Ein Aufruf an junge Menschen
9 So freue dich, Jüngling, in deiner Jugend und lass dein Herz guter Dinge sein in deinen jungen Tagen. Tu, was dein Herz gelüstet und deinen Augen gefällt; aber wisse, dass dich Gott um das alles vor Gericht ziehen wird. 10 Lass den Unmut fern sein von deinem Herzen und halte fern das Übel von deinem Leibe; denn Kindheit und Jugend sind eitel. 1 Denk an deinen Schöpfer in deiner Jugend, ehe die bösen Tage kommen und die Jahre sich nahen, da du wirst sagen: »Sie gefallen mir nicht«; 2 ehe die Sonne und das Licht, Mond und Sterne finster werden und Wolken wiederkommen nach dem Regen, – 3 zur Zeit, wenn die Hüter des Hauses zittern und die Starken sich krümmen und müßig stehen die Müllerinnen, weil es so wenige geworden sind, und wenn finster werden, die durch die Fenster sehen, 4 und wenn die Türen an der Gasse sich schließen, dass die Stimme der Mühle leiser wird, und wenn sie sich hebt, wie wenn ein Vogel singt, und alle Töchter des Gesanges sich neigen; 5 wenn man vor Höhen sich fürchtet und sich ängstigt auf dem Wege, wenn der Mandelbaum blüht und die Heuschrecke sich belädt und die Kaper aufbricht; denn der Mensch fährt dahin, wo er ewig bleibt, und die Klageleute gehen umher auf der Gasse; – 6 ehe der silberne Strick zerreißt und die goldene Schale zerbricht und der Eimer zerschellt an der Quelle und das Rad zerbrochen in den Brunnen fällt. 7 Denn der Staub muss wieder zur Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat. 8 Es ist alles ganz eitel, spricht der Prediger, ganz eitel.
Prediger 11,9-12,8
Jeder von uns hat ein Leben. Wir sind keine Katzen, sodass wir sieben Leben hätten. Wir sind nicht Super-Mario, sodass wir drei Leben hätten. Nein, wir haben ein einziges Leben. Jeder von uns hat dieses eine Leben und wir werden nie wieder dieses Leben leben. Niemals. Wir leben und wir werden sterben; das steht fest.
Unsere Wirklichkeit ist nicht zu arm an Angeboten von Lebensstilen. Bist du der Karrieretyp, der nur so danach strebt nach den Sternen zu greifen? Bist du der Abenteurer, der nichts lieber hat, als sich den nächsten Adrenalinschuss zu holen? Oder bist du eher der ,,Chiller“, der das Leben so kommen lässt und mal so schaut, was er lässt oder doch mitnimmt? Vielleicht mischt du aus allen Möglichkeiten auch einen ganz besonderen Lebensstil zusammen. Es ist alles möglich. Jeder von uns hält bestimmte Sachen und Dinge in seinem Leben für wichtig und andere für weniger wichtig. Wir setzen individuell unsere Schwerpunkte und unseren Fokus.
Das gleiche gilt für unsere berufliche Laufbahn. Der eine geht studieren, der andere macht eine Ausbildung. Der dritte sogar beides. Einer arbeitet gerne mit Menschen zusammen. Ein anderer hat es ganz gerne, wenn er den Arbeitstag allein mit dem angenehmen Brummen der Maschinen verbringen kann.
Jeder von uns hat die Möglichkeit sich einen ganz bestimmten Lebensstil anzueignen. Jeder von uns hat die Möglichkeit, sein Leben ganz individuell zu gestalten. Manchmal kommt es dazu, dass uns Steine in den Weg gelegt werden und wir Träume aufgeben müssen. Manchmal läuft aber auch alles wie geplant.
Wir leben unser Leben stets mit einer ganz bestimmten Lebensausrichtung; jeder von uns. Selbst derjenige, der meint, er hätte keine Lebensausrichtung, hat eine Lebensausrichtung; er hat nämlich das Ziel einfach aus dem Bauch heraus zu leben. Das ist eine ziemlich motivationslose Lebensausrichtung, aber es ist eine.
