Jugendarbeit praktisch: Gesprächsgruppen auf Freizeiten

von Jochen Klautke
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Seit mehreren Jahren engagiere ich mich im Rahmen meiner und einer befreundeten Gemeinde im Bereich Jugendarbeit. Da unsere Gemeinden relativ klein sind, haben wir Freizeiten zu einem Schwerpunkt unserer Arbeit gemacht, damit die meistens nicht sehr großen Jugendkreise die Möglichkeit haben mit anderen gleichaltrigen Jugendlichen Gemeinschaft zu haben.

Auch wenn es heute leider nicht sehr populär ist, war es uns von Anfang an wichtig, dass das Wort Gottes den Mittelpunkt unserer Freizeiten bildet. An den meisten Tagen trafen wir uns morgens und abends für jeweils eine bis anderthalb Stunden, um zusammen zu singen, zu beten und auf Gottes Wort zu hören.

Irgendwann ist uns jedoch aufgefallen, dass es zwar total gut ist, sich so viel mit der Bibel zu beschäftigen, aber dass auch die Gefahr besteht, zu viel auf einmal zu bekommen. Wenn abends gleich wieder eine anspruchsvolle Bibelarbeit folgte, blieb oft wenig Zeit, das, was wir am Morgen gehört hatten, zu reflektieren.

Für unsere Freizeit über den Jahreswechsel (2012/13) hatten wir uns überlegt, wie man gleichzeitig eine „Überladung“ vermeiden kann, ohne die Beschäftigung mit Gottes Wort zurückzuschrauben. So beschlossen wir etwas auszuprobieren, was ich als „Gesprächsgruppen“ bezeichnen möchte, weil mir bis jetzt kein besseres Wort eingefallen ist.

Wie sieht eine Gesprächsgruppe aus?

Anstatt morgens und abends eine Bibelarbeit zu haben, fand diesmal nur morgens eine Bibelarbeit statt. Das Thema war: „Begegnungen mit Jesus“. Dabei beschäftigten wir uns mit den Geschichten wie Jesus den reichen Jüngling, die Ehebrecherin oder Johannes den Täufer traf und ihr Leben auf den Kopf stellte.

Anstatt nun abends gleich wieder eine Bibelarbeit folgen zu lassen, teilten wir die Gruppe (30 Leute im Alten zwischen 14 und Mitte 20) in 6 Gesprächsgruppen auf. Um Barrieren abzubauen, haben wir uns entschieden drei Gruppen nur für Jungs und 3 nur für Mädchen einzurichten und es außerdem zu vermeiden, dass Geschwister zusammen in einer Gruppe sind. Beides ist sicherlich auch anders sehr gut möglich, aber wegen dem großen Altersabstand wollten wir es gerade für die Jüngeren so einfach wie möglich machen, sich einzubringen.

Wie liefen die Gesprächsgruppen ab?

Jede der sechs Gruppen hatte einen Moderator. Als Richtlinie für die Gespräche in der Kleingruppe, hatte der Redner vom Morgen 4-6 offene Fragen formuliert, die jeder Teilnehmer (nicht nur die Moderatoren) in seiner Freizeitmappe hatte.

Bereits eine Viertelstunde vor dem Beginn des Abends trafen sich die sechs Moderatoren mit dem Redner, um gemeinsam die Fragen durchzugehen und sich auf eine gemeinsame Linie zu einigen, damit nicht die Gesprächsgruppendiskussionen in völlig unterschiedliche Richtungen laufen.

Anschließend trafen wir uns mit allen 30 Teilnehmern zusammen zum Singen. Nach der Aufteilung in die Gesprächsgruppen, begannen die Treffen selbst damit, dass jeder 5-7 Minuten Zeit hatte, den Bibeltext und seine Notizen zu der Bibelarbeit durchzulesen. Danach gab es die Gelegenheit Fragen direkt zum behandelten Abschnitt zu stellen. Anschließend wurden die Fragen der Reihe nach durchgegangen, darüber gesprochen und diskutiert. Ein Teil der Fragen hatte direkt mit dem Bibeltext zu tun, aber es gab auch immer wieder den Bezug zum persönlichen Leben.

