Thema, über das wir nachdenken könnten, wäre sicherlich auch Macht. Im 1.Petrusbrief finden wir die Anweisung: „…die Ältesten in der Gemeinde sollen nicht Herrscher in der Gemeinde sein, sondern Vorbilder der Herde“ (1.Petr. 5,3 LÜ). Sicherlich könnten wir uns auch mit dem Thema Geld oder Einkaufsverhalten auseinandersetzen. Dazu gibt es z.B. im 1.Timotheusbrief das Gebot nicht geldliebend zu sein (1.Tim 3,3). Jesus selbst spricht in der Bergpredigt über sexuelle Versuchungen und gebraucht dabei sehr, sehr starke Formulierungen, was heißt, das auch dies ein Bereich ist, in dem wir Menschen anfällig für Versuchungen sind – man beachte die erschreckend hohe Rate an Christen, die in Pornographie und Selbstbefriedigung gefangen sind. Die Liste ist beliebig fortsetzbar: Seien es Alkohol, Zigaretten, übermäßiges Essen… wir stehen in der Gefahr, nicht in der Freiheit zu leben, zu der Christus uns befreit hat.
Wenn ich in diesem Artikel von der Freiheit schreibe, dann verstehe ich darunter die Freiheit von gewohnheitsmäßigen Sünden, also wenn man in einem bestimmten Lebensbereich regelmäßig in Sünde fällt und davon nicht loskommt. Gewohnheitsmäßige Sünden sind solche, die uns in einen Kreislauf des Sündigens-Bekennen-Sündigens ziehen und darin gefangen halten. Zwar können wir von Gott immer wieder Vergebung empfangen (1.Joh 1,9), aber alleine dadurch sind wir noch nicht von dieser sündigen Gewohnheit befreit.
Versuchung an sich ist zunächst nicht als verwerflich anzusehen. Jesus selbst wurde von Satan versucht (Luk 4,1-13). Die Sünde beginnt da, wo wir Versuchungen unterliegen und nicht über sie herrschen, wie es geboten ist (1. Mo 4,7). Versuchungen, die unsere Freiheit in Christus gefährden – wie gehen wir als Christen, als Jünger Jesu, damit um?
Die absolute Grundlage – Christi Werk
Was ist die absolute Grundlage unserer Freiheit (von gewohnheitsmäßigen Sünden)? Dazu müssen wir nicht zuerst nach vorne, sondern zurück schauen. Der Weg zur Freiheit begann im Grunde lange bevor wir geboren wurden und diese Erde betreten haben, nämlich am Kreuz Christi. Besonders umfassend wird das in Römer 6 beschrieben. Römer 6 war eines der Kapitel in der Bibel, was ich so in den Anfangsjahren meines Christseins nie wirklich ansatzweise verstanden habe. Paulus schreibt dort permanent so krasse Sachen wie: „Ihr seid befreit von der Sünde“ (V.7), „die Sünde soll in eurem sterblichen Leib nicht mehr regieren“ (V.12), „der alte Mensch ist mitgekreuzigt“ (V.6)… Ich habe diese Verse gelesen und mit meiner eigenen Erfahrung verglichen und immer gedacht: Entweder ich bin kein richtiger Christ oder das, was hier steht, ist irgendwie eine Zukunftsvision. Ja, irgendwann mal, wenn ich lange genug in Heiligung gelebt habe, dann wird mein alter Mensch so etwas wie tot sein, dann habe ich ihn so malträtiert, dass er sich nicht mehr regen kann. Nach allem, was ich bisher verstehen durfte, ist das nun meiner Ansicht nach der völlig falsche Ansatz. Wir müssen die Bibel hier in Römer 6 entgegen allem, was wir fühlen oder erfahren wörtlich nehmen: Der alte Mensch IST gestorben, vor 2000 Jahre mit Christus am Kreuz. Alles Alte in mir, was der sündigen Natur angehört, ist faktisch in Christus besiegt. Das muss ich einfach nur glauben. Ich muss glauben, dass Christus schon alles getan HAT und ich nur noch im Vertrauen auf IHN Anteil daran nehmen muss, damit es meine Erfahrung wird.