Der Text, der vor uns liegt, richtet sich eigentlich direkt an junge Männer und überhaupt auch junge Menschen. Der Text wird uns vor die allseits bekannte und doch immer wieder ignorierte Tatsache stellen, dass wir nur dieses eine Leben haben; die Tatsache, dass unser Leben eines Tages zu Ende gehen wird und wir sterben werden. Und zusammenhängend mit dieser Tatsache, wird uns der Text vor die Frage stellen, welchen Lebensstil ich mir für dieses eine Leben aneigne: Wie soll ich leben? Worauf achte ich in meinem Leben? Wie lebe ich dieses Leben? Worin investiere ich meine Kraft und meine Zeit? Was bedeutet es, dieses Leben zu genießen? Was steht im Zentrum dieses einen Lebens?
Ich will eine Sache schon einmal vorher deutlich machen: Es gibt nicht den einen christlichen Lebensstil, den jeder Christ haben muss oder die eine Laufbahn, die jeder Christ durchlaufen muss. Aber es gibt eine christliche Lebensausrichtung, die meinen Lebensstil entscheidend prägt und verändert. Und Lebensausrichtungen – das macht die Bibel uns mehr als klar – gibt es nur zwei.
Es gibt das Leben, das auf Gott ausgerichtet ist und es gibt das Leben, welches gegen Gott gerichtet ist.
Sowohl das Buch Prediger, als auch das Buch Sprüche beschäftigen sich intensiv mit der Frage nach der richtigen Lebensausrichtung. Gerade diese beiden Bücher (vielleicht noch die Psalmen) konfrontieren den Leser immer wieder mit der Frage, wie er sein Leben zu leben hat und wie nicht.
Und es gibt ein Wort, welches dabei immer wieder in den Fokus rückt und besonders die Sprüche und das Buch Prediger prägt. Es ist das Wort Weisheit.
Allein das Substantiv Weisheit kommt im Buch Prediger 28mal vor. Dazu kommen noch andere Formen des Wortes, sodass man alleine im Buch Prediger auf ca.60 Zählungen kommt. Im Sprüche-Buch sogar auf über 80. Deshalb nennt man diese Bücher auch passenderweise Weisheitsliteratur.
Nun hat Weisheit im hebräisch-jüdischen Kontext aber eine andere Bedeutung als in unseren Breitengraden. Weisheit bezieht sich im Hebräischen Denken nicht primär auf den reinen Intellekt und den Verstand. Das Wort beschreibt vielmehr das Geschick, die Fertigkeit das Leben richtig zu leben. Der hebräische Begriff für Weisheit ist ein praktischer Begriff. Weisheit im jüdischen Denken bezeichnet das Vermögen das Leben in der richtigen Weise zu leben, die richtigen Entscheidungen zu treffen und die Prioritäten richtig setzen zu können. Mit anderen Worten: Weisheit ist das Vermögen das Leben so zu leben, wie man es leben sollte. Deshalb lesen wir in Pred. 8,5: Wer das Gebot hält, weiß um keine böse Sache, und das Herz eines Weisen kennt die richtige Zeit und das richtige Verhalten.
Und nun ist eine weitere Sache wichtig: Diese Weisheit, von der die Bibel spricht, ist nicht beliebig, d.h. sie steht nicht im luftleeren Raum. Sondern: Sie ist ausschließlich mit einer Lebensausrichtung verbunden. Und diese Lebensausrichtung beschreibt die Weisheitsliteratur kurz und knapp als Furcht Gottes. Die Furcht Gottes wird in der Bibel als Grundlage für ein in Weisheit geführtes Leben erklärt. Das Predigerbuch kennt nur einen Weg aus der völligen Sinnlosigkeit: ein Leben in der völligen Ausrichtung auf Gott und Abhängigkeit von Gott. Das bedeutet Gottesfurcht.
Deswegen finden wir in dem Buch immer wieder Aussagen, die sich um die Furcht Gottes drehen.
Und das ganze Buch wird eben mit dem Hinweis auf diesen einen Lebensstil abgeschlossen:
Das Endergebnis des Ganzen lasst uns hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote! Denn Gott wird jedes Werk, es sei gut oder böse, in ein Gericht über alles Verborgene bringen. (12,13-14)
Das ganze Leben versinkt in Sinnlosigkeit und Nichtigkeit, wenn es nicht in bewusster Weise in Abhängigkeit von Gott und in der Ausrichtung auf ihn gelebt wird. Das ist die Gesamtbotschaft des Buches.
Unser Text ist von Beginn an von Aufrufen/Imperativen geprägt. Und wir wollen uns an den diesen Imperativen orientieren, um den Text so gut wie es nur geht zu verstehen.
Wie schon einige Male in der Weisheitsliteratur wendet sich der Prediger hier an den jungen Mann und ruft ihm zu: Freue dich in deiner Jugend, junger Mann, und lass dein Herz fröhlich sein in den Tagen deiner Jugendzeit!
Freue dich und lass dein Herz fröhlich sein!
Mit diesem Aufruf beginnt unser Text: Freue dich und lass dein Herz fröhlich sein!
Eine Nebenbemerkung zu Beginn des Textes: Gott legt in seinem Wort einen riesigen Wert auf die jungen Menschen. Jugendliche und junge Erwachsene sind eine Gruppe, die ganz besonders im Blickfeld Gottes stehen. Das sollte uns ein Vorbild für unsere Gemeinden sein.
Wir können Jugendliche und junge Erwachsene nicht bekehren. Aber wir sollten alles daran setzen, Kraft, Zeit und Mühen, um junge Menschen/junge Erwachsene für Christus und sein Reich zu gewinnen und zu begeistern.
Freue dich und lass dein Herz fröhlich sein! Das ist der erste Aufruf. Ein Aufruf an junge Männer und auch Frauen. Junge Männer und Frauen werden hier scheinbar aufgerufen, das Leben, das sie haben, zu genießen. Sie sollen fröhlich sein und sich freuen. Ja, sie sollen es genießen, jung und voller Kraft zu sein und Gott dafür preisen. Daran ist nichts verwerfliches. Die Bibel spricht sich nicht dagegen aus, das Leben zu genießen. Paulus warnt uns sogar davor, ein ,,geistlicheres“ Leben zu führen als Gott für uns vorbereitet hat. Wir sollen die Dinge, die Gott geschaffen hat, in Dankbarkeit genießen (1.Tim.4,4) Es ist nicht verwerflich, Freude in diesem Leben zu haben. Freue dich und lass dein Herz fröhlich sein! Das ist erst einmal ein allgemeiner Aufruf.
Und der Prediger geht einen Schritt weiter. Es folgt unmittelbar der zweite Imperativ, der zweite Aufruf: Lebe in den Wegen, die dein Herz gerne wünscht, und lebe nach dem, worauf deine Augen blicken.
Ein verlockender Lebensstil!?
Das klingt natürlich erst einmal sehr seltsam. Irgendwie ungewohnt für die Bibel, oder? Und dieser Satz steht tatsächlich in der Bibel? Lebe so, wie du willst, wie du denkt, dass es richtig ist. Lebe nach deinen Vorlieben, Vorstellungen, Wünschen, Sehnsüchten und Plänen. Lebe das aus, was dein Herz sich wünscht und wähle dir deine Ziele, wähle das, worauf deine Auge gerichtet ist.
Das ist der Lebensstil, der hier beschrieben wird. Der Aufruf ist: Freue dich an dem, was dein Herz sich wünscht.
Jetzt werden sich einige denken: Wow, das ist ja einfach! So wollte ich schon immer leben.
Andere werden denken: Super, so lebe ich schon seit Jahren. Dann kann ich ja so weiter machen.
Und es stimmt: Wir können genau so weiter leben. Wir können so leben, wie wir wollen.
Wir können uns diesen Lebensstil aneignen und ihn bis zu unserem Lebensende ausleben.
Lebe so, wie du willst und lebe aus, was du willst! Und wisst ihr was: die meisten Menschen leben genau nach dieser Maßgabe. Tue, was immer du willst – das ist das ganze Gesetz.
Und sie können das ungestört tun. Auch du kannst das tun.Du kannst deine Begehren und Begierden, dein Verlangen und deine Pläne alle ausleben. Du kannst deine ganze Freude in den Dingen suchen, worauf sich dein Herz gerichtet hat und worauf deine Augen gerichtet sind.
Du kannst jede Sache dieser Welt zu deiner höchsten Freude erklären. Du kannst jede Sache dieser Welt zum höchsten deiner Ziele erklären. Das ist alleine dir überlassen. Niemand wird dich aufhalten. Was es auch ist, was dein Herz sich wünscht, was dein Verlangen ist, lebe es aus und tue alles dafür, deine Wünsche und Begierden zu erfüllen und zu befriedigen! Ja, fast schon provokativ formuliert der Autor diese Aufforderung.
Eine Frage der höchsten Freude
Worauf will der Prediger hinaus? Und ich glaube, was er an dieser Stelle sagen will, ist folgendes:
Das, was deine höchste Freude ist, wird deinen Lebensstil, deine Lebensausrichtung am meisten beeinflussen. Das, was sich dein Herz am meisten wünscht, wird dein Leben am meisten prägen.
Das, worauf deine Augen am meisten blicken, wird das sein, was dein Leben am meisten beherrschen wird.
Die Frage der Lebensausrichtung und des Lebensstils ist eine Frage der Freude. Und zwar eine Frage nach der Freude meines Herzens. Das heißt, dass mein Leben von dem bestimmt sein wird, was meine größte Freude ist, was mein größtes Verlangen ist. Mein Leben wird von dem bestimmt sein, was mein Herz am meisten gefangen nimmt; es wird bestimmt sein von dem, woran mein Herz hängt.
Hängt mein Herz an Geld, wird mein Leben davon geprägt und bestimmt sein, mein Kontostand zu erhöhen. Ist meine höchste Freude Luxus, werde ich mein Leben darauf ausrichten, mir Luxus anzuschaffen.
Was ist deine höchste Freude? Was ist dein höchstes Gut? Was misst du den meisten Wert bei?
Die Antwort auf diese Frage wird dein Leben bestimmen. Der Text ruft also auf: Freue dich an dem Leben. Und dieses Leben wird von dem bestimmt sein, was deine größte Freude ist.
Und würde der Text hier aufhören, wären einige von uns wahrscheinlich ganz zufrieden. Aber der Text hört hier nicht auf. Und nun wird deutlich, dass dieser scheinbar so verlockende Lebensstil gar nicht so verlockend ist, wenn man die Sache bedenkt, die uns jetzt im Text, im nächsten Aufruf begegnet: Doch wisse, dass Gott dich wegen all dieser Dinge zur Rechenschaft ziehen wird!
Harte Tatsachen
Fast radikal und brutal wird der Leser zurück auf den Boden der Tatsachen geholt:Mach, was du willst, lebe, wie du willst und tue, was immer dein Herz sich wünscht aber – ach ja – vergiss nicht, dass du für jede einzelne Tat Rechenschaft vor Gott abgeben musst und dass Gott dich eines Tages dafür richten wird.
Jeder von uns hat dieses eine Leben und es liegt bei uns, wie wir dieses Leben leben. Es steht bei dir, welchen Lebensstil du dir aneignest und welche Lebensausrichtung du hast. Es steht bei dir, woran du dein Herz hängst – an Geld, an Autos, an Frauen. Du wirst nie wieder jung sein. Nur dieses eine Mal. Diese Zeit hast du bekommen. Und sie neigt sich dem Ende entgegen. Und du kannst mit dieser Zeit machen, was du willst. Du kannst sie in Spaß, Partys, Alkohol, Pornographie und sonst etwas investieren. In Karriere, Erfolg, die Beliebtheit bei anderen, den Ruhm bei Menschen usw.
Aber vergiss nie: Du wirst diese Taten niemals mehr rückgängig machen können und eines Tages für genau diese Taten zur Rechenschaft gezogen werden. Jede Tat, die du tust. Jeder Gedanke, den du denkst. Nichts davon ist wieder rückgängig zu machen; das steht fest. Und noch etwas anderes ist nicht zu umgehen. Noch etwas steht brutal und unwiderrufbar fest: Du wirst sterben und wirst vor dem stehen, der dich für jede deiner Taten zur Rechenschaft ziehen wird.
Ich weiß, dass besonders junge Menschen dazu neigen, die Tatsache des Gerichtes Gottes zu belächeln und in das Reich der Märchen zu verfrachten. Sie schlagen jede Warnung in den Wind und leben weiter wie sie wollen, tun das, worauf sie Lust haben, leben all ihre Begierden und Sehnsüchte aus und haben jegliches Bewusstsein des kommenden Gerichts verloren. Und dabei merken sie gar nicht, dass Gottes Gericht bei ihnen schon längst begonnen hat. Diese Art von Leben kann einer der schlimmsten Arten von Gericht Gottes sein.Was meine ich damit? Man denkt vom Gericht Gottes, dass es immer richtig radikal eintrifft und alles zum Erbeben bringt. Wir haben dabei oft nur dramatische Zustände vor Augen, was auch nicht ausgeschlossen wird.
