Abtreibung

von Lukas Strauß
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Es gibt wenige Themen, die in den letzten Jahren von der Politik so regelmäßig diskutiert wurden wie das Thema der Abtreibung. Ob durch die Gesetzesänderung in den USA, die Forderung zur Änderung der Gesetze in Deutschland oder den Gesetzen zu Demonstrationen vor Abtreibungskliniken: Das Thema wird in der Politik und in der Bevölkerung sehr ausführlich und oft auch sehr emotional debattiert. Und anhand dieser Debatte kann man schon erahnen, dass es sich in keinem Fall um ein leichtes Thema handelt. Oft sagen Christen, dass dieses Thema „klar“ oder „einfach“ ist, trotzdem denke ich, dass wir die Komplexität nicht unterschätzen dürfen. Es handelt sich hier nämlich nicht um eine einzige Frage, sondern um mehrere Fragen, denn das Problem ist vielschichtiger, als wir oft annehmen. Und die Diskussion findet nicht nur auf einer Ebene statt. Neben dem sachlichen Austausch schwingen bei dieser Debatte häufig starke Emotionen mit. Nicht zuletzt, weil sehr viele Frauen selbst von dieser Frage betroffen sind oder waren. Wenn wir es also mit einer komplizierten und vielschichtigen Angelegenheit zu tun haben, stellt sich die Frage: Um was geht es eigentlich?

Um Leben oder Tod

Man kann mit Recht sagen, dass es bei dieser Frage um sehr viel geht: Es geht um Leben oder Tod. Es geht darum, ob Abtreibung Mord, also absichtliches Töten, ist. Ist Abtreibung die gewollte Auslöschung einer lebenden menschlichen Person?
Das klingt sehr kompliziert, die Fragestellung ist aber enorm wichtig, denn sie umfasst die verschiedenen Aspekte der Abtreibungsfrage. Zum einen stellt sich die Frage, wann menschliches Leben beginnt? Bei der Befruchtung? Oder mit dem ersten Herzschlag? Auch die Frage, ob das ungeborene Kind eine Person ist, spielt eine zentrale Rolle. Wir sehen also, dass hinter der Frage nach der Abtreibung eine Reihe anderer Fragen steht. Und bei der Beantwortung jeder einzelnen Frage geht es um Leben oder Tod.

Die Grundlage für die Entscheidung

In diesem Artikel möchte ich die Antwort auf die Abtreibungsdebatte in der Bibel suchen, die die Grundlage aller Wahrheit ist.

Wenn die Bibel uns diese Fragen eindeutig beantwortet, dann spielt die Naturwissenschaft in dieser Frage eine untergeordnete Rolle. Wenn die Bibel eine klare Antwort findet, dann müssen wir uns an diese Antwort halten, denn die Bibel ist Gottes unfehlbares Wort.

Wie heilig ist menschliches Leben?

Bevor wir uns den Fragen nach dem Anfang des menschlichen Lebens und dem „Personsein“ eines Menschen machen, müssen wir verstehen, dass die Bibel uns klar macht, dass das menschliche Leben heilig ist. Die Grundlage für diese Heiligkeit begegnet uns schon ganz zu Beginn des Alten Testaments: die Heiligkeit des menschlichen Lebens ist in der Schöpfung verankert.

1.Mose 1,26-27: Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild, uns ähnlich […]. Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.

Wir sind in Gottes Bild geschaffen. Das bedeutet, dass wir unsere Identität und unseren Wert von Gott verliehen bekamen, als er uns erschaffen hat. Er hat uns nach seinem Bild, ihm ähnlich erschaffen. Damit ist nicht gemeint, dass wir Miniaturgötter sind, vielmehr wird dadurch deutlich, dass Gottes Bild in uns eingeprägt ist. Gottes Charakter wird durch uns widergespiegelt. Dieser Wert bildet die Grundlage für die Heiligkeit und den Wert unseres Lebens. Und schon wenige Kapitel später wird der Wert des menschlichen Lebens unterstrichen:

1.Mose 9,6: Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn im Bild Gottes hat Er den Menschen gemacht.

Der Angriff auf das menschliche Leben ist, wie uns dieser Vers zeigt, keine Lappalie, er ist ein Angriff auf Gottes Bild, auf Gott selbst. Jeder Mensch trägt Gottes Bild in sich und dieses Bild wird angegriffen, wenn ein Mensch getötet wird.

Diese Ebenbildlichkeit gilt für alle Menschen und ist unabhängig von Religion, Herkunft, Alter oder Geschlecht.

Wann beginnt menschliches Leben?