Als es beispielsweise morgens um den reichen Jüngling ging, den Jesus dazu aufforderte alles zu verkaufen, was er hatte, haben wir in der Gesprächsgruppe viel über Besitz und Reichtum und andere Dinge geredet, an die wir heute – im 21. Jahrhundert – unser Herz hängen und so Götzendienst betreiben. Oft reichte die Zeit nicht, um alle Fragen zu besprechen, aber das war im Grunde kein Problem. Zum Schluss beteten wir noch zusammen – entweder als Gebetsgemeinschaft oder einer für die ganze Gruppe. Nach einer dreiviertel Stunde trafen noch einmal alle Gesprächsgruppen zusammen. Jede Gruppe hatte die Gelegenheit kurz das zu sagen, was ihnen wichtig geworden war. Außerdem konnten noch Fragen, die zum Text selbst offen geblieben waren, direkt an den Redner vom Morgen gestellt werden.

Was ist bei Gesprächsgruppen zu beachten?

Da wir zum ersten Mal die Gesprächsgruppen durchgeführt haben, war noch viel Improvisation dabei und das Konzept ist noch lange nicht ausgereift. Aber ein paar Dinge konnten wir schon auf der Freizeit selbst nach und nach verbessern.

Wichtig ist, dass die Fragen gut formuliert sind. Suggestivfragen, auf die eine klischeemäßige „fromme“ Antwort erwartet wird, sind wenig hilfreich – offene Fragen, die den Alltag der Jugendlichen deutlich hinterfragen, dafür umso mehr.

Auch die Einteilung der Gruppen und die Auswahl der Moderatoren ist nicht einfach. Wie schon erwähnt, haben wir uns dafür entschieden, die Gruppen altersmäßig bunt zu mischen, aber dafür nach Geschlechtern zu trennen. Es ist auch gut, jeder Gruppe den gleichen Anteil von Jugendlichen zuzuteilen, die die Bibel schon besser kennen bzw. von solchen, die erst am Anfang ihres Weges mit Jesus stehen. Und man sollte den Anteil von eher introvertierten und eher extrovertierten Leuten gleich verteilen, damit in allen Gruppen ein Gespräch aufkommt. Gleichzeitig sollte man aber in jeder Gruppe darauf achten, dass jeder (auch die Stilleren) irgendwann einmal etwas sagen.

Welche Erfahrungen haben wir mit den Gesprächsgruppen gemacht?

Insgesamt waren die Erfahrungen sehr positiv. Jeder Teilnehmer wurde dazu ermutigt am Morgen mitzuschreiben, weil klar war, dass das Thema am Abend wieder aufgegriffen wurde. Gleichzeitig hatte jeder die Gelegenheit seinen Beitrag zum Ganzen zu leisten. Mit der Kombination aus Bibelarbeit am Morgen und Gesprächsgruppe am Abend folgten wir zwei Wahrheiten der Bibel. Einerseits folgt die Bibelarbeit der Aufforderung zur autoritativen Lehre nach dem Grundsatz: Einer verkündigt das Evangelium, die anderen hören zu und lernen (z.B. 1.Tim. 4,11.13) Andererseits lehrt die Bibel auch, dass im Neuen Bund alle Christen Priester sind (1. Petr. 2,9) und wir uns gegenseitig ermutigen, ermahnen und belehren sollen (z.B. Kol. 3,16).

Die von euch, die in der Jugendarbeit engagiert sind, können wir nur ermutigen, das Modell der Gesprächsgruppen einmal auszuprobieren!

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1 Kommentar

Ludwig 24. Februar 2013 - 22:19

Hi Jochen, danke für den guten Artikel. Ich will das sehr gerne in der nächsten Freiezeit ausprobieren. Kannst Du mir mal einen solchen Fragezettel einer Bibelarbeit geben?
Vielen Dank für den Bericht!

Gruß, Ludwig

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