Der Prediger des 20. Jahrhunderts – Warum Du Martyn Lloyd-Jones kennen solltest.
Martyn Lloyd-Jones war ein englischer Prediger. Vielleicht der Prediger des 20. Jahrhunderts. Joel Beeke hat bei der Evangelium21 Konferenz in Kaiserslautern gesagt, dass es maximal einmal im Jahrhundert einen Mann gibt, der einer der ganz großen Prediger wird, obwohl er nie eine theologische Ausbildung hatte. Im 17. Jahrhundert war das John Bunyan, im 19. Jahrhundert C.H. Spurgeon und im 20. Jahrhundert Martyn Lloyd-Jones, der „Good Doctor“.
Warum sollten wir diesen Mann kennen? Warum sollten wir seine Bücher lesen? Ich will versuchen dir das anhand von 5 Stationen seines Lebens zu zeigen.
Leben in totem Glauben, ohne Evangelium
Martyn Lloyd-Jones (MLJ) war ein Waliser und wurde 1899 geboren. Wales, im Westen von England gelegen, ist nur ein kleines Land, hat aber einige bekannte Männer hervorgebracht. George Whitefield zum Beispiel (Gott hat durch Whitefield und John Wesley England und Amerika im 18. Jahrhundert erweckt). Wegen Whitefield und Wesley gingen die meisten Waliser in die Kirchen und kurz nach Lloyd-Jones Geburt gab es sogar nochmal eine Erweckung. So wuchs auch Lloyd-Jones mit seiner Familie in einer calvinistisch-methodistischen Gemeinde auf.
Trotzdem berichtet er in der Erinnerung an seine Kindheit davon, wie zwar viel darüber geredet wurde, was man als Christ tun soll oder kann, aber das Evangelium war nie Teil von den Predigten. Gepredigt wurde immer so, als wäre jeder, der in den Reihen der Kirche saß, bereits Christ und so philosophierten die Prediger in ihren ausgefeilten und schön anzuhörenden Predigten darüber, wie gut das Christentum ist, wie man die Welt am besten durch christliche Moral und Erziehung verändern könne und wie gut doch die Demokratie sei. Vom Evangelium keine Spur! Trotzdem war auch MLJ war davon überzeugt davon, dass er Christ war. Als intelligenter und aufgeweckter Schüler entschied er sich für ein Studium zum Mediziner.
Bekehrung als Top-Arzt
So wurde aus Martyn Lloyd-Jones schnell “Doktor Martyn Lloyd-Jones“. Er studierte an einer sehr angesehenen Universität in London, musste nebenbei oft für seinen Vater arbeiten (er musste frühmorgens Milch mit einem Handkarren ausfahren) und ging weiterhin brav in die Gemeinde. Mit 24 hatte er auf dem Gebiet der Medizin die besten Voraussetzungen, ein reicher und berühmter Arzt zu werden. Er hatte schon 4 Abschlüsse als Mediziner, war Mitglied in der wichtigsten Vereinigung von Ärzten in England und war der Assistent des vielleicht besten Arztes Londons, vielleicht sogar Englands.
Durch seine Brillanz kam er schnell in die höheren Kreise der Londoner Gesellschaft, aber stellte fest: Egal wie fortschrittlich, egal wie gebildet die Gesellschaft ist, sie ist trotzdem nicht besser dran ohne Evangelium . Dass die Menschen nur gebildet werden müssten, wie es ihm in Predigten sein ganzes Leben lang erzählt wurde, hatte sich vor seinen Augen widerlegt. MLJ prägte später den Satz: Die Menschen haben sich nicht geändert und Gott hat sich nicht geändert, also muss ich das gleiche Evangelium predigen.
Das Evangelium musste er aber selbst erst verstehen. Immer mehr wurde ihm klar, dass er selbst ein schlimmer Sünder war, verloren ohne einen Retter. Ein guter Pastor predigte über die Herrlichkeit Gottes. Wie gut, wie wundervoll ist dieser Gott. Und diesen Gott brauchte er. Als er das erkannte, ging es schnell und bald hielt MLJ einen Vortrag in seiner Gemeinde über das, was Wales seine Heimat braucht.
Dienst in Wales
Dieser Vortrag brachte ihn in seiner Heimat über Nacht zu großem Ruhm. Mit gewaltiger Redekunst und genialen Gedanken zeigte er seinen Zuhörern, dass Wales nur eines braucht – Christus! Keine Moral, keine bloße Religion kann Wales retten. Wales muss zurück zu Christus. Die Meinungen waren sehr gespalten, denn die meisten Prediger in England und Wales zu dieser Zeit predigten genau das Gegenteil, nämlich dass man einfach nur christlich leben müsse, und dann würde alles gut werden. Obwohl ihm viele widersprachen, waren sich alle sicher: Dieser Mann muss predigen, denn begabt ist er allemal.
Zuerst war nicht klar, ob Lloyd-Jones das auch machen konnte, denn immerhin war er „Laie“, also nicht als Theologe ausgebildet. Schließlich wurde er jedoch als Laienprediger in eine „kleine“ Gemeinde (etwa 300 Mitglieder) in Wales berufen.