Menschliches Leben ist, wie wir gesehen haben heilig. Wer es angreift, greift Gott an. Dieser Punkt bringt uns in unserer Fragestellung zur Abtreibung aber noch nicht so richtig voran, weil wir noch nicht geklärt haben, ob es sich bei dem Fötus im Mutterleib überhaupt um menschliches Leben handelt.

In der Bibel gibt es keinen Bibelvers, der uns diese Frage direkt beantwortet, dennoch finden wir Prinzipien, die uns helfen die Frage zu beantworten.

Johannes der Täufer zum Beispiel empfing den Heiligen Geist schon im Mutterleib. Im Alten Testament finden wir Gesetze, die ungeborene Kinder schützen (2.Mose 21). Auch, wenn diese beiden Beispiele noch nicht beweisen, dass die ungeborenen Kinder als menschliches Leben angesehen werden, zeigen sie uns, dass ihr Dasein trotzdem schützenswert ist.

Auch in den Psalmen lesen wir vom Wert des ungeborenen Lebens. In Psalm 139 lobt David Gott dafür, dass er den Menschen im Mutterleib geschaffen hat und betont damit, dass Gott der Schöpfer des ungeborenen Lebens ist und ihm damit Wert verleiht.

Wenn wir den genauen Zeitpunkt herausfinden möchten, ab dem wir von menschlichem Leben sprechen können, hilft uns die Wissenschaft. Denn wenn man sich den Vorgang der Schwangerschaft ansieht, dann bemerkt man sehr schnell, dass die Befruchtung eine zentrale Rolle spielt. So entsteht durch die Befruchtung eine neue DNA und man kann folglich ab diesem Zeitpunkt von einem neuen Lebewesen sprechen.

Ist ein ungeborenes Kind eine Person?

Wenn also ein Embryo ab der Befruchtung ein neues Lebewesen ist, stellt sich noch die Frage, ob es sich bei diesem menschlichen Leben auch um eine Person handelt. Diese Frage ist die wohl umstrittenste bei dieser ganzen Thematik. In den letzten Jahren haben immer mehr Ethiker argumentiert, dass ungeborene Lebewesen keine Personen sind. Einige gingen noch weiter und sagen, dass auch geborene Babys bis zu einem bestimmten Zeitpunkt (einigen Wochen oder Monate nach der Geburt) noch keine Personen sind. Sie machen das „Personsein“ von verschiedenen Faktoren, wie z.B. dem Bewusstsein für sich selbst, abhängig. Wenn man diesen Gedanken weiterdenkt, würde das bedeuten, dass Menschen geistlichen Einschränkungen oder Krankheiten, z.B. Demenz, keine Personen wären. Auch ihr Leben wäre dann nicht schützenswert.

Um die biblische Sicht auf diese Frage zu verstehen, müssen wir wieder zur Schöpfung des Menschen zurückkehren. In Psalm 8 lernen wir, dass der Mensch anders ist als die Tiere, er ist als Herrscher über sie eingesetzt. Die Stellung des Menschen in der Schöpfung ist eine herausragende. Von allen Geschöpfen ist er die Krone. Es ist nicht nur so, dass der Mensch im Ebenbild Gottes geschaffen ist, viel mehr hebt ihn diese Ebenbildlichkeit von den Tieren ab. Auch wenn die Bibel das Wort Person in diesem Zusammenhang nicht nennt, beschreibt sie genau das, was durch die Behauptung vieler Ethiker heutzutage geleugnet wird: Der Mensch ist von seinem Wesen her anders als die Tiere. Jeder Mensch, weil er im Bilde Gottes geschaffen wurde, ist eine Person. Das gilt für das ungeborene Leben im gleichen Maße wie auch für jeden erwachsenen Menschen.

Fazit

Die Bibel gibt uns die Antwort auf die Frage nach der Abtreibung nicht in einem einzigen Vers, und dennoch ist ihre Antwort klar: Abtreibung ist Sünde. Weil jeder Mensch im Ebenbild Gottes geschaffen wurde, ist das menschliche Leben, ob vor oder nach der Geburt, schützenswert und darf nicht getötet werden. Wer einen Menschen tötet, der greift nicht nur diesen Menschen an, vielmehr greift er Gott selbst an, weil jeder Mensch Gottes Bild in sich trägt und ihn widerspiegelt. Deshalb ist das Thema der Abtreibung ein sehr zentrales Thema, wir dürfen das nicht unterschätzen oder als unwichtig abtun. Es geht um Leben und Tod und das muss uns bewusst sein, wenn wir über dieses Thema reden. Aber wie diskutieren wir über dieses Thema mit Nichtchristen? Wie gehen wir damit um, wenn jemand in unserem näheren Umfeld abgetrieben hat? Diese Fragen sollen in einem künftigen Artikel behandelt werden.

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