Liebe ist mehr als eine Entscheidung

von Janice Goiran
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„Liebe ist eine Entscheidung” – wie oft haben wir diesen Spruch schon gehört? Ich bin mir bewusst, dass er durchaus biblisch begründet ist und auch einen kräftigen Gegenpol zu den vielen Missverständnissen von Liebe (z.B. nur ein starkes Gefühl – so übrigens Wikipedia – das schwanken oder gar wieder verschwinden kann) darstellt. Dennoch habe ich öfters darüber nachgedacht wie traurig es ist, nur widerwillig oder entgegen der Gefühle geliebt zu werden. Wünschen wir uns nicht vielmehr deshalb geliebt zu werden, weil der andere uns wirklich liebenswert findet?

Es ist wahr, dass Gott uns dazu aufruft unseren Nächsten zu lieben, was wir selbst dann tun sollen, wenn uns nicht danach ist. Es ist auch wahr, dass wir, wenn wir uns eine Scheidung herbeisehnen, dazu aufgerufen sind, verheiratet zu bleiben und an der Ehe zu arbeiten. Biblische Liebe ist „nicht mein Wille sondern Dein Wille geschehe“, in diesem Sinne stellt sie tatsächlich eine Entscheidung dar.

Dennoch ist eine Entscheidung viel zu wenig, um Liebe zu beschreiben. Mehr noch, der Begriff verleitet sogar dazu zu meinen, es stehe in unserer eigenen Macht zu lieben (selbst wenn uns nicht danach ist). Er verleitet dazu, Liebe auf ein moralisches Muss zu reduzieren, völlig losgelöst vom Herzen und seinen Zuneigungen. Und er verleitet dazu, die Latte zu tief zu setzen, nach dem Motto: Wenn du es schaffst jemanden richtig zu behandeln (ohne es von Herzen zu wollen), hast du deine Pflicht getan.

Egal worum es geht – ob wir von Herzen Gutes tun wollen oder ob wir uns entscheiden, das Gute zu tun, das wir nicht tun wollen – in beidem sind wir vollkommen abhängig von Gottes Gnade. Sowohl Herzenswünsche als auch Entscheidungen sind Gaben Gottes an gefallene Sünder.

Denn wer gibt dir einen Vorrang? Was hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich dann, als hättest du es nicht empfangen?“

1.Korinther 4,7

Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue…“

Galater 5,22

Hinter dem Willen mit seinen Entscheidungen, steht das Herz, welches Vorlieben erzeugt, die dann den Willen leiten.

Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser bringt Böses hervor aus dem bösen. Denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“

Lukas 6,45

Wenn unsere Liebe sich alleine auf eine Entscheidung beschränkt, dann ist sie noch nicht das, was sie sein sollte. Die Bibel lehrt uns, dass Liebe weitaus mehr ist, als eine bloße Entscheidung.

Gottes Liebe für sein Volk ist mehr als eine Entscheidung

Denn der HERR, dein Gott, ist bei dir, ein starker Heiland. Er wird sich über dich freuen und dir freundlich sein, er wird dir vergeben in seiner Liebe und wird über dich mit Jauchzen fröhlich sein.“

Zefanja 3,17

Es soll meine Freude sein, ihnen Gutes zu tun, und ich will sie in diesem Lande einpflanzen, ganz gewiss, von ganzem Herzen und von ganzer Seele.“

Jeremia 32,41

Denn wie ein junger Mann eine Jungfrau freit, so wird dich dein Erbauer freien, und wie sich ein Bräutigam freut über die Braut, so wird sich dein Gott über dich freuen.“

Jesaja 62,5

Wie kann ich dich preisgeben, Ephraim, und dich ausliefern, Israel? Wie kann ich dich preisgeben gleich Adma und dich zurichten wie Zebojim? Mein Herz ist andern Sinnes, alle meine Barmherzigkeit ist entbrannt.“

Hosea 11,8

Unsere Liebe für Gott ist mehr als eine Entscheidung

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt.“

Matthäus 22,37

Hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit … nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.“ – 2.Timotheus 4,8 (Das meint wir sehnen uns danach, dass Jesus bei uns ist; wir begehren ihn.)

Unsere Liebe für unseren Nächten ist mehr als eine Entscheidung

Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich.“

Römer 12,10

Habt euch untereinander beständig lieb aus reinem Herzen.”

1.Petrus 1,22

Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung seien fern von euch samt aller Bosheit. Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.“

Epheser 4,31-32

Lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.“

Epheser 5,2

Ein jeder, wie er’s sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“

2.Korinther 9,7

Die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf … sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“

1.Korinther 13,4-7

Unsere Liebe für unsere Feinde ist mehr als eine Entscheidung

Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen“ – Matthäus 5,44 (Ein Gebet für unseren Feind, dass er gesegnet sein möge, wäre Heuchelei wenn wir es ihm nicht von Herzen ehrlich wünschen.)