Nach etwa einem Jahr, in dem er zweimal pro Woche gepredigt hatte, durfte er in seiner Gemeinde die erste Bekehrung erleben: Seine eigene Frau! Auch sie war in einer „christlichen“ Gemeinde aufgewachsen, hatte aber nie das Evangelium gehört, geschweige denn verstanden. Kannst du dir das vorstellen?
Nach seiner Frau bekehrten sich immer mehr Menschen und diese Gemeinde wurde zu einem Licht in ihrer Stadt. Aber MLJ hatte viel zu tun. Zwei Predigten, dazu unter der Woche noch in anderen Städten predigen und den Menschen auch noch ärztlich helfen, weil in dieser Gegend kaum Ärzte waren.
Nach 13 Jahren mussten er, zusammen mit seiner Familie einen Schlussstrich ziehen und sie verließen die Gemeinde, damit MLJ in einer großen und bekannten Gemeinde in London als Assistenzpastor anfangen konnte, der Westminster Chapel.
Dienst in England
Die Kirche im Herzen der Stadt hatte Platz für etwa 2000 Leute. In ihr predigte damals ein gewisser Campbell Morgan, ein genialer und redegewandter Prediger. Er fragte Lloyd-Jones, ob er sein Assistent und später Nachfolger werden könne. MLJ willigte ein. Irgendwie verrückt, weil er und Campbell Morgan sich in vielen Lehrfragen ziemlich unterschieden. Trotzdem konnten sie in den nächsten Jahren sehr gut zusammenarbeiten. Lloyd-Jones begann seinen Dienst 1938, kurz bevor der Zweite Weltkrieg begann und musste seine Gemeinde durch diese schwierige Zeit führen. London wurde teilweise evakuiert, die Kirche einmal beschädigt und die Gemeinde wurde beständig kleiner und kleiner.
Trotzdem führte Gott ihn und seine Gemeinde durch diese Herausforderungen und mit der Zeit durfte die Gemeinde geistlich wachsen und auch zahlenmäßig wieder größer werden. MLJ wurde in England und auch in Amerika bekannt für seinen Einsatz mit jungen Menschen, mit Pastoren und für seine Auslegungspredigten durch ganze Bücher der Bibel. Er predigte zum Beispiel von 1955 für 13 Jahre am Freitagabend durch den Römerbrief. In den 13 Jahren schaffte er es bis Kapitel 14. Man könnte jetzt denken, dass so eine Reihe durch den Römerbrief langweilig und vor allem für junge Leute nichts sei. Aber ganz im Gegenteil, viele junge Leute kamen extra für seine Predigten in die Westminster Chapel, in der er bis 1968 Pastor war. Warum beendete er seinen Dienst? 1968 bekam Lloyd-Jones einen Tumor, der so schlimm war, dass ihm nicht die besten Chancen ausgerechnet wurden..
Zwölf weitere Jahre geschenkt.
Er musste seinen geliebten Dienst als Pastor aufgeben, um in die Chemotherapie zu gehen und bekam von vielen Seiten Zuspruch, Briefe und das Versprechen, dass für ihn gebetet würde. Ein 11-jähriges Mädchen schrieb ihm, dass sie Gott bitten würde, dass Er MLJ wieder gesund mache, weil er der einzige Prediger wäre, den sie verstehen könne.
Lloyd- Jones erlebte so etwas wie eine Wiedergeburt. Gott schenkte ihm noch einmal neue Kraft, eine neue Perspektive, einen neuen Dienst. Nach etwa einem Jahr konnte er wieder predigen und hatte auch Zeit, seine vielen Predigten und Predigtreihen als Bücher zu bearbeiten und herauszugeben. Seine Epheserreihe und seine Reihe über den Römerbrief sind heute noch legendär und werden viel gelesen. MLJ durfte Vorträge halten, in denen er seine Weisheit und Erfahrung an die nächste Generation weitergab.
Am 28. Februar 1981 endete das Leben von MLJ und er durfte zu seinem Retter gehen. Er wurde in seinem geliebten Heimatland Wales in einer kleinen Stadt beerdigt und trotzdem kamen viele hundert Trauergäste. Er hat in seinem Leben viel bewegt und wurde von Gott reichlich benutzt. Lasst uns ihm dort nachahmen, wo er Christus nachgeahmt hat!
Du möchtest mehr über Lloyd-Jones lernen?
Hier sind noch fünf kurze Prinzipien, die wir von Martyn Lloyd-Jones Dienst lernen können:
Ich habe eine lange Biografie über Martyn Lloyd-Jones gelesen, die von seinem Freund und Sekretär Ian Murray geschrieben wurde. Die Biografie ist eine der besten, die ich je gelesen habe, voll von spannenden Informationen, Dingen, über die man staunen kann und verrückten Geschichten. Gegen Ende der Biografie denkt Murray über fünf Dinge nach, die wir von Lloyd-Jones lernen können, Prinzipien, die auch unser Leben prägen sollten.
Zu jedem dieser Prinzipien wird es in den nächsten Monaten immer einen Artikel geben. Wir wollen dann darüber nachdenken, inwieweit wir diese Prinzipien auch auf unser Leben anwenden können, oder ob sie nur für einen Mann wie Martyn Lloyd-Jones, den Good Doctor, gelten.