Gott ≠ Plan B

von Alyssa Riesen
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Es ist unfassbar heiß, windig und der Sand sticht dir in den Augen. Du kannst dich kaum daran erinnern, wann du das letzte Mal etwas anderes als diese unendliche Wüste gesehen hast oder als du das letzte Mal wirklich sättigendes Essen bekommen hast… Du hast kaum Kraft nach Hilfe zu rufen, selbst dein Lebenswille verblasst.

Eigentlich hattest du diese Zeit mit der richtigen Herzenseinstellung begonnen; dachtest du zumindest. Denn war es nicht Gott, der dich an diese Stelle geführt hat? Hattest du nicht kurz zuvor deine eigenen Träume losgelassen, um ganz Gottes Plänen zu folgen? Wo bleibt denn das geistliche Hoch und der Segen, von dem alle Christen immer sprechen? „Gott ist in den Schwachen mächtig“ und „Gott ist immer an deiner Seite“ – aber wo ist er jetzt? Die geistliche Ferne zu Gott scheint unüberbrückbar zu sein, obwohl du dir damals absolut sicher warst, dass Gott dich hierher berufen hat. Langsam wirkt sich diese geistliche Wüste auch auf dein körperliches Dasein aus. Und körperliche Schwäche schwächt deine geistliche Stärke umso mehr. Wo ist Gott?

Zudem wird es nicht besser. Als ob du nicht schon genug zum Aushalten hättest, kommen dir all diese vielversprechenden Ideen in den Sinn, die dir das Leben bestimmt vereinfachen könnten und in denen du Gott auch irgendwie mit einplanen könntest… Wo ist Gott? Gott ist in der Wüste.

Matthäus 4 – mit Gott in der Wüste

Wir drehen die Zeit zurück – etwa 2000 Jahre. Und dort, in der unerträglich heißen Wüste, ist Jesus. Der Anblick Seines verkümmernden Körpers verrät uns, dass Er schon Wochen ohne Essen und Wasser hinter sich hat und sein Körper nicht viel mehr aushalten kann. In Wahrheit scheint Er sogar dem Tod nahe zu sein. Der Jesus, auf den alle gewartet haben, der die Gefangenen befreien soll und den Tod besiegen soll ist am Verhungern. Und das, obwohl Ihn der Geist Gottes in die Wildnis geführt hat (Mt 4,1). Um es kurz zu fassen: Jesus befindet sich geistlich und körperlich in der gleichen Situation wie du. Und als ob das nicht genug sei, wird auch Er mit vielversprechenden Ideen konfrontiert.

Gottvertrauen ist nicht „Plan B“

Matthäus bezeichnet diese vielversprechenden Ideen als „Versuchungen des Teufels“. Doch ganz ehrlich, was der Teufel hier fordert, scheint ziemlich nachvollziehbar und in Ordnung zu sein. Klar, manchmal ein bisschen drastisch, aber irgendwie schon logisch und plausibel. Wie erkennt Jesus also, dass Er hier vom Teufel versucht wird? Vielleicht, wenn man die Versuchung etwas umschreibt, erkennen wir Parallelen zu unserem Leben.

Die 1. Versuchung: „Gebrauche die dir von Gott gegebene Macht, um deinen eigenen Willen durchzusetzen.“

„Und der Versucher trat herzu und sprach zu Ihm: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden.“

Mt 4,3

Super Idee! Ne, ganz ehrlich: Jesus braucht Essen und als Sohn Gottes hat er Macht, also soll Er doch einfach Brot herzaubern. Oh, wie oft wir in diese gefährliche Falle tappen…

  • „Gott gab mir meinen freien Willen, also darf ich tun was ich will.“
  • „Gott will, dass ich glücklich bin, also ist das, was ich tue und mich glücklich macht, nicht gegen Gott.“
  • „Gott hat mir mein Geld gegeben, also darf ich es ausgeben, wie ich es will.“
  • „Gott hat mir Vergebung und ewiges Leben geschenkt und Treue versprochen, also wird er mir das auch unabhängig von dem, ob ich ihm jetzt gehorche oder nicht, nicht vorenthalten.“

Merkst du, wie diese Sätze gut anfangen und nur scheinbar „nicht schlecht“ enden? Wie die biblischen Wahrheiten sowohl in Matthäus 4 als auch in den obenstehenden Sätzen vollkommen verdreht angewendet werden?

