Du bist eine Frau? Dann stelle dir folgende Situation vor:
Es ist Sonntag nach dem Gottesdienst, vieles muss gemacht und erledigt werden. Die Tische müssen gedeckt, der Kaffee gekocht und der Kuchen geschnitten werden. Zwei Kinder streiten sich und benötigen dringend einen Schlichter, drei Gäste waren im Gottesdienst, um die sich gerade keiner kümmert. Eine ältere Dame sitzt einsam am Tisch, außerdem ist die Spülmaschine noch nicht ausgeräumt und es müssen 2000 Gemeindebriefe gefaltet werden, die noch in der nächsten Woche verteilt werden sollen….
Nun stelle dir auch noch Folgendes vor:
Eine Gruppe junger und älterer Männer, dazu auch eine der wenigen anwesenden Frauen besprechen schon seit einiger Zeit eine theologische Frage aus der Predigt und stehen im engen Durchgang vor der Toilette herum, während du – so scheint es – als einzige all die Dinge im Blick hast, die unbedingt erledigt werden müssten.
Was denkst du darüber? Was ist jetzt aus deiner Sicht nötiger? Tiefsinnige theologische Gespräche oder die praktische Arbeit, die in diesem Augenblick – für jedermann (und Frau) ersichtlich – vor den Füßen liegt?
In mancher Hinsicht ähnelt das oben beschriebene Szenario der Situation, in der sich Martha bei dem Besuch von Jesus und den Jüngern in Lukas 10,38-42 befindet. Martha kann überhaupt nicht nachvollziehen, was Maria dazu bringt, sich „faul“ zu Jesu Füßen zu setzen, statt das offensichtlich Nötige zu tun. Der Zorn, den Martha verspürt, ist sehr gut nachzuvollziehen, oder? Sie dient Jesus mit allem, was sie hat und ihre Schwester weigert sich, ihr zu helfen! Sie ist sich so sicher, im Recht zu sein, dass sie zu Jesus geht und ihn auffordert, in den familiären Zwist einzugreifen. Wie sehr muss sie sich geschämt haben, als Jesus ihrer kleinen Schwester Recht gibt! Ich stolpere selbst immer wieder über seine Antwort. „Martha, Martha, du machst dir Sorge und Unruhe um vieles; eines aber ist not. Maria aber hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden!“ (Luk 10,42) Kann Jesus das so gemeint haben? Hat er sich da nicht vertan? Hat er bedacht, dass außer Martha keiner die nötigen Vorbereitungen treffen würde?
Ja! Jesus wusste das alles und sein Urteil steht fest! Maria hat das Bessere gewählt! Dadurch, dass sie begierig jedes der Worte Jesu aufsaugte, hatte Maria das eine wirklich Notwendige getan, neben all den Aufgaben, die es sonst noch zu erledigen galt. Martha dagegen hatte viele Sorgen und machte sich große Mühe mit vielem.
Jesus liebte sie sehr (Joh 11,5), aber nicht wegen der vielen Dienste, die sie für ihn tat, sondern weil er sie später mit seinem Blut am Kreuz erkaufen würde. Was er wirklich von ihr wollte war, dass sie sich von ihm unterweisen ließ und daraus motiviert ihr Leben in seinen Dienst stellte. Martha hörte nicht auf, Jesus zu dienen. In Johannes 12 wird uns erneut berichtet, dass sie ihm kurz vor seinem Tod diente, während Maria ihm die Füße salbte. Sie wird verstanden haben, dass es nicht auf ihre Werke ankommt. Auch die Liebe Jesu zu dir und mir hängt nicht daran, was wir alles für Jesus schaffen. Lasst uns – als Frauen – vor allem darauf bedacht sein, Sein Wort begierig aufzusaugen und darüber alles andere hintenanzustellen. Es ist gut, wenn wir notwendige Aufgaben übernehmen, und es ist sehr gut, wenn wir andere Menschen und ihre Nöte im Blick haben und ihnen dienen. Das Beste aber ist, dass wir einen so wunderbaren Herrn haben, der sich die Zeit nimmt, Menschen zu besuchen und zu lehren, einen König, der dient und sich aufopfert. Lasst uns diesem Herrn und König mehr Raum geben in unserem Herzen und Leben und in den Werken wandeln, die er für uns bereitet hat. (Eph 2,10)
5 Kommentare
super Artikel! Danke!
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Danke, Hannah! Sehr hilfreiche Gedanken. Werde es an meine Frau weiterleiten 😉
Danke für diesen guten Artikel. Als Frau sehr nachvollziehbar und hilfreich! 🙂
Hab den spitzen Artikel erst jetzt gelesen. Musste erst noch abwaschen, die Kinder ins Bett bringen und die Socken stopfen (-: