Rahab, die Hure – ein Vorbild!?

von Luise Nering
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Im Alten Testament lesen wir im Buch Josua von der siegreichen Eroberung Kanaans durch die Israeliten. Am Anfang des Buches begegnet uns eine zunächst nicht allzu aufsehenerregende Geschichte:

Im zweiten Kapitel wird von einer Frau namens Rahab berichtet. Rahab begegnet uns als eine sündige Heidin, die ganz weit davon entfernt zu sein scheint, eine Glaubensheldin oder sogar ein Vorbild für uns zu werden. Aber genauso wird sie im Neuen Testament bezeichnet – verrückt oder?! Gott möchte uns mit Rahab zeigen, dass sein Maßstab ein ganz anderer ist als unserer und dass er seine Gnade jedem gibt, der sich danach ausstreckt.

„Rahab – eine Frau fern von Gott“

Wir erfahren, dass Rahab direkt an der Stadtmauer Jerichos wohnte. Das Haus lag somit fernab vom Stadtkern und war leicht zugänglich für Fremde. Es war der ideale Ort für den Job, den sie als Prostituierte ausübte. Für die Kanaaniter war Prostitution keine unübliche Tätigkeit, da die Menschen nichts mit Gott zu tun haben wollten und selbstbestimmt ihren Vergnügungen nachgingen. Deshalb hatte Gott auch den Israeliten den Befehl gegeben, Kanaan einzunehmen und das Volk zu vernichten.

Wenn wir mit Prostitution konfrontiert werden, verschließen wir meistens unsere Augen. Wir wollen nicht genauer hinsehen und nichts mit diesen Menschen zu tun haben. Doch es ist wichtig, sich die Hintergründe bewusst zu machen, die Menschen in diese Situation geführt haben. Prostitution ist, damals wie heute, ein Weg für viele Frauen, um an Geld zu kommen und sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Meistens geschieht dies nicht freiwillig, sondern ist ein Akt der Verzweiflung. Der vermeintlich letzte Ausweg für die Frauen.

Prostituierte werden wie Menschen zweiter Klasse behandelt. Prüfe dich selbst einmal, wie oft du Menschen aufgrund ihres Äußeren, ihrer Herkunft oder ihres Jobs wegen verachtet hast. Du drückst ihnen einen Stempel auf und bestimmst ihren Wert, ohne die ganze Wahrheit zu kennen. Lasst uns alle Vorurteile ablegen und unter die Oberfläche blicken. Nur so werden wir auch erkennen, wieso Gott Rahab uns zum Vorbild macht.

Wir wissen nicht, wieso Rahab der Hurerei nachging. Wir erfahren jedoch, dass sie die von Josua ausgesandten Kundschafter aufnahm. Als der König von Jericho dies erfuhr, schickte er Soldaten zum Haus der Rahab, um sie aufzufordern die feindlichen Kundschafter auszuliefern. Sie aber versteckte die beiden auf ihrem Dach und lotste die Verfolger, im Glauben die Kundschafter seien schon aufgebrochen, auf eine falsche Fährte. Nachdem die Soldaten abgerückt waren, vereinbarte Rahab Folgendes mit den beiden Männern: Sie würde ihnen aus der Stadt helfen und diese würden im Gegenzug sie und ihre ganze Familie verschonen, wenn die Israeliten die Stadt einnehmen würden. So ließ sie die Kundschafter an einem Seil die Stadtmauer herabklettern. Dadurch gelang den Männern die Flucht über die Berge. Rahab hängte, wie vereinbart, als Zeichen des Schutzes vor dem Tod ein rotes Seil gut sichtbar an ihr Fenster. So wurde sie, samt ihrer Familie, gerettet und wurde mit nach Israel genommen und bekehrte sich zum wahren Gott.

„Rahab – eine Frau, die zum lebendigen Gott umkehrte“

Erstaunlich ist Rahabs Er- und Bekenntnis. Sie erzählte den Kundschaftern von der Furcht der Kanaaniter: Sie hatten von den vielen Wundern und Siegen gehört, die Israel auf der Wanderung durch die Wüste erlebt hat und bekamen es mit der Angst zu tun. Und obwohl Rahab selbst die Wunder nicht gesehen hatte, glaubte sie daran. Sie erkannte, dass der Gott Israels der wahre Gott sein muss, dass er das Land Kanaan den Israeliten geben würde und dass ihm nichts unmöglich ist! Sie bezeugte: „Denn der HERR, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf Erden.“ (Josua 2,11b)

Die Kanaaniter hatten von Gott und seinen Wundern gehört.  Das Problem war, dass sie nicht wie Rahab Konsequenzen daraus zogen. Ganz Jericho starb, weil sie nicht an die Macht Gottes glaubten. Gott war gnädig mit Rahab. Durch Glauben wurde sie gerettet.

„Rahab – eine Frau, die sich von Gott prägen ließ“

Rahab bekommt sogar einen Platz in der messianischen Heilslinie. Sie wird eine Vorfahrin Davids und somit auch Jesu (Mt 1,5-6). Ebenso wird sie in der Reihe von Glaubenshelden mit aufgelistet (Heb 11,31) und zusammen mit Abraham erwähnt, weil beide nicht nur glaubten, sondern auch ihrem Überzeugungen entsprechend lebten (Jak 2,25). Rahab handelte. Sie beließ es nicht nur bei Worten, sondern setzte sogar ihr Leben aufs Spiel im festen Glauben, dass Gott seinem Volk den Sieg schenken würde. Und sie wollte auch zu diesem Gott gehören. Und er nahm sie auf und segnete sie.

In Mt 21,31b sagt Jesus: „Wahrlich, ich sage euch: Die Zöllner und Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr.“

Gott erwählt die Geringen. Er baut sein Reich mit Sündern und Ausgestoßenen, mit all denjenigen, die sich ihrer Schwachheit bewusst sind! Vor Jesus sollten wir all unsere Masken fallen lassen. Er braucht nicht unsere Scheinheiligkeit und Heuchelei. Er braucht Menschen, die wissen, dass sie fehlerhaft sind und sich jeden Tag neu auf die Gnade berufen, die uns durch Christus zu Teil wird.

Ich weiß nicht, wie es dir geht, wenn du das alles liest, aber ich bin voller Dankbarkeit. Gott erwählt sich sein Volk aus den Unbeliebten, Schwachen und Sündern und nimmt sie allein aus Gnade an. Er belohnt den Glauben, der gelebt wird und fordert uns durch Rahab auf, diesen nachzuahmen.

Lasst uns auch Gottes Wort glauben und ihm zu hundert Prozent vertrauen. Wenn wir unserem Gott alles zutrauen und alles von ihm erwarten, werden wir sein Handeln auch in unserem Leben erfahren und reich von ihm beschenkt.

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1 Kommentar

Sandro 25. April 2019 - 07:50

Liebe Luise; ich preise unseren HErrn Jesus für diese Gedanken zu Rahab und was er dir offenbart hat. Ist ein grosser Nutzen für den Hauskreis heute abend 🙂

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