Gottes Wort – das Brot Jesu in der Wüste

„Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“

Mt 4,4

Moment mal: Das ist derselbe Jesus, der gerade am Verhungern ist, der keine Kraft mehr hat. Der vom Geist Gottes in die Wüste geführt wurde und dann scheinbar zum Sterben allein gelassen wurde, obwohl er sich Gott ganz anvertraut hatte. Und genau da ist der Knackpunkt: Er hat sich Gott ganz anvertraut. Ein Blick auf die Stelle, die Jesus hier zitiert, zeigt uns das Ausmaß seiner Aussage:

„Und gedenke des ganzen Weges, den dich der HERR, dein Gott, geleitet hat diese vierzig Jahre in der Wüste, auf dass Er dich demütigte und versuchte, damit kundwürde, was in deinem Herzen wäre, ob du Seine Gebote halten würdest oder nicht. Er demütigte dich und ließ dich hungern und speiste dich mit Manna, das du und deine Väter nie gekannt hatten, auf dass er dir kundtäte, dass der Mensch nicht lebt vom Brot allein, sondern von allem, was aus dem Mund des HERRN geht.“

Dtn 8,2-3

Manna. Das ist das Brot in der Wüste. Das Brot, das grundsätzlich ein absolutes Vertrauen zu Gott fordert. Das Brot, dass Gottes Treue beweist. Jeden Tag musste das gesamte Volk Israel in der Wüste darauf vertrauen, dass Gott sie nicht im Stich gelassen hat, dass Gott treu ist, dass Er sie auch am nächsten Tag nicht verlässt. Nirgends sonst würden sie in der Wüste Überlebensnotwendiges finden als in den Worten Gottes. Das Brot ist ein Beweis der Abhängigkeit von Gott. Jeden Tag mussten die Israeliten auf das Versprechen, die Worte Gottes, vertrauen, dass Er sie versorgen würde.[1] Aber wenn die Israeliten versuchten ihre „eigene Macht“ auszuüben, indem sie beispielsweise das Manna aufbewahrten, verdarb es noch innerhalb der nächsten Stunden – der abscheuliche Geruch als Zeichen der Abscheulichkeit ihrer Taten.

Bemerkst du die weiteren Parallelen in den beiden Abschnitten? Wie Israel wurde Jesus von Gott in die Wüste geleitet, die vierzig Tage reflektieren die vierzig Jahre, damit kundwürde, was in seinem Herzen wäre, ob er Seine Gebote halten würde oder nicht. Matthäus 4 ist tatsächlich ein „Replay“ der gesamten Wüstenzeit Israels – außer, dass Israel auf Gott nur dann vertraut hat, wenn es gerade passte. Doch Jesus zeigt uns, wie wahres Gottvertrauen aussieht und worauf wir bauen dürfen und sollen. Denn wahres Gottvertrauen ist durch zwei Dinge gekennzeichnet:

  • Dem Bewusstsein der absoluten Abhängigkeit vom Wort Gottes:
    „Wäre nicht dein Gesetz meine Lust gewesen, dann wäre ich verloren gegangen in meinem Elend. Ewig werde ich deine Vorschriften nicht vergessen, denn durch sie hast du mich belebt.“
    Ps 119,92-93
  • Der Sehnsucht nach der Verherrlichung Gottes und nicht unserer selbst:
    „Ich sehne mich nach deiner Rettung, HERR! Dein Gesetz ist meine Lust. Meine Seele soll leben und dich loben! Deine Bestimmungen sollen mir helfen!“
    Ps 119,174-175
    „Wenn er aber als Christ leidet, schäme er sich nicht, sondern verherrliche Gott in diesem Namen!“
    1Pt 4,17

Matthäus 4 – ein sättigendes Trost-Brot

Ich habe mich manchmal gefragt, inwiefern diese Geschichte von Jesus relevant für mich sein soll. Will Gott mir schlichtweg nur zeigen, dass Jesus der Super-Christ ist? Erst als ich tiefer grub, erkannte ich, dass Gott mir durch diesen Text und Test ganz besonders in meinen Wüstenzeiten ein sättigendes Trost-Brot auftischt, mit ganz vielen Antworten auf meine und deine Fragen:

  • „Wo ist Gott?“, fragst du dich. Mit dir in der Wüste, zeigt Er dir.
  • „Warum hat er mich in die Wüste geführt?“ Damit kundwürde, was in deinem Herzen ist, ob du Seine Gebote halten würdest oder nicht (vgl. Dtn 8,2) In anderen Worten: Um dein Gottvertrauen zu prüfen und vor deinen Augen zum Vorschein zu bringen.
  • „Was ist die einzig wahre Stärkung?“ Jedes Wort, das aus dem Mund Gottes geht (vgl. Dtn 8,3)

Aber was sollst du tun, wenn es sich so anfühlt, als ob er gar nicht da ist, wenn du keine Worte aus Seinem Mund hörst?