Fazit

Liebe ist mehr als eine Entscheidung. Wichtig ist das „mehr“ zu betonen. Keineswegs lässt sich leugnen, dass ein Leben der Liebe eine Menge wichtiger Entscheidungen beinhaltet. Der Spruch „Liebe ist eine Entscheidung“ ist in diesem Sinne also keineswegs falsch. Dennoch macht die Bibel klar, dass die Liebe in ihrem ganzen Reichtum, ihrer Tiefe und menschlichen Unmöglichkeit noch weitaus mehr ausmacht. Wir sollten bestrebt sein, Gott um echte Liebe zu bitten. Ich erinnere Gott regelmäßig an das, was sein eigener Sohn, dem er keinen Wunsch abschlagen kann, für uns erbeten hat: „damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei“. Ist auch dein Herz von diesem Wunsch ergriffen?


Quellenhinweis:
Der Originalbeitrag findet sich auf Janice‘ persönlichem Blog. Sie hat jedoch wiederum einen Großteil von folgendem Artikel von John Piper übernommen und ins Deutsche übersetzt: http://www.desiringgod.org/blog/posts/love-is-more-than-a-choice.

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4 Kommentare

Heiko 23. Oktober 2013 - 19:16

Ich hab eine Frage dazu…
Kann ein Mensch Gott lieben?

Ich verstehe, das ein Christ begeistert sein kann von Gott. Das er sich ihm dienend widmen kann, das er sein Denken Gott gibt und sich ganz seinen Sachen widmet. Alle Ebenen können für Gott ausgerichtet werden (oder eben für jemand anderen, z.B. sich selbst).

Aber spricht die Bibel davon, das der (regenerierte, gläubige) Mensch Gott lieben kann? Also in der Summe des Wortes? Ich lese viel Lobpreis, Begeisterung, Denken und Dienst für Jesus, aber wo wird er von Menschen geliebt? Ist der Begriff nicht zu hoch gewählt, von Liebe zu sprechen? Mir fällt gerade nur Petrus ein, der diese Worte je benutzt hätte. Und obwohl er sie sicher so gemeint hat – ob aus Jesu Perspektive bewertet Petrus wirklich die Liebe hatte, zu der wir aufgefordert sind? (Jesu bestätigt Petri aussagen ja nicht…)

Was meinst du?

antworten
Janice 25. Oktober 2013 - 10:16

Hi Heiko, ich denke schon, dass ein wiedergeborener Christ das „kann“: „Wir lieben ihn, weil er uns zuerst geliebt hat.“ -1.Joh 4,19. Die Liebesbeziehung zwischen Gott und Mensch unterscheidet das Christentum ja auch von allen anderen Religionen. Nur wie das aussieht ist schwierig zu beantworten. Du hast Recht, dass Jesus den selbstsicheren Petrus in Joh 21 quasi zurechtweist nicht mal freundschaftlich (phileo) lieben zu können, obwohl er von ihm sogar bedingungslose Liebe (agapao) erwartet (wie auch in 5.Mos 6,5; Mt 22,37). Was Petrus dann erkennt, ist sein eigenes Unvermögen wirklich zu lieben. Sein menschliches Herz ist trügerisch und er beginnt seinen eigenen Gefühlen zu misstrauen. I.d.S. ist es, denke ich, gut nicht viel von seiner eigenen Liebe für Gott zu halten, obwohl sie prinzipiell möglich ist (jedoch natürlich nie mit Gottes Liebe vglb.).
Was ich aber interessant und wunderschön finde: Jesus erwartet anschließend dennoch von Petrus, seine Lämmer und Schafe zu weiden.
Vll ist es falsch immer Fragen zu stellen ob/wie etwas möglich ist, wir sollen einfach lieben…Grund genug dafür haben wir ja 🙂 Wenn uns dabei unser Unvermögen auffällt, treibt uns das zu Christus und wir können schlussendlich sogar noch viel mehr lieben, weil wir erkennen, wie viel uns vergeben wurde.
Entschuldige, wenn du eine sichere theologisch korrekte Antwort erwartet hast und ich dir diese nicht geben kann. Ich bin auch gerne bereit mich korrigieren zu lassen, weil mein Verständnis leider seine engen Grenzen hat. Evtl. weiß noch jemand anderes besser Bescheid…? =)
Viele herzliche Grüße!

antworten
Simon 25. Oktober 2013 - 10:31

Hallo Janice,

ich finde deine Antwort wunderbar! (Wie auch den ganzen Artikel.)
Ja, wir haben genügend Grund, Gott über alle Maßen zu lieben.
Dass wir darin alle noch wachsen können steht wohl außer Frage.

Liebe Grüße
Simon

antworten
Heiko 1. November 2013 - 15:31

Hallo Janice,
hab vielen Dank für deine Antwort!

Lieber Gruß, Heiko

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