Fenster auf!

von JOSIA-Redaktion
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Ein Plädoyer, wahrer Theologie eine Chance zu geben

Sicherlich hast du schon erlebt, wie schläfrig man wird, wenn ein Klassenzimmer lange nicht gelüftet wird. Schuld daran ist die Luft im Raum. Stell Dir vor, du stehst auf, um das Fenster zu öffnen und plötzlich hält dich jemand zurück: Mach bloß nicht das Fenster auf, da draußen ist doch Luft! Merkst du nicht, wie schlecht wir uns konzentrieren können, wenn Luft im Raum ist? Lass doch nicht noch mehr davon rein!

Wir alle wissen, dass nicht die LUFT das Problem ist, sondern ihre Qualität. Das Mittel gegen schlechte Luft ist, gute Luft in den Raum zu lassen.

Was ich oft erlebe, ist, dass „Theologie“ wie die Luft in diesem Beispiel behandelt wird. Irgendwie haben viele Menschen schlechte Erfahrungen mit Theologie: Theologie sei leblos, irrelevant, unpraktisch und langweilig; Theologen seien stolz und streitsüchtig; und manche lassen die Finger davon, weil sie meinen, sie würden sowieso nichts verstehen oder weil sie zu beschäftigt sind. Ihre Lösung: Lass bloß die Fenster zu. Halte mir Theologie vom Leib. DAVON wollen wir nicht noch mehr.

Ja, sogenannte „Theologie“ kann so schlecht sein, dass man fast daran erstickt. Aber ich glaube auch, dass die meisten, die so denken, im Kern nicht verstanden haben, was Theologie ist. Sie denken, Luft an sich sei schädlich und übersehen, dass sie einfach GUTE Luft bräuchten, um wieder aufzuleben.

Was bedeutet Theologie wirklich?

Also lass uns mal das Fenster öffnen: Was ist eigentlich Theologie?

Das Wort „Theo-logie“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet etwa so viel wie „Wort von Gott“ oder „Lehre von Gott“. So wie Bio-logie bedeutet, sich mit Lebewesen auszukennen, bedeutet Theo-logie in erster Linie schlicht und ergreifend sich mit Gott auszukennen – Gott zu kennen. Grundsätzlich sollte wahre Theologie einfach der wissenschaftliche Aufkleber für den großartigen Inhalt „Gott kennen“ sein.

Zwar kommt das Wort Theologie so nicht in der Bibel vor, aber über den Inhalt dieses Begriffs, Gott kennen, spricht die Bibel durchaus.

Kurz vor seiner Kreuzigung sagt Jesus in einem Gebet (Joh 17,3): Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.

Jesus sagt hier quasi: Gott/Jesus kennen = ewiges Leben. Wenn du biologisch leben willst, musst du atmen. Wenn du ewig leben willst, musst du Gott kennen. Jesus hält „Gott zu kennen“, für DAS Merkmal eines Christen. Wenn wir also die Bezeichnung „wahre Theologie“ verwenden, sollte sie untrennbar mit dem Inhalt verbunden sein, der Jesus so wichtig ist: Gott zu kennen. Wenn Theologie mit „Gott kennen“ verbunden ist, dann kann Theologie gar nicht steif und leblos sein! Wer Gott nicht kennt, ist geistlich tot; so wie jemand, der nicht atmet über kurz oder lang stirbt. „Kennen“ beginnt damit, etwas über den anderen zu wissen, aber „kennen“ geht weit über reine Informationen hinaus. Es ist ein Beziehungsbegriff. Gott zu kennen, bedeutet, enge Gemeinschaft mit ihm zu haben.

Gotteserkenntnis ist geistliches Leben

Also lass mich dich fragen: kennst du Gott als deinen Vater, Jesus als deinen Retter? Bist du geistlich lebendig geworden? Wenn nein, dann ist heute der Tag, an dem Gott dir begegnen möchte. Lerne ihn kennen! Werde lebendig! Atme!

Wenn ja, preis den Herrn! Du lebst. Du atmest.

Mit dieser Antwort hast du aber auch eine Aussage über dich selbst getroffen: als geistlich lebendig gemachter Mensch bist du Theologe. Lebendige Menschen können niemals freiwillig die Luft anhalten, bis sie sterben. Genauso ist es mit geistlich lebendigen Menschen: Sie können gar nicht verhindern, in gewissem Maß Theologie zu betreiben. Diese Theologie kann aber mehr oder auch weniger fokussiert und präzise sein. Lass uns also noch eine Stelle aus dem Wort Gottes untersuchen und nach ein paar grundlegenden Kriterien suchen, die gute Theologie ausmachen.

