Gottes Antwort auf Mutlosigkeit und falsche Selbstsicherheit (Psalm 90)

von Elsbeth Tafferner
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Und schon wieder ist ein Jahr vergangen. Jahreswechsel und Geburtstage sind häufig die Zeitpunkte, an denen wir zurückblicken und über die Vergangenheit nachdenken, aber auch an denen wir nach vorne schauen und uns gute Vorsätze vornehmen. In den letzten Tagen des Jahres 2016 habe ich mich mit ein paar guten Freunden getroffen. Wir haben darüber gesprochen, was wir uns vornehmen wollen und mit welchem Motto wir das Jahr 2017 beschreiben wollen. Als ich an der Reihe war, schluckte ich schwer und sagte mutlos, während ich eine Träne wegblinzelte: „Ich hoffe einfach, dass das nächste Jahr besser wird als das letzte.“ Und eigentlich dachte ich: „Gott macht sowieso was er will. Was ich mir alles vorgenommen hatte… und jetzt ist mein Leben so anders. Was ist denn schon mein Leben?“

Gott ist ewig, der Mensch ist vergänglich

Psalm 90 spricht auch darüber – über die Souveränität Gottes und unsere scheinbare Unbedeutendheit. In Versen 2-6 steht: Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Der du den Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder! Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie ein Nachtwache. Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom, sie sind wie ein Schlaf, wie ein Gras, das am Morgen noch sprosst, das am Morgen blüht und sprosst und des Abends welkt es und verdorrt.

Gott ist ewig, allwissend, er steht über unserer Zeit, wir sind dagegen vergänglich und begrenzt. Der Unterschied könnte kaum krasser sein, darum überschlägt sich Mose hier fast schon mit Vergleichen, um das Ganze verständlicher zu machen. Der bekannteste Vergleich ist wohl, dass tausend Jahre vor Gott sind wie ein Tag. Gehen wir tausend Jahre in der Geschichte zurück, dann landen wir mitten im Mittelalter. Und diese 1000 Jahre seitdem sind vor Gott wie ein einziger Tag?! Was ist denn dann erst unser Leben? Und nicht nur unsere Zeit, sondern auch wir selbst sind vergänglich: Wir sind wie Gras, morgens noch schön, frisch und grün, abends schon verwelkt. Ja, im Vergleich zu Gott sind wir unbedeutend. Aber für Gott sind wir nicht unbedeutend. Der Psalm beginnt mit „Herr, du bist unsere Zuflucht für und für.“ Obwohl Gott so über alle Maßen anders ist als wir Menschen, ist er unser Zufluchtsort. Das sagt Mose, der für etwa 40 Jahre in der Wüster herumgereist ist und kein festes Zuhause hatte. Gott selbst ist die ewige Zuflucht bzw. Heimat für sein Volk. Das bedeutet auch, dass wir nie unsere wahre Heimat verlassen, weil Gott uns in Ewigkeit nicht verlässt.

Der Grund, warum wir so vergänglich sind

Aber warum sind wir so vergänglich? Warum sind wir „wie ein Strom“ oder „wie ein Schlaf“? Die Antwort steht in den Versen 7-11: Das macht dein Zorn, dass wir so vergehen, und dein Grimm, dass wir so plötzlich dahinmüssen. Denn unsere Missetaten stellst du vor dich, unsere unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht. Darum fahren alle unsere Tage dahin durch deinen Zorn, wir bringen unsere Jahre zu wie ein Geschwätz. Unser Leben währet siebzig, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe; denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon. Wer glaubt’s aber, dass du so sehr zürnest, und wer fürchtet sich vor dir in deinem Grimm?

In diesen Versen wird uns erklärt warum unser Leben so kurz ist wie es ist. Diese Verse sind voll von Begriffen, die eine Begründung einleiten: „das macht“, „denn“, „darum“. Die Antwort ist: Unser Leben ist so kurz wegen Gottes Zorn über unsere Sünde. Mir ist es sehr unangenehm darüber nachzudenken, dass irgendwer, am wenigsten Gott, alle meine Sünden kennt. Auch meine „unerkannte Sünde“ oder wie es in einer anderen Übersetzung heißt, mein geheimstes Tun ist ihm nicht verborgen. Keine Tat kann verborgen genug geschehen, als dass Gott sie nicht sehen könnte. Kein Gedanke ist schnell genug gedacht, als dass Gott ihn nicht mitbekommt. Darum währt unser Leben nur siebzig bis achtzig Jahre und selbst das, was „köstlich erscheint“, also das, worauf man stolz ist, ist doch nur vergeblich. Diese Erkenntnis könnte Grund genug sein mutlos und verzweifelt zu werden.

