4 Gründe, warum du die Jugendstunde nicht allein vorbereiten solltest

von Samuel Stolz
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Es ist ein verregneter Samstagnachmittag. Du triffst dich mit deinen anderen Jugendmitarbeiter-Kollegen bereits vor der Jugendstunde, um das nächste Quartal zu planen: Wer macht die Musik? Wann planen wir die Freizeit? Wer bereitet welches Programm vor? Wie teilen wir die Andachten und Bibelarbeiten auf?

Aus ein paar Jahren Jugenderfahrung durfte ich lernen, dass solche Planungen meist ähnlich ablaufen. Wie bereits in der Schule gelernt folgt das, was bei jeder guten Gruppenarbeit passieren muss: Aufteilen, aufteilen, aufteilen. Jeder bekommt seine/ihre Aufgaben zugewiesen und hat sich für die kommenden Monate um bestimmte Dinge zu kümmern.

Ich denke es ist offensichtlich, warum Aufgaben verteilt werden:

  • es spart Zeit (für die Abstimmung untereinander)
  • es spart Energie (für die Diskussion unterschiedlicher Herangehensweisen) und
  • es spart den Druck, die Aufgaben rechtzeitig anzugehen (weil ich mich nur selbst kontrollieren muss)

Von unserem effizienten deutschen Denken her sind das alles gute Gründe, eine Aufgabenverteilung vorzunehmen. In diesem kurzen Artikel möchte ich trotzdem dafür plädieren, es (zumindest ab und zu) mal anders zu machen: Gemeinsam.

Meine Grundannahme: Ich möchte mit diesen vier Gründen dafür werben, einzelne Jugend- oder Teenkreisstunden miteinander vorzubereiten. Das bedeutet, dass mehr als eine Person sich um einen Aufgabenbereich kümmert. Bibelarbeiten, Musik, Deko, Programm, Spiele, etc.: Alle einzelnen Bereiche sollen von mehr als einer Person vorbereitet (aber nicht unbedingt durchgeführt!) werden. Dafür nenne ich im Folgenden vier Gründe:

Grund 1: Wer vorbereitet, profitiert selbst am meisten!

In der Gemeinde, in der ich aufgewachsen bin, wurden vor jeder Freizeit sog. „Essens-Andachten“ verteilt. Das bedeutete, dass jungen Jugendlichen (ca. 14-16 Jahre) der Auftrag gegeben wurde, 1-2 Minuten vor dem Essen eine Miniandacht zu halten. Das konnten einfach vorgelesene Kalenderandachten sein, eingeteilte Verse, zu denen etwas gesagt wurde oder kurze Gedanken aus der eigenen Zeit mit Gott. Was alle diese Andachten gemeinsam hatten: Sie forderten den Jugendlichen heraus, sich selbst Gedanken zu machen. Und diese Art der Herausforderung ist sehr wertvoll. Auch wenn diese Essens-Andachten oft nicht besonders einprägsam für die Zuhörer waren, waren sie es doch für jeden, der sie halten musste. Ich erinnere mich noch besser an einige davon als an viele lange und gute Predigten, bei denen ich „nur“ zugehört habe. Je mehr Mitarbeiter, Jugendliche oder Teens also in einer Vorbereitung eines Jugendkreises dabei sind, desto mehr werden diese davon persönlich profitieren. Wer alles stets allein vorbereitet, kann daher sogar zu einem gewissen Grad egoistisch handeln, weil er anderen die Chance vorenthält, auch von einer intensiven Vorbereitung zu profitieren. Und wie bereits angedeutet, muss das nicht bedeuten, dass auch alle Vorbereiter hinterher aktiv in der Jugendstunde beteiligt sind. Doch der Spruch „Mittendrin statt nur dabei“ wird bei jedem sichtbar werden, der aktiv in den Vorbereitungsprozess mit einbezogen wurde.

Grund 2: Wer zusammen vorbereitet, erweitert seinen Horizont!

Die meisten Mitarbeiter in Jugend- und Teenkreisen sind keine vollzeitlich Angestellten, Theologiestudenten oder besonders alt. Damit trotzdem so viel Wissen, Erfahrung und Weisheit wie möglich weitergegeben werden kann, hilft eine gemeinsame Vorbereitung. Wer zusammen etwas vorbereitet, kann aus zwei Perspektiven schauen statt lediglich aus der eigenen:

  • Wie bereitet der andere eigentlich seine Aufgaben vor?
  • Wie kann ich selbst dazu lernen? Wie setzt sie ihren Zeitplan?
  • Warum macht sie sich bei manchen Dingen so viele/so wenig Gedanken im Gegensatz zu mir?
  • Was kann er von mir abschauen und was ich von ihm?

Hier gibt es sehr viele Dinge, die man voneinander lernen kann und sollte.

Grund 3: Wer zusammen vorbereitet, macht andere zu Jüngern!

Wir sind von Jesus selbst aufgefordert, „Jünger zu machen“ (Mt 28,19). Das war das, was er drei Jahre lang mit Petrus, Johannes und vielen seiner Nachfolger getan hatte: Er nahm sie mit in sein Denken, seine Aufgaben und sein Leben hinein. Und nichts anderes machen wir, wenn wir gemeinsam in Gottes Reich arbeiten. Wir durchdenken das Rahmenprogramm, teilen unsere Vorstellungen einer guten Jugendstunde und erleben, wie wir einander ermutigen können. Hier sind gerade die Jugendmitarbeiter gefordert: Sucht euch gezielt Jugendliche, die ihr durch eine gemeinsame Aufgabe und Vorbereitung fördern könnt. Gerade in jungem Alter ist es enorm wertvoll, einem erfahrenen Christen über die Schulter schauen zu können, wie er in der Gemeinde arbeitet. Und es wird dich herausfordern, deine Arbeitsweise zu überdenken und transparenter zu werden (denn es werden Fragen gestellt, über die du vielleicht noch nicht nachgedacht hast 😉).

Grund 4: Wer zusammen vorbereitet, erlebt tiefe Gemeinschaft!

Die Gemeinde Gottes ist von Gott selbst als eine Gemeinschaft gedacht, nicht als eine Armee aus Einzelkämpfern. Wir sind so sehr aufeinander angewiesen, dass Paulus uns sogar „ein Körper“ nennt (1Kor 12,12ff). Sich gegenseitig über die Schulter zu schauen und miteinander die Jugendstunde vorzubereiten verbindet: Es können Freundschaften und tiefere Beziehungen entstehen. Gemeinsam etwas zu planen heißt auch, gemeinsam für die geplanten Dinge zu beten, sich hinterher darüber zu unterhalten (Feedback geben) und sich für ein weiteres Mal konkrete Ziele vorzunehmen, die man besser machen kann. Hier kann Gemeinschaft ganz praktisch und einfach gelebt werden, ohne dass man erst viel zusammen unternehmen muss, um sich besser kennen zu lernen. Es gäbe noch einige weitere Gründe, die man hier nennen könnte. Ich möchte jeden Mitarbeiter ermutigen, mal auf seine Mitarbeiterkollegen, aber auch auf die eigenen Teens und Jugendlichen zuzugehen und eine gemeinsame Arbeit vorzuschlagen. Aber auch jeder Teen oder Jugendliche sollte sich die Chance nicht entgehen lassen, aus einer gemeinsamen Vorbereitung Profit zu schlagen: Sprich deine Mitarbeiterin/deinen Mitarbeiter doch einfach mal darauf an und frag nach, wie und wo du mithelfen kannst. Es lohnt sich!

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