Christus lebt mit seiner Auferstehungskraft in dir, in dir ist die Kraft zur Überwindung der Sünde. Derjenige, der in dir ist, der ist größer als der, der in der Welt ist (1. Joh 4,4). Du bist ein neuer Mensch. Du musst nicht mehr der Sünde gehorchen, sie ist nicht mehr länger dein Herr, Jesus ist dein Herr. Eigentlich ist es das, was die Taufe zum Ausdruck bringt. Die Taufe ist Beerdigung. Das steht in Römer 6,3-4.
Nun maße ich mir nicht an, die Bedeutung des Kreuzes in seiner ganzen Tiefe hier in ein paar Zeilen mal eben zu erklären, aber bezogen auf unser Ziel – Freiheit von gewohnheitsmäßiger Sünde – kristallisieren sich 2 Punkte heraus:
- Wenn du in Freiheit von einer gewohnheitsmäßigen Sünde leben willst, dann kann ich dir nur ans Herz legen, Jesus völlig für die Vergebung deiner Sünden zu vertrauen. Das ist jetzt ein Aspekt des Kreuzes, den ich bei der Betrachtung gerade nicht so in den Vordergrund gestellt habe. Für die meisten dauert es eine Zeit lang, um frei zu werden, es ist ein Weg. Auf diesem Weg wirst du vermutlich oft hinfallen. Wichtig ist es, immer wieder Vergebung zu suchen (1. Joh 1,9). Durch Vergebung alleine wird aber noch nichts „besser“ als vorher.
- Es ist dann auch wichtig, dass du anfängst, Jesus völlig für deine Heiligung zu vertrauen, also dass du glaubst, dass dein alter Mensch in Christus am Kreuz ermordet wurde. Erst dann kann Christus durch die Auferstehung und Seinen Geist in dir Neues schaffen.
Praktische Anwendung der Wahrheit
Das klingt auf den ersten Blick alles etwas theoretisch, hat aber ganz praktische Bezüge. In Römer 6,12-13 (LÜ) lesen wir: „So lasst nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe, und leistet seinen Begierden keinen Gehorsam. Auch gebt nicht der Sünde eure Glieder hin als Waffen der Ungerechtigkeit, sondern gebt euch selbst Gott hin als solche, die tot waren und nun lebendig sind, und eure Glieder Gott als Waffen der Gerechtigkeit.“ Wenn ich nun eine Anfechtung erlebe, nehme ich diesen Vers im Glauben und versuche ihn praktisch werden zu lassen, indem ich ihn genau so anwende, wie er dort steht. Kommen sündige Gedanken oder Gefühle, dann gibt es eine einfache Maßnahme, wie man verhindern kann, dass man in Sünde fällt. Das Geheimnis steckt in Vers 13: Gib deine Glieder nicht hin als Waffen der Ungerechtigkeit! Gib deine Augen einfach nicht hin, sich unreine Dinge an zu sehen. Gib deine Hände einfach nicht hin, unreine Dinge zu tun. Ich meine, was will die Sünde denn tun? Weder Satan noch Sünde können deine Hände steuern. Du allein trägst die Verantwortung dafür, was passiert. Du hast volle Kontrolle über deine Muskeln in den Händen, Füßen, Augen, Mund und kannst genau kontrollieren, was passiert. Wenn du Anfechtungen erlebst, egal in welchem Bereich, dann rufe dir das ins Gedächtnis: Der alte Mensch ist gekreuzigt! Ich erlebe hier jetzt gerade vielleicht irgendwelche wirren Dinge in mir, aber die entsprechen nicht der Wahrheit. Gottes Wort ist die Wahrheit und das sagt, dass mein alter Mensch gekreuzigt ist. Das glaube ich, also werde ich mich gemäß dieses Glaubens verhalten und mich einfach nicht der Sünde zur Verfügung stellen, sondern Gott. Das funktioniert zu 100 % durch Gottes Gnade. Ich habe das schon öfters getestet.
Klar ist der Zustand intensiver Anfechtungen, wo irgendwelche Begierden in einem kochen, nicht angenehm und man möchte ihn am liebsten so schnell wie möglich loswerden, weil man sich irgendwie hin- und hergerissen fühlt. Einerseits will man die Sünde nicht und will sie unbedingt vermeiden, andererseits ist irgendetwas in einem, was nicht ganz loslassen will (vgl. Röm 7,24). Früher dachte ich immer, die einzige Möglichkeit sich des „Begierdendrucks“ zu entlasten ist, dass man halt nachgibt, weil ich dachte, dass man sonst gefühlsmäßig zerplatzt. Aber das ist definitiv falsch! Es ist so entscheidend diesen Druck zu überwinden, denn dann hat man gewonnen durch Gottes Gnade.
