Jüngerschaft

von Steven Aul
0 Kommentar

„Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit! Amen.“ – Matthäus 28,18-20

Viele kennen es, manche leben es bereits und bei vielen gehört es zum Standardvokabular eines Christen: Jüngerschaft. Aber nur wenige können erklären, was Jüngerschaft überhaupt ist. Obwohl Jesus uns im letzten Kapitel des Matthäusevangeliums, dazu aufruft in die Welt zu gehen und „Jünger zu machen…“, wissen nur wenige, was sie mit dem Auftrag Jesu anfangen sollen. Genau darum geht es in diesem Artikel und wir wollen uns dabei anhand von der Bibel anschauen, was Jüngerschaft überhaupt ist und wie sie funktioniert.

Was ist Jüngerschaft?

„Da sprach Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen!“ – Johannes 8,31-32

Um zu erklären, was Jüngerschaft ist, ist es zunächst sinnvoll, wenn wir uns den Begriff „Jünger“, einmal genauer anschauen. Das griechische Wort für Jünger, bedeutet in unserer Sprache so viel wie: „Schüler“, oder „Lernender“. Das bekannteste Beispiel für Jünger sind die Jünger Jesu. Jesus hat in seinem Dienst verschiedene Männer dazu berufen, seine Jünger zu werden. Sie begleiteten ihn auf Schritt und Tritt, über Land und Wasser, von Stadt zu Stadt. Aber wofür? Um von Ihm zu lernen. Sie wollten seine Gebote für ihr Leben verstehen und wie man nach diesen Leben soll. Nach dieser Wahrheit strebten sie. Nach der Wahrheit, Jesus immer ähnlicher zu werden. Genau das ist Jüngerschaft. Gott durch sein Wort immer besser zu verstehen und mehr danach zu leben (Matthäus 28,20a).

Wie funktioniert Jüngerschaft?

„Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.“ – 2.Timotheus 3,16-17

Wie bereits in Punkt 1 geklärt, ist Jüngerschaft ein gemeinsames Nachfolgen zu Gott. Dafür gibt es die unterschiedlichsten Wege, Möglichkeiten und Formen.

Jüngerschaft kann man sowohl im Einzelnen als auch in einer Gruppe leben. Ich zum Beispiel befinde mich momentan sowohl in einer Einzeljüngerschaft als auch in einer Jüngerschaft mit einer ganzen Gruppe. Meine Einzeljüngerschaft fing am Anfang meines Glaubenswegs an und wir verabredeten uns zum Bibellesen. Dort sprachen wir über das Gelesene und beteten gemeinsam. Über die Zeit entstand daraus nicht nur eine dauerhafte Jüngerschaft, sondern auch eine wirklich enge und feste Freundschaft. Im Laufe der Zeit entschieden wir zwei uns dafür, einander rechenschaftspflichtig unsere Sünden zu bekennen und den anderen dabei zu ermahnen und aufzubauen. Mittlerweile sind wir alle 2 Wochen verabredet und stärken uns gemeinsam mit Gottes Hilfe dabei, immer mehr Sünden abzulegen.

Die Jüngerschaftsgruppe, in der ich sein darf, hat damit angefangen, dass wir ein Buch aus der Bibel mit einem bestimmten Thema dazu gelesen haben. Das machen wir zu siebt. Dabei haben wir uns im Einzelnen darauf vorbereitet, zusammen den Abschnitt gelesen und zusammen gebetet. Als wir damit fertig waren, entschieden wir uns gemeinsam ein christliches Buch zu lesen. Nach dem Buch beschäftigten wir uns mit den damaligen Herausforderungen in unserem Leben und unterschiedlichen theologischen Themen.

Zwei Jüngerschaftsformen

Je nach Glaubensstand gibt es auch unterschiedliche Formen, die alle unter dem Punkt Jüngerschaft fallen. Wenn du dir eine erfahrenere Person suchst, mit der du Jüngerschaft haben möchtest, wird es sich am wahrscheinlichsten um eine Mentorenschaft handeln, in der die erfahrenere Person durch seine bereits gesammelten Erfahrungen die eher unerfahrenere Person anleitet, nach Gottes Wort zu streben. Das kann für beide Seiten sehr hilfreich dabei sein, Gott immer mehr zu verstehen. Wenn du dir jemanden suchst, um nur über die eigenen Sünden zu sprechen und diese der anderen Person zu bekennen, handelt es sich um eine Rechenschaft. Ein wirklich effektiver Weg, um an Sünden zu arbeiten, ist es, das gemeinsam zu tun. Dabei kann es helfen, diese Sünden unter Gottes Autorität jemandem verbindlich mitzuteilen und mit ihm zusammen vor Gott zu bringen.

Ihr seht also anhand von diesen Beispielen, dass Jüngerschaft überaus vielschichtig ist und in vielerlei Weise gelebt werden kann. Wir dürfen jeden Tag aufs Neue lernen, Gott besser zu dienen und nachzufolgen. Es gibt nicht die richtige Jüngerschaftsform. Da ist jeder etwas anders gestrickt und deswegen möchte ich dir eher damit raten, dass du damit ins Gebet gehst. Frag außerdem andere, die bereits Jüngerschaft leben. Rede mit deinen Jüngerschaftspartnern und überlegt, was euch am meisten helfen würde. Aber am wichtigsten: Frag Gott danach, wie du Jüngerschaft leben sollst.

Mit wem habe ich Jüngerschaft?

„Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und seine Mutter, seine Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein. Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt, der kann nicht mein Jünger sein.“ – Lukas 14,26-27

Nachdem wir nun geklärt haben, was Jüngerschaft ist und wie es funktioniert, schauen wir uns jetzt an, mit wem wir überhaupt Jüngerschaft leben. Dabei ist Jüngerschaft an ein paar Bedingungen geknüpft, wobei es bei manchen Punkten auch einfach sehr um Weisheit geht. Da ich hier nicht zu jedem Punkt und jedem Szenario etwas schreiben kann, schauen wir uns nun im Besonderen drei Kriterien an, die uns bei dieser Frage helfen können.

Glaube

Ein gemeinsamer Glaube ist eine klare Bedingung von Jüngerschaft. Man kann kein gemeinsames Streben nach Gott erreichen, wenn die andere Partei das überhaupt nicht will. In Lukas 14,26-27 erklärt Jesus ganz klar, dass er selbst erst die höchste Priorität einer Person sein muss, ansonsten kann man nicht sein Jünger sein. Man kann nur mit Jüngern Jesu Jüngerschaft haben. Wie möchtest du mehr über Gott lernen, wenn dein Lernpartner nicht an Gott glaubt?

Auf die Frage nach Jüngerschaft mit Leuten unterschiedlicher Konfessionen müssen wir differenziert schauen: Es kommt drauf an. Ein unterschiedliches Verständnis über gewisse Themen aus Gottes Wort muss nicht zwangsläufig eine Jüngerschaft verhindern. Bei manchen kann dies sogar hilfreich sein, seinen eigenen Glauben besser zu verstehen und darüber nachzudenken, warum man zu dieser oder jener Theologie steht. Wenn jedoch die Jüngerschaft nur in Streitigkeiten ausartet, weil wieder über diese eine theologische Ansicht diskutiert wird, ist das weder heilsam für dich noch für dein Gegenüber. Der Kern eures Glaubens muss derselbe sein, hierfür sind zum Beispiel die 5 Solis (sola scriptura, sola gratia, sola fide, solus Christus, soli Deo gloria) als Abgleich sehr hilfreich.

Geschlecht

Gott hat Mann und Frau mit unterschiedlichen Aufgaben und Rollen beauftragt und beschenkt. Um uns in diesen Aufgaben und Rollen mehr zu erbauen und zu ermahnen, ist es also sinnvoll, Jüngerschaft nur mit Geschwistern desselben Geschlechts zu haben. Das bedeutet jetzt nicht, dass Beistand und Kritik beim Geschlecht aufhören. Jedoch gibt es einfach Bereiche und Themen, die eine Person desselben Geschlechts viel eher nachempfinden und verstehen kann und dadurch auch einen viel besser in seinen Problemen und von Gott eingesetzten Rollen unterstützen kann. Des Weiteren muss ich leider beobachten, das falsche Intimität immer normaler wird. Ich rede hier jetzt nicht darüber, dass Männer und Frauen keinen Kontakt haben dürften, ansonsten würde es, ohne arrangierte Ehen, ziemlich schlecht um unseren Nachwuchs stehen. Jedoch braucht man sich auch nicht wundern, wenn man selbst oder dein Gegenüber sich falsche Hoffnungen macht, durch eure intimen Gespräche und Gebete, die in einer Jüngerschaft auftauchen können. Meine Frage an dieser Stelle ist, sollte man sowas nicht nur mit seinem Partner machen? Wann haben wir angefangen, Intimität, die für unseren zukünftigen Partner bestimmt ist, so gering zu schätzen und mit irgendeiner anderen Person zu teilen?

Lebensabschnitt

Dieser Punkt beschreibt vielleicht am besten, dass es bei Jüngerschaft auch des Öfteren auf Weisheitsfragen ankommt. Was ich hier mit Lebensabschnitt meine, ist, dass es in manchen Fällen besser ist, mit jemanden Jüngerschaft zu leben, mit dem man sich in demselben oder einem. ähnlichen Lebensabschnitt befindet. Diese Person wird wahrscheinlich viel eher deine Sorgen, Probleme und Sünden nachvollziehen können, da diese auch wahrscheinlich selbst damit konfrontiert wird. Es würde zum Beispiel wenig Sinn ergeben, dass ein 14-jähriger Schüler, der momentan Probleme hat, seinen Glauben in der Schule zu bekennen, Jüngerschaft auf Augenhöhe mit einer 36-jährigen Mutter mit 4 Kindern lebt, die sich momentan von ihrem Mann nicht geliebt fühlt. Wo jedoch es von Vorteil sein kann, dass die Jüngerschaftspartner in unterschiedlichen Lebenssituationen leben, wäre in den beiden in Punkt 2 genannten Formen Mentorenschaft und Rechenschaft. Hier kann jemand nochmal von außen einen Blick auf deine Situation werfen und dir mit seinen bereits gesammelten Erfahrungen womöglich besser helfen.   

Zum Schluss möchte ich dir Mut machen, Jüngerschaft zu leben. Wir kämpfen alle mit unserem inneren Bösem und brauen Hilfe. Gott hat dir Geschwister an die Seite gestellt, die dich bei deinem Weg mehr zu Gott unterstützen können und denen auch du eine Stütze sein darfst. Kämpft zusammen gegen die Sünde und strebt gemeinsam danach, unserem Herrn bessere Kinder zu sein. 

Auch interessant

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Cookies. Wenn Du die Seite weiter benutzt, gehen wir von Deinem Einverständnis aus. OK