Dann suche sie in Seinem Wort und gehorche ihnen! Vertraue auf die Verheißungen in Gottes Wort (denn „Glücklich sind, die Seine Zeugnisse bewahren, die Ihn von ganzem Herzen suchen.“ Ps 119,10) und bete die Worte Seiner zahlreichen, leidenden Kinder (bete z.B. die Psalmen, wenn dir Worte fehlen.) Warte auf den Herrn! „Lechze“ (Ps 42) nach Ihm! Und lebe in Gehorsam zu dem was du liest:

„Daher sollen auch die, welche nach dem Willen Gottes leiden, einem treuen Schöpfer ihre Seelen anbefehlen im Gutestun.“

1Pt 4,19

Warum brauchst du Seine Worte gerade jetzt? Was ist dein größter Trost?

Weil sie Teil deiner „Rüstung“ sind (vgl. Eph 6), die du brauchst, um zur Ehre Gottes den unerträglichen Lügen und Versuchungen zu widerstehen; so wie Jesus.

Das Wort, das aus dem Mund Gottes geht, hat schon den ultimativen Sieg bewirkt. Wenn Matthäus 4 uns sagt, dass wir mit unseren Leben von Gottes Wort abhängig sind, dann ist ganz klar die Gnade Gottes in Jesus Christus, dem einen Wort des Lebens, gemeint. Denn Jesus ist das ultimative Manna, „unser tägliches Brot“ in der Wüste. Die Rettung, von der wir jeden Tag abhängig sind, bis wir endgültig vor dem Thron Gottes, befreit von allen Versuchungen, stehen werden.

Deshalb kann dein größter Trost sein, dass dein Gott weitaus mehr Vertrauen verdient, als dass du Ihm jemals gegeben hast. Schließlich hat Er dich durch Seine unfassbare Gnade weit mehr beschenkt und errettet, als du ihm je zugetraut hättest. Gott sei Dank, liegt es weder an deinen Leistungen noch am Maß deines Gottvertrauens, ob Er dich retten kann und wird. Durch Christus hat Er gezeigt: Für deine Rettung braucht es allein Sein Wort, Seine Gnade. Deshalb, wenn die Wüste unerträglich scheint:

 „Vertraue auf den HERRN mit deinem ganzen Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand! Auf all deinen Wegen erkenne nur Ihn, dann ebnet Er selbst deine Pfade! Sei nicht weise in deinen Augen, fürchte den HERRN und weiche vom Bösen! Das ist Heilung für deinen Leib, Labsal für deine Gebeine.“

Spr 3,5-8

Wie du wahrscheinlich weißt, endet die Geschichte nicht nach der ersten Versuchung. Mit jeder Versuchung offenbart Gott mehr, wie Er für uns in unseren geistlichen Wüstenwanderungen sorgt, wer der Sohn Gottes ist und worauf wir achten müssen. Das „Wüstenreplay“ geht weiter. Ich möchte dich ermutigen, Matthäus 4 noch einmal zu lesen und dabei alle Querverweise nachzuschlagen (damit die Bibel sich selbst erklärt) und die Versuchungen in eigenen Worten umzuschreiben (mit ganz praktischen Szenarien). Wenn du selbst gerade durch eine geistliche Wüstenzeit gehst, suche das Gebet und Gottes Wort allein und mit anderen Christen. Für mich persönlich war es hilfreich, die Sprüche und Psalmen (vor allem 119) zu lesen, weil sie uns versprechen, dass das Wort Gottes uns die Weisheit verleihen werden, die wir dringend brauchen.


[1] Um die Wüstenreise Israels christuszentriert zu lesen, haben mich die Predigten der Josia-Konferenz 2018 ganz besonders geprägt.

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