Vielleicht hat dich schon mal ein Freund, der kein Christ ist, gefragt, was das Leben der Christen ausmacht. Wovon ist das Leben der Christen am meisten bestimmt? Es könnte auch sein, dass du dich das selbst gefragt hast. Wir glauben daran, dass der vollkommene Gott uns durch Jesus Christus vor seinem Gericht gerecht gesprochen hat, dass wir also unschuldig vor ihm stehen, obwohl wir seine Gebote so oft bewusst und unbewusst übertreten haben. Sogar, dass er uns als Kinder angenommen hat und über alle Maßen liebt. Das ist eine wunderbare Nachricht. Aber was machen Christen denn nun den ganzen Tag. Wie denken sie und handeln sie? Anders gefragt: Was hat diese Nachricht mit dem Alltag zu tun?
Jesu Herrschaft und unser Dank
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, wollen wir einen Blick in den Kolosserbrief werfen. Wie du natürlich an der Überschrift schon längst gesehen hast, geht es um das große Thema Dankbarkeit. Lass uns erforschen, was Paulus über Dankbarkeit im Kolosserbrief schreibt. Ich möchte schon einmal die These voranstellen, dass Dankbarkeit eines der wichtigsten Themen dieses Briefes ist.
Am Anfang des Briefes schreibt Paulus den Inhalt seiner Gebete auf: zum Einen dankt er Gott, dass die Christen in Kolossä an Gott glauben und die anderen Christen von Herzen lieb haben. Ab Vers 9 schreibt er darüber, was er von Gott erbittet. Er bittet Gott, dass die Gläubigen Gottes Wille erkennen, dass sie also wissen, was Gott gefällt und was sie tun sollen. Dann benutzt Paulus vier Begriffe, um dieses Leben zu beschreiben. Wie sieht das christliche Leben, das Gott gefällt, aus: a) sie bringen gute Werke; b) sie erkennen Gott immer besser; c) in Anfechtungen sind sie standhaft; d) und sie danken Gott mit Freude.
„…um des Herrn würdig zu wandeln zu allem Wohlgefallen, und dass ihr Frucht bringt in jedem guten Werk und wachst in der Erkenntnis Gottes und gestärkt werdet mit aller Kraft durch seine herrliche Macht zu aller Geduld und Langmut und mit Freude dem Vater danksagt.“
Da ist zum ersten Mal das Danken. Einer von vier wichtigen Aspekten, die Christen auszeichnen sollen, ist Dankbarkeit. Und das leuchtet ja ein. Vor allem anderen sind wir Christen Menschen, die von Gott errettet sind, weil er uns so sehr liebt. Da ist doch die erste und natürlichste Reaktion, dass wir Ihm dafür dankbar sind. Wenn ein Mensch zum Glauben kommt, ist eine der ersten Reaktionen, dass er zu Gott betet und ihm dafür dankt, dass er ihn gerettet hat durch Jesus Christus.
Ok, merk dir diese Stelle und dann lass uns die nächste Stelle betrachten. Das ist 2,6-7, die Kernthese des gesamten Buches:
„Wie ihr nun Jesus Christus den Herrn empfangen habt, so wandelt auch in ihm, indem ihr gewurzelt seid und auferbaut werdet in ihm und befestigt werdet in dem Glauben, in dem ihr belehrt worden seid, und indem ihr in Dankbarkeit überströmt.“
Ich habe die Worte „den Herrn“ kursiv geschrieben, weil darauf die Betonung liegt. Darum geht es Paulus. Man könnte auch übersetzen: Wie ihr Christus Jesus als den Herrn empfangen habt, so wandelt auch…“ Das ist das große Thema: Wir sollen so leben, dass Jesus Christus als Herr unseres Lebens verkündigt wird. Jesus ist nicht nur ein Mensch, auch nicht nur ein Kumpel oder ein Lebensberater. Paulus schreibt in 1,15-23 wer Jesus ist: Er ist der Herr über die Schöpfung, über alles Sichtbare und alles Unsichtbare, und er ist der Herr der Gemeinde, der auch uns errettet hat. Wir Christen sollen so leben, dass durch unser Leben verdeutlicht wird, dass Jesus Christus der Herr ist, über alles und somit auch über uns.