Was gute Theologie ausmacht

Petrus schreibt:

Simon Petrus, ein Knecht und Apostel Jesu Christi, an alle, die mit uns denselben teuren Glauben empfangen haben durch die Gerechtigkeit, die unser Gott gibt und der Heiland Jesus Christus:Gott gebe euch viel Gnade und Frieden durch die Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn! Alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, hat uns seine göttliche Kraft geschenkt durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Kraft. Durch sie sind uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt, damit ihr dadurch Anteil bekommt an der göttlichen Natur, die ihr entronnen seid, der verderblichen Begierde in der Welt. (2. Petrus 1,1-4)

Das ist ein absolut unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis: Gott schenkt Dir den teuren Glauben durch die Gerechtigkeit, die Jesus Dir erworben hat. Er bietet Dir an, ihn persönlich kennenzulernen, um dadurch folgende Bonusprämien zu erhalten:

  • Gnade – Gottes rettendes, vergebendes Wohlwollen
  • Frieden – Versöhnung mit Gott
  • Alles, was es zum Leben braucht
  • Alles, was es braucht, um ein gottgefälliges Leben zu führen
  • Die teuren und allergrößten Verheißungen, die dazu führen, dass wir Gott ähnlicher werden

Warnung vor falscher Theologie

Gottes Wort nennt hier wichtige Merkmale, die Gotteserkenntnis, also wahre Theologie, ausmachen:

Wahre Theologie fließt aus der Lehre der Apostel, die die Versöhnung mit Gott durch Christus im Zentrum hat. Deine Rettung hängt daran! Sie ist kein billiges, bequemes individualistisches Gedankengebäude, sondern ein teurer Glaube – einer, der Jesus alles gekostet hat und dich immer wieder herausfordern wird. Wenn du Theologie bisher für irrelevant gehalten hast, möchte ich dich fragen, ob deine Theologie dem entspricht, was die Apostel gelehrt haben. Dreht sich deine Suche nach Gott um das Evangelium von Christus? Wenn Theologie mit deiner Rettung zu tun hat, kann sie nicht irrelevant sein!

Aus wahrer Theologie fließen Leben und eine gottgefällige Lebensführung. Theologie ist nicht einfach theoretisch. Klar braucht es Erkenntnis – Gott zu erkennen macht ja erst lebendig. Aber wenn du behauptest, lebendig zu sein, aber nicht das Leben eines Lebendigen führst, gibt das Grund, daran zu zweifeln, ob du wirklich lebendig bist. Kommen in dem, was du unter Theologie verstehst Erkenntnis und Leben zusammen? Wenn Theologie mit Leben und Lebensführung zusammengehört, dann kann sie nicht unpraktisch sein.

Wahre Theologie bedeutet, immer mehr zu entdecken, was Gott uns geschenkt hat, um dadurch Gott ähnlich zu werden. Gottes teure und allergrößten Verheißungen gelten denen, die verstanden haben, dass ihnen die Welt nichts bieten kann, was Gott nicht 1000-fach übertrifft. Wenn du also meinst, Theologie sei nichts für dich, dann hast du den Wert dessen, was die Welt dir geben kann mit dem Wert der Verheißungen Gottes vertauscht. Denn wenn Theologie damit zu tun hat, durch Gottes Verheißungen beschenkt zu werden, kann sie nicht langweilig sein.

Lüfte durch Gottes Wort – nicht durch Streit

Gott bietet dir ein ganzes Universum an klarer Luft, dass dir Atem bis in die Ewigkeit gibt. Wahre Theologie ist großartig, weil sie sich um unseren großartigen Gott dreht – also atme ein!

Wenn du zu Jesus gehörst, bist du so lebendig, dass du fähig bist, etwas von Gott zu verstehen. So wie schon viele Menschen vor Dir: Seit 2000 Jahren wollen Christen Gott kennen und mit ihm leben. Und wir können heute von ihren unzähligen Schriften, Liedern, Predigten und theologischen Systemen, die viel Wahrheit über Gott enthalten, profitieren. Oft hilft uns das, was sie erkannt und formuliert haben, um selbst wieder mehr von Gott zu verstehen, Erkenntnis ins Leben zu übertragen oder einfach zu staunen. Sie zeigen uns große, gut gelüftete theologische Räume, in denen man sehr lange atmen kann. Gute Theologen lassen die Fenster gekippt: Sie verweisen auf das Wort Gottes, aus dem ihre Erkenntnis genährt wird. Denn so präzise ihre Erkenntnis auch sein mag: wo sündhafte Menschen theologisch arbeiten, sind größere und kleinere Irrtümer unvermeidbar, so wie die Luft in einem Klassenzimmer mit der Zeit verbraucht wird. Abgestandene Theologie entsteht da, wo Menschen oder Gemeinden so stolz werden, dass sie sich vom Wort Gottes entfernen und sich nicht mehr davon korrigieren lassen. Genau davor warnt Paulus seinen Schüler Timotheus in 1 Tim 6,3-5:

