Biblische Gemeindemitgliedschaft Teil 5

von Waldemar Justus
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Eigenschaften eines gesunden Christen (Zurück zu Teil 4)

An dieser Stelle wären sicherlich viele Eigenschaften aufzuführen, jedoch sollen einige Aspekte genannt werden, die in Beziehung zur Gemeindemitgliedschaft in der Bibel aufgeführt werden:

  • Um Jesu Liebesgebot (Joh 13,34-35) unter den Jüngern zu erfüllen, gilt vor allem die Anwesenheit, Kenntnis und Mitarbeit in der Gemeinde (Heb 10,24-25).
  • Es ist nach Frieden innerhalb der Gemeinde zu suchen, mit dem Ziel der gegenseitigen Erbauung (Röm 14,19; Jak 3,18).
  • Erbauung der Gemeinde – im Sinne Jesu – durch Dienst und Unterstützung (Mk 10,45; Eph 4,16) anstatt einer in der Welt vorherrschenden Konsumhaltung.
  • Einsetzen von gottgeschenkten Fähigkeiten und geistlichen Gaben zur Erbauung der Gemeinde (Röm 12,1-8; 1Kor 12.14).
  • Gemeinsame Anbetung Gottes (Eph 5,18.19).
  • In Wahrheit und Liebe geübte Seelsorge und christusgemäße Ermahnung der Geschwister innerhalb der Gemeinde (Mt 18,15-17; Röm 15,1; Gal 6,2; Röm 12,3).
  • Der Dienst der Versöhnung (2Kor 5,18-21). Das Erlösungs- und Versöhnungswerk Jesu, das wir in die Welt tragen, soll auch untereinander greifen. Erst versöhnte Beziehungen, dann gemeinsamer Gottesdienst (Mt 5,23-24; Röm 12,18; Eph 4,25-26).
  • Unterstützung des Dienstes der Gemeinde durch finanzielle Ressourcen und materielle Güter (2Kor 8-9; Mal 3,10-12).
  • Gemeinsame Feier des Abendmahls in geschwisterlicher Gemeinschaft (1Kor 10,17; 1Kor 11,17-21.33).

Zusammenfassung

Abschließend soll folgendes Zitat als Zusammenfassung dienen: „Christus zu lieben bedeutet, Seine Gemeinde zu lieben und sie nach allen Kräften durch Wort und Tat aufzubauen. Christus vergoss Sein eigenes Blut für Seine Gemeinde, sie ist Gottes primärer Kanal für seine Gnade und Herrlichkeit in dieser Welt. Starkes Engagement innerhalb einer Ortsgemeinde ist keine optionale geistliche Aufgabe, denn es ist der wesentliche Ort, an dem die Gläubigen Christus finden und in ihm wachsen.“[1]


[1] ESV Study Bible, Seite 2533 (frei übersetzt).

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6 Kommentare

Dirk 11. September 2014 - 14:13

Danke für diese gründliche Studie. Eine echt gute Überschau! Ich gehe im Grunde in allen Punkten konform. Aber für mich bleibt die Frage, woran man erkennt, wer Mitglied ist. In der heutigen Form ist es ja oft der Beschluss der Mitgliederversammlung (Gemeindeversammlung) und die Unterzeichnung/Übergabe einer Mitgliedsurkunde, das Führen entsprechender Mitgliederlisten… da setzt für mich dann die praktische Frage an: Ist das sinnvoll und nötig? Oder eher typisch Deutsch und unserem Rechtssystem geschuldet? Eine These, die ich für überlegenswert halte, ist die: die Christen hatten im Zeitalter der Bibel so enge Beziehungen, dass man sich eben kannte. Über diese Beziehung wusste man schließlich, wer dazu gehört und wer nicht bzw. auf dem Weg zur Mitgliedschaft ist. Was meinst du?