Und was bedeutet das? Paulus benutzt wieder vier Aspekte, wie schon in Kapitel 1: gewurzelt werden, auferbaut werden, befestigt werden, überströmend sein in Dankbarkeit. Es ist ziemlich auffällig, dass die ersten drei Wörter passiv sind. D.h. das sind keine Sachen, die du und ich machen, sondern die Gott an uns macht. Das einzige aktive Verb ist: überströmend sein oder auch überfließen, was sich auf die Dankbarkeit bezieht. Lass dir das auf der Zunge zergehen: indem wir ohne Ende Gott danken verkündigen wir Jesus als unseren Herrn!
Jesus Christus wird dann als Herr unseres Lebens verkündigt, wenn wir den christlichen Glauben immer besser verstehen, darin fest werden, sodass wir nicht zweifeln, und schließlich, wenn wir über alle Maßen Gott danken. Mit anderen Worten: die Menschen um uns herum erkennen, dass Jesus Christus unser Herr ist, wenn wir felsenfest am Glauben festhalten und wenn wir Dankbarkeit gegenüber Jesus Christus ausstrahlen. Im Danken wird Jesus als Herr anerkannt und verkündigt.
Zurück zum Alltag…
Wie sieht es nun mit unserem Alltag aus? Ich hatte schon gesagt, dass Gebet und vor allem das Dankgebet im Grunde die natürlichste Folge unserer Errettung ist. Aber wenn wir unseren Alltag mal anschauen, wird schnell deutlich, dass das Danken für uns gar nicht so selbstverständlich ist. Zumindest geht es mir oft so, dass ich nur für die Bewahrung in der Nacht danke, für das Essen, eine gute Zensur und dass Gott mir vergibt (was auch oft nur als so eine allgemeine Formulierung gesagt wird). Oft muss ich mich zwingen, mir wirklich mal eine halbe Stunde am Tag freizuhalten, um Gott für seine Errettung zu danken. Geschweige denn, dass ich überreich an Dankbarkeit bin und meine Dankbarkeit nur so aus mir heraussprudelt! Eigentlich ist der Undank ein Zeichen dafür, dass die Rettungsbotschaft unseres himmlischen Vaters uns nicht mehr (genug) mit Freude erfüllt. Kennst du das?
Aber vielleicht ist es bei dir auch so, dass du schon jeden Tag eine Zeit hast, in der du Gott dankst, aber irgendwie fehlt dir der „Stoff“ zum danken. Man bedankt sich kurz für das Evangelium, dass die Sünden vergeben sind, und dann hört es schon auf. Dabei ist doch das Evangelium so vielschichtig. Ich möchte dir kurz einige Dinge aufzählen, die Teil des Evangeliums sind: Vergebung der Sünden, Befreiung von der versklavenden Macht der Sünde, Befreiung von der Macht des Teufels, Adoption in Gottes Familie, Bürger des Reiches Gottes zu sein, das Jesus verwaltet, dass Jesus dein König ist, dein Prophet, dein Priester, dass er gestorben ist, dass er Herr ist über alles Sichtbare und Unsichtbare, dass es die Sicherheit gibt, dass wir bei ihm sein werden, dass eine unaussprechliche Freude in der Ewigkeit auf uns wartet, dass er uns seinen Heiligen Geist gibt, um sein Wort zu verstehen usw.
Du siehst: das Evangelium ist sehr vielseitig und für jeden einzelnen Aspekt können wir wirklich dankbar sein! Am besten liest du vor dem Gebet einen kurzen Abschnitt aus der Heiligen Schrift, damit du immer neue Teile des Evangeliums entdeckst und dafür danken kannst. Sozusagen: Erst Tanken, dann Danken. Wenn wir den ganzen Reichtum des Evangeliums sehen, dann ist es keine Mühe, dass man sich jeden Tag 20-30 Minuten in sein Zimmer zurückzieht, und Gott umfassend dankt. Ja, wir Menschen sind Sünder und das heißt, dass doch immer eine Mühe und Last in unserem Leben bleiben wird, auch beim Danken. Aber mit dem Wort Gottes sind wir in diesem geistlichen Kampf um die Freude an Gott siegreich.
Ich hoffe, dass dich dieser Einblick in den Kolosserbrief zum Nachdenken anregt, wie wichtig Danken ist und wie es bei dir mit Dankbarkeit aussieht. Ich kann dir schon mal verraten, dass es das längst nicht war. Es wird noch richtig edel. Die Fortsetzung gibt es hier.