Also mein Rat, wenn du Tage erlebst, wo du schwerer angefochten bist, seien es sündige Gedanken oder wirre Gefühle, irgendwelche Aufforderungen etwas zu tun, wovon du aber weißt, dass sie dich in Trennung der Gemeinschaft mit Gott stürzen: Gib dich einfach nicht der Sünde hin, sondern Gott; lenke deine Gedanken bewusst auf andere Dinge. Höre deinem Denken zu und unterbrich es sofort und willentlich, wenn es sündig wird. Denken und Fühlen hängen eng zusammen und wirren Gefühlen geht oft diffuses Denken voraus. Indem du deine Gedanken bewusst auf gute Dinge richtest (Phil 4,8), werden sich deine Gefühle früher oder später ändern. Die Phase der starken Versuchung wird vorbeigehen – früher oder später, da bin ich mir ganz sicher! Aufgrund von Hebräer 2,18 dürfen wir mit der Solidarität Christi in Versuchungssituationen rechnen. Es heißt dort: „Denn worin er selber gelitten hat und versucht worden ist, kann er helfen denen, die versucht werden.“ (LÜ). Und abschließend zu diesem Aspekt 1. Korinther 15,57 (LÜ): „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus!“
Motivation zu einem Leben in Freiheit
Nachdem wir nun die absolute Grundlage der Freiheit betrachtet haben, zoomen wir auf das, was nach der Grundlage kommt, nämlich die Motivation. Freiheit muss mit der richtigen Motivation beginnen und gelebt werden. Ich weiß nicht, wie lange du schon im Kampf gegen eine bestimmte Gewohnheitssünde unterwegs bist. Vielleicht schon eine längere Zeit, du bist evtl. enttäuscht über dich selbst, dass du es nicht schaffst loszukommen. Du fragst dich, ob überhaupt wirkliches Wachstum im Christsein möglich ist oder ob es wirklich diese ständige Achterbahnfahrt sein muss. Vielleicht bist du auch wütend auf Gott, weil Er dich immer noch nicht freigesetzt hast, obwohl du es dir doch so sehr wünschst… All das habe ich so erlebt und kann es gut verstehen. Aber all das ist nicht die richtige Motivation, um frei zu werden. Wenn wir wahre Freiheit haben wollen und bleibend erleben möchten, muss die wahre und richtige Motivation dahinter stehen und das ist: DIE EHRE GOTTES! Dahinter steht die Liebe zu Gott. Letztendlich geht es beim Thema Freiheit nicht um dich selbst: Es geht nicht darum, dass du, wenn du frei bist, dich permanent super fühlst, dass du stolz auf dich sein kannst und vor anderen stark dastehst oder sonst was: Es geht um die Ehre Gottes, um Gott selbst. Es geht darum IHM wohlzugefallen, in Seiner Kraft stark zu werden und immer wieder um unsere Schwachheit zu wissen. Erst dann hast du das richtige Verhältnis zu dir selbst und zu Gott in Bezug auf die Gewohnheitssünde, die dich vielleicht plagt.
In 1. Kor 10,31 (LÜ) heißt es: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zur Ehre Gottes.“ Wir sollen ALLES zur Ehre Gottes tun. Du möchtest frei sein, dann bitte Gott immer wieder um die richtige Motivation. Wenn du eine andere Motivation zum Zentrum deines Strebens nach Freiheit machst, ist das im Grunde Selbstanbetung. Einige Motivationen habe ich in der Abbildung mal zusammengetragen:
Das heißt nicht, dass es falsch ist, wenn man aus den klein gedruckten Gründen frei werden möchte, aber diese sollen nicht das Dominierende sein, nicht der primäre Grund, sondern Gottes Ehre, denn dann beten wir IHN alleine an, wie Jesus selbst es in Matthäus 4,10 proklamiert:
„Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben (5. Mo 6,13): Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.“