Aber: Es gibt noch eine andere viel schlimmere Art des Gerichts, die wir verstärkt im Römerbrief vorfinden. Dort lesen wir davon, dass Gott den Menschen, der immer weiter die Wahrheit unterdrückt und das Evangelium verneint, von Gott dahingegeben wird. Er lässt ihn laufen und zwar in allem und in alles, was der Mensch sich wünscht. Und der Mensch rennt so in die Arme seines eigenen Verderbens.
Eine Sache des Herzens
Und deshalb, gerade weil Gottes Gericht droht, geht der Prediger direkt über zum nächsten Aufruf:
Schaff den Unmut aus deinem Herzen und halte das Böse von deinem Körper fern! Denn das jugendliche Dasein und auch das dunkle Haar sind Nichtigkeit. Mit anderen Worten ruft der Text die Leser auf: Halte dein Herz sauber! Häng es nicht an alle möglichen Dinge! Ja, er ruft uns zu: Kümmer dich darum, dass dein Herz an der richtigen Stelle steht und hängt, bevor du älter wirst oder plötzlich stirbst.
Ich will es noch einmal betonen: Unser Herz ist keine neutraler Ort. Es wird sich immer an irgendetwas hängen. Wir lieben immer irgendetwas. Unser Herz hat immer eine Liebesbeziehung zu irgendetwas. Deshalb fleht David Gott in Ps.51 an: Schaffe mir ein reines Herz.
Und nun geht der Prediger zum letzten, entscheidenden und alles zusammenfassenden Aufruf über.
Darauf wollte er hinaus: Denke an deinen Schöpfer in deiner Jugendzeit!
Die Bestimmung des Menschen – wie wir leben sollen!
Was wir natürlich als erstes erkennen, ist ein Aufruf daran zu denken, dass wir von Gott gemacht worden sind. Er hat uns gebildet, uns geschaffen. Er ist derjenige, der uns dieses Leben gegeben hat und er ist es, der, weil er eben der Schöpfer ist, dem Menschen seine Bestimmung gibt. Er hat alles für sich und zu seiner Ehre geschaffen.
Aber ich glaube, der Text will uns noch etwas anderes deutlich machen. Merken wir etwas? Er kommt zurück auf den Anfang. Zu Beginn hatte er aufgerufen: Freue dich in deiner Jugend, junger Mann, und lass dein Herz fröhlich sein, in den Tagen deiner Jugendzeit. Und jetzt fügt er sozusagen etwas hinzu: Denke an deinen Schöpfer in deiner Jugendzeit. Beide Male haben wir diese zeitliche Bestimmung: in der Jugendzeit.Wir haben also einen parallelen Aufbau, der uns etwas über die Intention des Autors aussagt: Ein Leben voller echter Freude, muss Gott selbst als höchste Freude haben. Ein Leben mit echter Erfüllung, muss Gott selbst als höchstes Ziel haben.
Die Bestimmung des Menschen ist es, dass er sich sein ganzes Leben lang an Gott erfreut und ihn genießt; als sein höchstes Gut, als seinen wertvollsten Schatz.
An Gott denken bedeutet nicht, einmal bei der Bekehrung Bescheid gesagt zu haben, dass ich auch in den Himmel will. An Gott denken bedeutet auch nicht, dass ich ihm jeden Sonntag damit, dass ich in den Gottesdienst gehe klar mache, dass ich immer noch in den Himmel will. An Gott denken, bedeutet, IHN zu deiner höchsten Freude zu machen. Freue dich und lass dein Herz fröhlich sein! Wie? Indem du Ihn zu deiner größten Freude machst, die dein ganzes Herz ergreift und dein ganzes Leben bestimmt.
Das ist die Lebensausrichtung, welche Gott von uns fordert. Der Mensch, der völlig auf Gott ausgerichtet lebt, also in der Furcht Gottes lebt, ist wirklich weise. Und der Text ruft uns dazu auf, schon in unseren jungen Jahren uns ganz auf diese Freude auszurichten. Wir sollen in unseren jungen Jahren IHN zum Zentrum unseres Handelns, Fühlens und Wollens machen; zum Zentrum unserer ganzen Persönlichkeit. Das soll unsere Lebensausrichtung sein. Sorg dafür, dass dein Herz an Gott hängt, solange du jung bist! Dazu ruft er uns auf.
