Endlich geschafft…mein Examen frisch in der Tasche. Ich bin nun Gesundheits- und Krankenpflegerin. Gott hat mich durch die Ausbildung hindurchgeführt und nun darf ich mit diesem Beruf nützlich sein.
Eine Woche später ging es direkt mit der Vollzeitstelle los. Früh-, Spät- und Nachtdienst, sowie Wochenend- und Feiertagsdienst. Selbstverständlich. Auch zwölf Tage am Stück Dienste zu haben, ist nichts Ungewöhnliches.
Der Job ist anstrengend, aber ich mache ihn sehr gerne. Ich habe nette Kollegen und es ist ja auch ein sozialer und wichtiger Beruf. Das motiviert mich.
Parallel fing es jedoch an, dass ich immer mehr Sonntage in der Gemeinde fehlte und unter der Woche fast gar nicht mehr an Gemeindeveranstaltungen teilnehmen konnte. Entweder hatte ich zeitgleich Spätdienst oder musste am nächsten Tag aufgrund des Frühdienstes wieder so zeitig aufstehen, dass mir die Veranstaltungen nicht mehr früh genug anfingen.
Erschreckend ist, dass ich mich mit den Monaten daran gewöhnte, nicht mehr regelmäßig da zu sein. Es war schon normal, dass ich mehr mit meinen ungläubigen Arbeitskollegen Kontakt und somit Austausch hatte als mit Glaubensgeschwistern. Meine Gemeinde fragte immer wieder geduldig nach mir, aber zeigte sich ebenso verständnisvoll, wenn ich wieder arbeiten musste. Ich lebte eher für meine Arbeit als für Gott und die Gemeinde, sodass meine Gedanken folglich auch mehr darum kreisten als um das Himmelsreich.
Wir Menschen sind nicht autonom. Das heißt, wir sind immer einem Einfluss ausgesetzt. Entweder von Gott oder vom Teufel. Wenn ich nun meine Gemeinde vernachlässige und mehr mit weltlichen Angelegenheiten und Ungläubigen verkehre, darf ich mich nicht wundern, wenn mein Glaubensleben darunter leidet.
Welche Priorität hat nun meine Arbeitsstelle? Ist es falsch zu arbeiten? Viel zu arbeiten?
Arbeit ist auf keinen Fall falsch. Es ist gut und richtig und wir sollen damit Gott dienen und ihn verherrlichen, indem wir ohne Aufsehen ein „stilles Leben“ (1.Thess.4, 11) führen und als Licht in der Welt (vor unseren Arbeitskollegen) leuchten sollen. Leider passe ich mich viel mehr der Welt an, wenn mir die Gemeinschaft mit Christen fehlt. Ebenso verliere ich den Fokus auf Christus. Wenn meine Arbeit mich dazu bringt nur noch an die Arbeit zu denken, mir die Anliegen der Gemeinde und der Glaubensgeschwister fast nicht mehr bekannt sind und (sei es auch unbewusst) als zweitranging erscheinen, läuft etwas sehr falsch…
Vollzeit in diesem Beruf zu arbeiten hat mich leider bis zu diesem Punkt gebracht. Aber wozu lebe ich? Ich lebe um Gottes Kind zu sein, Ihn zu verherrlichen, eine Beziehung zu ihm zu haben. Diese Erde dreht sich einzig und allein noch aus dem Grunde, damit wir der Welt das Evangelium verkünden können, damit Menschen nicht verloren gehen. Folglich habe ich gemerkt, dass mein Leben gefühlt in einer Dauerschleife ist und als Christ nicht mehr stimmt.
Nach einem Jahr als examinierte Krankenschwester habe ich die Stelle reduziert. Nun arbeite ich weniger, verdiene weniger…aber darf wieder vermehrt Anteil am Gemeindeleben haben und das hat immer die erste Priorität im Leben. Denn um eine lebendige Beziehung zu Christus aufrecht zu erhalten, brauchen wir die Gemeinschaft mit Christen. Wir brauchen Sein Wort und das Gebet, aber ebenso die Gemeinde, da wir durch sie mit Christus persönlich Gemeinschaft haben. Wir sind sein Leib. Durch sie bleibe ich in Christus und wachse in Ihm.
Mit diesem kurzen Einblick in mein vergangenes Jahr, möchte ich dich einfach gern motivieren über dein eigenes Berufs- und Arbeitsleben nachzudenken. Welchen Stellenwert hat es? Ist es für dich selbstverständlich für eine gute Stelle in eine andere Stadt zu ziehen, auch wenn dort eventuell keine passende Gemeinde ist? Würdest du es auch umgekehrt tun und für eine gute Gemeinde deinen Job wechseln? Wofür lebst du? Was beherrscht deine Gedanken mehr? Und warum ist dir eventuell die Arbeit wichtiger? Vielleicht aufgrund des Geldes bzw finanzieller Sorgen? Deines Ansehens wegen usw?
Ich bete, dass Gott uns schenken möge, den wahren Sinn und Zweck unseres Daseins nicht zu verfehlen.
„Keiner ist für sich da, sondern für den anderen! Ich bin ein Stein, dazu da, um andere Steine zu tragen. Keiner ist für sich da, sondern für die anderen, für die Familie, für die Gottesgemeinschaft der Gemeinde. Und diese ist nicht da für sich selbst, sondern für die Welt, zu leuchten, darzustellen das Wort des Lebens, vorzuleben, zu bezeugen, zu leiden, zu lieben, zu dienen, die Herrlichkeit Gottes zu offenbaren.“ (Johannes Lohmann)
Gottes reichen Segen euch!
1 Kommentar
Danke für deinen sehr guten Artikel. Jetzt weiß ich, was du im letzten Jahr gemacht hast 🙂