Die Bibel lehren – Teil I

von Simon Mayer
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Im vergangenen Jahr haben wir uns in einer dreiteiligen Serie mit der Frage beschäftigt, wie man die Bibel richtig verstehen kann. Zu Beginn dieses Jahres möchte ich euch in einer vierwöchigen Reihe1 grundlegende Prinzipien vorstellen, die man beachten sollte, wenn man die Bibel lehrt. Der Kontext ist dabei vollkommen egal: Es mag im Kindergottesdienst, in der Jugendgruppe oder durch eine Predigt sein.

1. Mit Demut und auf der Autorität des Textes

All unsere Erkenntnis ist ein Geschenk Gottes. Dies war meine erste, grundlegendste Antwort auf die Frage, wie man die Bibel verstehen kann. Wenn jemand das Evangelium versteht, dann nur deshalb, weil Gott ihm die Augen und das Herz geöffnet hat für Sein Wort und die Herrlichkeit Christi, die darin geoffenbart ist. Unweigerlich folgt daraus eine enorm wichtige Voraussetzung für jeden Bibellehrer: Er sollte gekennzeichnet sein von tiefer Demut und all seine Verkündigung allein auf der Autorität der Bibel basieren lassen.

Erstens, weil er verstanden hat, dass auch er seine Erkenntnis nur der Gnade Gottes zu verdanken hat (2Kor 4,6). Zweitens, weil er weiß, dass alle Erkenntnis auf dieser Erde immer nur Stückwerk sein wird (1Kor 13,9.12). Drittens, weil ihm bewusst ist, dass allein Gottes Wort die Kraft hat, Menschen von ihrer Sündhaftigkeit und dem Bedürfnis eines persönlichen Erlösers zu überzeugen (Jer 23,29; 1Pet 1,23).

Wir sollten es nicht wagen, auch nur ansatzweise unsere eigenen Vorstellungen weiterzugeben, wenn wir von dem Wesen Gottes, der Natur des Menschen oder der Beziehung zwischen diesen Parteien sprechen. […] Alles, was wir sagen, sollte auf dem basieren, was der Text selber sagt und gleichzeitig sollten wir keine wichtigen Dinge unterschlagen, die der Text sagt.

Es ist ein sehr großes Privileg, aber auch eine große Verantwortung, zwischen sündigen Menschen und einem heiligen Gott zu stehen und diesen Menschen Seine Worte zu verkünden: Wer sind wir, dass wir ihnen den Weg des Heils aufzeigen, Vergebung zusprechen und ewiges Leben verheißen? Wer sind wir, dass wir ihnen befehlen, wie sie ihren Alltag mit Christus gestalten, was sie tun und lassen sollen, um Gott zu gefallen? Wer sind wir, Menschen ihr elendes Schicksal vor Augen zu malen, sofern sie nicht umkehren von ihren sündigen Wegen? Wir sind doch bloß ein Geschöpf unter vielen, das von sich aus keine Ahnung von der Größe, Erhabenheit und Herrlichkeit Gottes hat. Seine Wege und Gedanken sind viel höher als unsere Gedanken (Jes 55,8f).

Deshalb sollten wir es nicht wagen, auch nur ansatzweise unsere eigenen Vorstellungen weiterzugeben, wenn wir von dem Wesen Gottes, der Natur des Menschen oder der Beziehung zwischen diesen Parteien sprechen. Oftmals meinen wir verstanden zu haben, wie Gott tickt, welche Charaktereigenschaften ihn kennzeichnen und was er sich von der Menschheit wünscht. Aber wir müssen vorsichtig sein, dass es sich hierbei nicht bloß um unsere eigenen Wunschvorstellungen handelt, unser ganz persönliches Gottesbild – geprägt durch Erziehung, Umwelt und Erfahrungen.

Die einzige Legitimität, die wir haben, um die Bibel zu lehren – sei es in der Sonntagsschule oder von der Kanzel – liegt im Text selber! Alles, was wir sagen, sollte auf dem basieren, was der Text selber sagt und gleichzeitig sollten wir keine wichtigen Dinge unterschlagen, die der Text sagt. Die Bibel selber, das Wort Gottes, ist die Autorität, auf der wir stehen.

Und die Zuhörer sollten genau das bemerken. Jeder Sonntagsschullehrer, jeder Jugendmitarbeiter, jeder Prediger sollte deshalb, wenn er die Bibel lehrt, deutlich machen, dass es um Gottes Wort geht, nicht um seine eigenen Worte. Er sollte immer wieder betonen, dass er selber demütig unter der Heiligen Schrift steht und nicht über ihr. Er sollte offen zugeben, dass auch er nicht alles verstanden hat. Und er sollte den Menschen nicht das Gefühl geben, dass sie von ihm abhängig sind, um Gottes Wort zu verstehen.

Nächsten Mittwoch geht es weiter mit Prinzip zwei und drei: Der Kerngedanke des Textes und zielführende Struktur.


1 Auch diese Reihe basiert dabei auf dem Workshop „Die Bibel verstehen und lehren“, den ich auf der Josia-Konferenz 2013 gehalten habe.

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