Das Gebet an Gott

Aber ich will noch einmal erinnern an die wunderbare Aussage, mit der der Psalm eingeleitet wird. Gott ist ewig unser Zufluchtsort. Wir sind ihm nicht egal. Darum kehrt sich Mose in den Versen 12 bis 17 weg von der Klage hin zum Gebet. Er bittet: Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. HERR, kehre dich doch endlich wieder zu uns und sei deinen Knechten gnädig! Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir dich rühmen und fröhlich sein unser Leben lang. Erfreue uns nun wieder, nachdem du uns so lange plagest, nachdem wir so lange Unglück leiden. Zeige deinen Knechten deine Werke und deine Herrlichkeit ihren Kindern. Und der Herr, unser Gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unserer Hände bei uns. Ja, das Werk unserer Hände wollest du fördern.

Das erste, worum Mose bittet, ist Klugheit, oder anders übersetzt „ein weises Herz“, was wir dadurch bekommen, dass wir unser Ende bedenken. Denken wir daran, dass unser Leben begrenzt ist, wird es unseren Weg darauf ausrichten, Dinge zu tun, die von Belang sind. Unsere Zeit ist begrenzt, darum sollen wir sie nicht verschwenden. In den Versen 13 und 14 bittet Mose um Gnade. Gnade haben nur Menschen nötig, die etwas Falsches getan haben. Darum ist das die Antwort auf das Problem der Sünde. Gleich zweimal bittet Mose um Gnade. Ja, wir haben Gnade nötig! Und unser Gott wird uns diese Bitte erfüllen: Vers 13 wird eingeleitet mit “HERR”. Das ist Jahwe, der treue Bundesgott, der „Ich bin der ich bin.“ Er ist der Gott, der durch Jesus den Bund hält und seinem Volk gnädig ist. Er ist der, der uns so sehr geliebt hat, dass er unsere schlimme Sünde, die bewirkt, dass wir alle sterben müssen, auf sich genommen hat. Dadurch sind die Probleme beseitigt, von denen vorher im Psalm die Rede ist: Gottes Zorn und unsere Vergänglichkeit. Daraus folgt, dass wir Ihn rühmen und fröhlich sind. Gottes Ruhm und unsere Freude gehören zusammen. Das sehen wir auch an der nächsten Bitte: Gott möge uns wieder erfreuen und uns seine Herrlichkeit zeigen (V.15-16).

Der letzte Vers ist der krönende Abschluss. Mose bittet darum, dass Gott „das Werk unserer Hände fördern möchte“. Das klingt nicht mehr nach Hoffnungslosigkeit. Nur sieben Verse vorher hat Mose alles, was wir tun, sogar das, worauf wir stolz sind, als „vergebliche Mühe“ und „Nichtigkeit“ beschrieben. Die Wahrheit ist, dass ohne Gottes Gnade tatsächlich alles nichtig ist. Aber Gott hat diese Hoffnungslosigkeit überwunden. Ähnliches schreibt Paulus in 1. Korinther 15, dem Auferstehungskapitel. 58 Verse hat Paulus der Auferstehung gewidmet. Manches in diesem Kapitel scheint schwer zu verstehende Theorie sein. Paulus beendet aber das Kapitel mit einer wunderbar praktischen Aussage: „Darum, (wegen der Auferstehung) meine geliebten Brüder, seid fest, unerschütterlich, nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn!“ Wegen Gottes Gnade ist die Macht unserer Sünde besiegt, wegen Jesu Auferstehung ist der Tod besiegt. Darum sind wir nicht ohne Hoffnung: Unsere Arbeit ist nicht vergeblich. Allerdings schützt es uns auch vor falscher Selbstsicherheit. Wir können unsere guten Vorsätze nicht aus eigener Kraft erfüllen. Natürlich ist es gut, sich zu Beginn des Jahres gute Gewohnheiten bewusst vorzunehmen. Aber wir sollten daran denken, dass „das Werk unserer Hände“ vergeblich ist, wenn Gott es nicht fördert. Und Gott ist unser Zufluchtsort, zu dem wir im Gebet kommen dürfen, und der in seiner Freundlichkeit, Treue, Liebe und Gnade unser Tun fördern wird.

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