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Waldemar 16. September 2014 - 11:13

Lieber Dirk,

grundsätzlich stimme ich dir zu. Ganz bestimmt hat unser Verhalten die Mitgliedschaft in Listenformen zu veranschaulichen mit dem Aufkommen des Vereinswesens zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu tun.
Die Frage, die sich mir stellt: Warum hat sich diese Form hier in unserem Land bewährt? Spricht etwas gegen so eine Form, wenn sie nicht das eigentliche Beziehungsgeflecht ersetzt, sondern vielmehr unterstützend wirkt?
Dass das Neue Testament uns hier keine strikten Angaben macht, ist für mich ein Indiz dafür, dass wir hier eine gewisse Freiheit haben, die Praxis so zu gestalten, wie es für unseren Kontext dienlich ist. Wenn eine Gemeinde auf eine relativ hohe Zahl heranwächst, wo man nicht mehr automatisch mit jedem gleich „best friend“ ist und (noch) keine enge Beziehung pflegt oder (aus welchen Gründen auch immer) pflegen kann, dann stellen sich ganz andere Fragen, als wenn ich mir eine Hausgemeinde vorstelle mit 12 Personen, die fast jeden Tag „aufeinander hocken“.

Ganz grundsätzlich würde ich immer für eine offizielle Mitgliedschaft plädieren. Als Pastor merke ich, welche positiven Auswirkungen diese „gesunde Hürde“ für die Gemeinschaft und für den Mitgliedschaftsinteressierten hat. Ob man dann eine Urkunde ausstellt oder eine Telefonkette austeilt, ist m.E. eher nebensächlich.

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Dirk 16. September 2014 - 12:02

Hi Waldemar!
Danke für deine Reaktion!
Letztlich sehe ich es (mittlerweile) wie du. Irgendwie muss klar sein, wer zur Gemeinde dazu gehört. Das sind immerhin die Menschen, die im Zweifel ihren Kopf für das hinhalten, was in unseren Reihen geschieht. Sie tragen Verantwortung. Damit haben sie aber auch die Möglichkeit, mehr Einfluss zu nehmen und mitzugestalten. Es wäre irreführend, wenn an Gemeindeversammlungen (Mitgliederversammlungen) „jeder“ mitentscheiden könnte. Im Zweifel ist diese Person nämlich nach einem Monat wieder weg und der Rest muss das ausbaden. Und um diese Zugehörigkeit deutlich zu machen, braucht es irgendeine Zäsur. Das Verschriftlichen ist so eine Zäsur. Dennoch will ich eine gesunde Distanz zu jeder Gemeindebürokratie halten… 🙂
Gott segne dich!

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Johannes 17. September 2014 - 19:44

ich stelle mir die Frage, ob das romantische Bild, dass wir von den ersten Gemeinden haben überhaupt immer stimmt. Ich bin davon überzeugt, dass die ersten Christen, ins Besondere auf Grund ihrer Lage, eine enge Beziehung untereinander hatten.

Dennoch schreibt Lukas dass an Pfingsten 3000 Menschen getauft und somit der Gemeinde hinzugefügt wurden. Die Arbeitsweise, die Lukas zu Beginn der Apostelgeschichte bzw. seines Evangeliums vorstellt, lässt darauf schließen, dass er alle seine Behauptungen belegen konnte. Das bedeutet es muss mindestens eine Person geben haben, die alle Personen gezählt hat und bei mind. 3000 Personen, wahrscheinlich auch eine Liste geführt haben.

Das war natürlich noch keine Ortsgemeinde, da die meisten von ihnen zurück in ihre Heimat gereist sind. Trotzdem erwecken die neutestamentlichen Briefe den Eindruck, dass die Apostel in irgendeiner Form Listen vorliegen hatten.

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Waldemar 20. September 2014 - 16:55

Im Alten Testament sehen wir auch wie fleißig (Generations-)Listen geschrieben wurden. 🙂 Vielleicht war das so eine Art „Spleen“ der Hebräer, was einfach weitergeführt wurde. 😛

antworten
Waldemar 24. September 2014 - 14:21

Übrigens findert sich auf der Seite E21 ein Artikel zum selbigen Thema: http://www.evangelium21.net/ressourcen/fuenf-gute-gruende-verbindlich-mitglied-zu-werden
Lesenswert!

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