Wir können versuchen, unser Herz mit allen Dingen dieser Welt zu füllen, die tollsten Erfahrungen zu machen, all unsere Sehnsüchte ausleben. Eben so leben, wie es unser Herz wünscht und wonach unsere Augen blicken. Gott wird uns dabei nicht aufhalten, aber er warnt uns in seinem Wort mehr als deutlich, die Dinge dieser Welt zu unserem höchsten Ziel, zu unserer größten Freude zu machen. Weil sie allesamt vergehen. Deshalb ruft und warnt uns Gott zugleich in Psalm 49,17-20:
Fürchte dich nicht, wenn ein Mann sich bereichert, wenn sich vergrößert die Pracht seines Hauses. Denn bei seinem Tod nimmt er das alles nicht mit; seine Pracht folgt ihm nicht hinab. Wenn er auch in seinem Leben seine Seele segnet und man ihn dafür preist, dass er es sich gut gehen lässt, so kommt er doch zur Generation seiner Väter, die nie mehr das Licht sehen.
Und ich will uns darauf aufmerksam machen, dass Paulus über solche Leute, die ihr Herz nicht an Christus, sondern an die Dinge dieser Welt hängen sagt, dass sie Feinde des Kreuzes Christi sind:
Ihr Gott sind ihre eigenen Begierden, und sie sind stolz auf Dinge, für die sie sich eigentlich schämen müssten. Das Einzige, was sie interessiert, ist diese irdische Welt.
Phil.3,19
Das ist wirklich ernst! Das Ende dieser Menschen, die ihre eigenen Wünsche, Sehnsüchte und ihre Begierden zu ihrem Gott machen, ist das ewige Verderben. Sie verschwenden ihre Zeit, ihre Kraft an Dinge, die vergehen. Sie erklären Dinge dieser Welt zu ihrer größten Freude. Und in ihnen, in ihren Herzen, macht sich unaufhaltsam das Verderben breit.
Merken wir etwas im Anbetracht der Verse aus dem Philliper-Brief: Die Frage meiner Lebensausrichtung ist eine Frage, die direkt mit dem Evangelium zusammenhängt. Ich bin entweder ein Feind oder ein Freund des Evangeliums. Wir sind Feinde des Kreuzes/des Evangeliums, wenn unsere Wünsche, Sehnsüchte und Begierden zu unserer größten Freude werden. Wir sind dann Feinde des Kreuzes, wenn die Erfüllung unserer Begierden unser höchstes Ziel ist. Freunde des Evangeliums sind wird dann, wenn wir Christus glauben; und das heißt nichts anderes, als das wir ihn als den wertvollsten Schatz und das höchste Gut ansehen.
Mach Gott zu deiner größten Freude, solange du jung bist! Lebe voll und ganz auf den ausgerichtet, der dich zu seiner Ehre schuf, solange du jung bist.
Und dieser abschließende Aufruf wird dadurch verstärkt, dass der Prediger weiterfährt, indem er uns alle an unsere Endlichkeit erinnert.
Denke an Gott angesichts der Tatsache deiner Endlichkeit
Wir finden nun in den Versen 2-7 dreimal das Wort bevor. Denk an Gott, bevor… Denk an Gott, bevor… Denk an Gott, bevor...
Und jetzt bringt er mehrere Bilder, die das Altwerden des Menschen beschreiben. Zusammengefasst ruft er also dazu auf, an Gott zu denken solange man jung, bevor man alt wird oder plötzlich stirbt.
Die Bilder, die er bringt, kreisen um gerade die Tatsache des Älterwerdens und Sterbens.
So bringt er z.B. das Bild eines Hauses, dass kurz davor ist, einzustürzen.
Denk an Gott, bevor dein Augenlicht nachlässt. Denk an Gott, bevor dich dein Gehör im Stich lässt (gedämpfter Gesang). Denk an Gott, bevor dich deine Kraft verlässt und du dich vor jedem Hügel und jeder Treppe fürchtest (V.5). Denk an Gott, bevor du weiß und grau auf dem Kopf geworden bist (V.5 bringt das Bild eines Mandelbaums). Denk an Gott, bevor deine Kraft vergeht und dein ganzer Körper zusammensackt (V.6) Denk an Gott, bevor du wieder zu Staub wirst (V.7). Eine Reihe an Bildern, die alle die Wichtigkeit des letzten Aufrufs unterstreichen: Denk an Gott, solange du jung bist!