Theologie ohne Demut wird zur Gefahr

Wenn jemand anders lehrt und bleibt nicht bei den heilsamen Worten unseres Herrn Jesus Christus und bei der Lehre, die dem Glauben gemäß ist, der ist aufgeblasen und weiß nichts, sondern hat die Seuche der Fragen und Wortgefechte. Daraus entspringen Neid, Hader, Lästerung, böser Argwohn, Schulgezänk solcher Menschen, die zerrüttete Sinne haben und der Wahrheit beraubt sind, die meinen, Frömmigkeit sei ein Gewerbe.

Ich fürchte, dass viele „Theologie“ mit dieser Art von Stolz und Streitsucht verbinden. Und es ist wahr: Stolz und Streitsucht kann herrliche Theologie vergiften. Es ist also absolut notwendig, dass jeder Streitpunkt, jedes theologische System immer wieder von dem heiligen, maßgeblichen, ausreichenden, klaren Wort Gottes durchlüftet wird. Je schlechter Deine bisherige Erfahrung mit Theologie, desto nötiger ist es, die Fenster für gute Theologie aufzureißen! Wahre Theologie mit Gott im Zentrum kommt aus Gottes Offenbarung, seinem Wort. Wo offene Fragen aus offenen Bibeln geklärt werden und Gottes Geist unser theologisches Denken durchströmt, da haben Stolz und Streitsucht keinen Platz, da herrscht wahre Freude an Gottes Herrlichkeit, da wird alles Giftige, Abgestandene verdrängt, da pulsiert das Leben.

Wachse in Gotteserkenntnis – für dein Leben

Gott ist so großartig, dass er unser Verständnis immer übersteigt. Vielleicht konntest Du bisher deswegen nicht viel mit Theologie anfangen, weil Du das Gefühl hattest, so klein zu sein und so wenig zu verstehen, dass Du aufgegeben hast. Oder vielleicht bist Du so auf die Praxis fokussiert, dass Du meinst, keine Kapazitäten für Theologie zu haben.

Es geht Dir wie einem Läufer, dessen Lungen sich erst mit der Zeit an die Belastung anpassen. Genauso wird auch Deine Kapazität, Gott zu erkennen, wachsen, je länger Du in seiner Gnade und seinem Frieden lebst, je mehr Du in Anspruch nimmst, dass er Dir alles gegeben hat, um ein gottgefälliges Leben zu führen, je mehr Du entdeckst, wie seine Verheißungen Deine Erfahrung werden.

Wenn du also entmutigt bist, geliebtes Gotteskind, dann atme auf: Gott offenbart sich denen, die wissen, wie klein sie sind und wie wenig sie erfassen können. Atme und erlebe, wie Gott dich durch sein Wort und seinen Geist erfüllt. Gott lässt sich von denen finden, die ihn suchen. Lass ihn die Grenzen deines Verstehens erweitern und sprengen.

Halte inne – und atme wieder auf

Wenn Du bisher zu busy bist, geliebtes Gotteskind, dann halte an: Niemand kann laufen, ohne zu atmen. Je mehr du für Jesus aktiv bist, desto tiefer musst du Erkenntnis Gottes einatmen. Du brauchst gute Theologie so dringend wie ein Läufer Sauerstoff. Du darfst anhalten und bei Jesus Pause machen. Atme und erlebe, wie Gott deine Mühe und dein Dienen durch sich selbst belebt und dir durch mehr Verständnis von ihm Kraft gibt, das Richtige zu tun.

Geliebte Schwester, geliebter Bruder, es ist Zeit zu lüften, Zeit, unsere Bibeln zu öffnen. Ich lade dich ein, dein Verständnis von Theologie nicht von schlechten Erfahrungen geprägt sein zu lassen, sondern sie als das zu begreifen, was sie vorrangig ist: lebensspendende Gotteserkenntnis. Gotteserkenntnis eines großartigen Gottes. Wenn Gott kennen unser Leben ist, dann lasst uns einatmen, so tief wir können.

Und dann lasst uns seinen Lobpreis ausatmen!


Ein Artikel von Luca Meis

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