Wer ist weise? Der Gott fürchtet, also sein ganzes Leben auf Gott ausrichtet. Wie sollen wir leben? In völliger Ausrichtung auf Gott. Und zwar nicht erst später, sondern wir sollen uns, solange wir jung sind, völlig auf Gott ausrichten. Deshalb will uns der Text deutlich machen: Denk daran, dass du sterben wirst.
Wenn es eine Sache gibt, über die gerade junge Menschen gar nicht gerne nachdenken, dann ist es die Tatsache, dass wir sterben werden. Die Wahrheit ist aber, dass wir von dieser Erde gehen werden und das wir dem letzten Moment unseres Lebens mit jedem Augenblick, der vergeht, näher kommen. Deshalb erklärt die Bibel den Menschen für dumm, der die Tatsache, dass er sterben muss, verdrängt. Lehre uns, dass wir sterben müssen, damit wir klug und weise werden.
Abgesehen von Momenten des Verlustes und der Trauer, beschäftigen wir uns eigentlich gar nicht mit dem Gedanken. Vielmehr verdrängen wir ihn durch andere, lebensbejahende Gedanken. Wir denken nicht gerne daran, dass dieses Leben einmal aufhören wird. Wir denken nicht gerne daran, dass unser Herz eines Tages aufhören wird zu schlagen. Wir denken nicht gerne daran, dass wir eines Tages zum letzten Mal aufwachen werden, dass wir eines Tages zum letzten Mal Luft holen werden. Tatsache ist: dieser letzte Moment wird kommen. Und unbarmherzig und unaufhaltbar läuft die Zeit auf diesen letzten Moment zu.
Ein junger Mann begann seine Ausbildung am College. Seine Eltern brachten ihn hin und nachdem sie alles ausgepackt und sein Zimmer eingerichtet hatten, kam sein Vater auf ihn zu und gab ihm eine bestimmte Summe an Geld und sagte: Mein Sohn, du hast diese Summe, um bis zum Ende des Semester durchzukommen. Und dann legte er noch einen einzelnen Cent in das Portemonnaie seines Sohnes und sagte weiter: Jedes Mal, wenn du in dein Portemonnaie greifst, wirst du diesen einen Cent sehen und er soll dich daran erinnern, dass du diesem letzten Cent immer näher kommst, wenn du dein Geld ausgibst. Also, mein Sohn, achte darauf, wie du dein Geld einsetzt. Denn irgendwann wird nur noch dieser letzte Cent bleiben.
Deutliche Ansage, oder? Irgendwann wird nur noch der eine letzte Moment bleiben. Und wir wissen nicht, wann er kommen wird. Besonders wir jungen Menschen, denken ja immer, wir hätten noch eine lange Zeit vor uns. Gott allein weiß und bestimmt, wie alt du wirst, wie alt ich werde.
Handbreit hast du meine Tage gemacht, und meine Lebenszeit ist wie nichts vor dir; nur ein Hauch ist jeder Mensch, wie fest er auch stehe. (Ps.39,6) Als ich ein Embryo war, sahen mich deine Augen. Und in dein Buch waren alle meine Tage eingeschrieben, als noch keiner von ihnen da war. (Ps.139,16) Das Leben jedes Menschen in diesem Raum läuft auf seinen unbedingtes Ende zu.
Als der amerikanische Erweckungsprediger J.Edwards ca.20 Jahre alt war, schrieb er folgenden Entschluss nieder: Ich bin entschlossen, keine Zeit zu verlieren, sondern sie auf die bestmöglichste Art und Weise zu nutzen. Edwards war sich als junger Mann bewusst: Ich habe nur dieses eine Leben. Ich habe nur dieses eine Leben, um es für Gott oder gegen Gott zu leben. Ich habe einen ganz bestimmten Betrag an Zeit in meinem ,,Portemonnaie“. Und dieser Betrag wird nicht vergrößert werden. Ich gehe unsausweichlich auf den Moment zu, an dem ich zum letzten Mal die Augen schließen werde.
Wir kommen als Menschen nicht um die Tatsache herum, dass wir nur ein einziges Leben auf dieser Erde haben; ein Leben, das wir bekommen haben. Wir haben dieses eine Leben, um all das zu tun, was wir vorhaben. Wir haben dieses eine Leben, um vieles oder gar nichts zu erreichen. Wir haben dieses eine Leben, um Beziehungen aufzubauen und abzubrechen. Wir haben einen ganz bestimmten Betrag an Zeit, die wir auf diese oder jene Weise einsetzen können.
Und nun ruft der Text uns mit aller Dringlichkeit zu: Denke an deinen Schöpfer, solange du jung bist!
Warum legt die Bibel so einen großen Wert darauf, dass der Mensch sein Leben in seinen jungen Jahren voll und ganz auf Gott ausrichtet? Zum einen: Weil Gott uns davor warnen will, unser ganzes Leben zu verschwenden und weil wir nie die Garantie haben, dass wir alt werden.
Zum anderen: Es gibt eine Wahrheit, die vielleicht nicht auf alle, aber auf viele Menschen zutrifft: Richte dein Leben als junger Mensch nicht auf Gott aus und du wirst es nie wieder tun.
Ich sage nicht, dass das die Regel ist. Gottes Gnade hat schon einige Menschen im hohen Alter erreicht und verändert. Aber unser Denken, dass wir auch noch im hohen Alter ,,die Kurve kriegen“ können, kommt daher, dass wir eine ziemlich falsche Sicht auf die Sünde haben, die in uns wohnt.
Sünde ist kein Paket, das wir so unterm Arm tragen und dann kurz vor ,,Toreschluss“ abwerfen können.
Nein, Sünde ist vielmehr ein Gift, das sich immer weiter in uns verbreitet und uns immer mehr lähmt und verblendet. Deshalb warnt der Hebräerbrief so eindringlich mit dem Beispiel von Esau:
Achtet darauf, dass bei niemandem von euch eine Wurzel des Bösen aufwächst wie bei Esau. Denn ihr wisst, dass er auch nachher, als er den Segen erben wollte, verworfen wurde, denn er fand keinen Raum zur Buße, obgleich er sie mit Tränen eifrig suchte. Was war das Problem bei Esau? Esau achtete den Segen Gottes gering und wählte das, worauf er gerade Lust hatte. Und in diesem Fall war das banaler Weise nicht mehr als ein Linsengericht.
Die bleibende Frage…
Wie sollen wir leben? Das ist die Frage, die für uns bleibt, nach der Betrachtung des Textes.
Wie lebe ich dieses Leben? Was mache ich zum Zentrum meines Lebens? Was mache ich zur höchsten Freude und größten Erfüllung meines Lebens? Das Predigerbuch endet mit einem Vorschlag für unsere Lebensausrichtung: Fürchte Gott und halte seine Gebote! Was das bedeutet, haben wir heute gesehen: Denk an deinen Schöpfer und mach Ihn zu deiner größten Freude solange du jung bist! Lass dich in deinem ganzen Wollen, Handeln, Fühlen und Denken von der Größe deines Schöpfers ergreifen.
Ja, es gibt viele Lebensstile. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dieses Leben zu leben. Und jeder von uns kann wählen, wie er dieses eine Leben, das er hat, gestaltet. Aber es gibt nur zwei Möglichkeiten unser Leben auszurichten. Auf Gott hin oder gegen Gott. Unser Leben wird zeigen, ob wir Feinde oder Freunde des Kreuzes sind.
Und das Buch der Prediger macht uns deutlich: Weise ist der, der schon als junger Mensch sein Leben in der Furcht Gottes, in der Ausrichtung auf Gott lebt! Weise ist der, der CHRISTUS schon als junger Mensch zu seiner größten Freude macht; der Jesus Christus über allem anderen sucht, schätzt und liebt!
Amen.
1 Kommentar
Hallo,BIN zufällig hier gelandet und schon bisschen Älter,geb einfach mal trotzdem meine Meinung dazu ab.Mein Herz ist berührt,beim Lesen der ganzen,-Abhandlung-,kann mich gut an meine Jugend erinnern,war sicher nicht immer gut und wahrlich nicht ohne Sünden, aber heute denke ich,Gott hat mich trotzdem -geführt- weil ich auch Ihn nie ganz verlassen habe, darum bin ich heute noch unsäglich froh.Ich hoffe, Du führst noch viele junge Menschen auf -den Weg, der zu Gott führt ,Danke, mit den besten Wünschen für Dich und deineFrau sagt ,nur ein kleines Senfkorn Walter-Maria!